4771/AB XXIII. GP

Eingelangt am 10.09.2008
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BM für Unterricht, Kunst und Kultur

Anfragebeantwortung

 

 

Bundesministerium für

Unterricht, Kunst und Kultur

 

 

 

 

Frau

Präsidentin des Nationalrates

Mag. Barbara Prammer

Parlament

1017 Wien

 

 

 

 

 

Geschäftszahl:

BMUKK-10.000/0200-III/4a/2008

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wien, 10. September 2008

 

 

Die schriftliche parlamentarische Anfrage Nr. 4798/J-NR/2008 betreffend die „Bestellung von Sabine Haag zur Generaldirektorin des Kunsthistorischen Museums“, die die Abg. Franz Morak, Kolleginnen und Kollegen am 10. Juli 2008 an mich richteten, wird wie folgt beantwortet:

 

Zu Frage 1:

Ich wurde durch erfahrene Persönlichkeiten aus dem Museumsbereich auf Frau Dr. Sabine Haag aufmerksam gemacht.

 

Zu Frage 2:

Das Fachgebiet von Frau Dr. Sabine Haag umfasst einen Kernbereich des Sammlungs­bestandes des Kunsthistorischen Museums (KHM). Die/Der Generaldirektorin/Generaldirektor des KHM ist zugleich wissenschaftliche/r Leiterin/Leiter und damit ist die primäre Anforderung jene der wissenschaftlichen Kompetenz und Reputation, die von Frau Dr. Sabine Haag erfüllt werden und damit den Ausschreibungserfordernissen entsprechen.

 

Zu Fragen 3 und 4:

Frau Dr. Sabine Haag leitet seit 2007 die Kunstkammer und damit einen wesentlichen Kernbereich der Sammlungen des KHM. Seit 2002 war sie stellvertretende Direktorin der Kunstkammer und ebenfalls seit 2002 ist sie die wissenschaftliche Chefredakteurin des "Jahrbuchs des Kunsthistorischen Museums Wien". Sie hat in diesen Funktionen nicht nur ihre hohe wissenschaftliche Reputation erfolgreich unter Beweis gestellt, sondern ebenso ihre organi­satorischen Fähigkeiten und ihre Führungskompetenz. In den sehr ausführlichen Gesprächen mit Frau Dr. Haag hat sich gezeigt, dass sie auf Grund ihrer Kompetenzen, ihrer Persönlichkeit und ihrer langjährigen genauen Kenntnis des Hauses die besten Voraus­setzungen für die Leitung des KHM besitzt.

 

Zu Frage 5:

Auf die Ausschreibung für die Position der Generaldirektorin/des Generaldirektors des KHM haben sich 21 Personen beworben. 14 Personen wurden zu Vorgesprächen eingeladen, mit elf von diesen Personen habe ich ausführliche Bewerbungsgespräche geführt. Ich habe über diesen Personenkreis hinaus mit weiteren Persönlichkeiten aus dem Museumsbereich eingehende Gespräche geführt – darunter auch mit Frau Dr. Sabine Haag. Neben den in der Beantwortung der Fragen 3 und 4 genannten Gründen sind der kooperative Führungsstil, der wertschätzende Umgang mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie die sehr gute Arbeitsbasis zum kaufmännischen Geschäftsführer des Hauses ausschlaggebende Gründe für die Entscheidung.

 

Zu Frage 6:

Da sich Ausschreibungen stets an einen sehr spezifischen – und damit eingeschränkten – Personenkreis wenden und die darüber hinaus gehenden Gespräche durch Empfehlungen aus Museumskreisen zustande kamen, können in der gewählten Vorgangsweise keine „Schein­kriterien“ erkannt werden.

 

Die Entscheidung, Frau Dr. Sabine Haag zur Generaldirektorin des KHM zu bestellen, beruht auf denselben Kriterien, wie sie in der Ausschreibung eingefordert wurden. Auf dieser Basis wurden auch die der Bestellung vorangehenden Gespräche mit Frau Dr. Haag geführt.

 

Zu Fragen 7 und 8:

Da die/der Generaldirektorin/Generaldirektor zugleich wissenschaftliche/r Leiterin/Leiter des KHM ist, ist unter „hoher internationaler Reputation“ primär die wissenschaftliche Kompetenz der Bewerberinnen und Bewerber zu verstehen.

 

Zu Frage 9:

Wissenschaftliche Kompetenz und Reputation sind die primären Anforderungen an die Direktion eines Museums. Aus der Anzahl öffentlicher Auftritte lässt sich die Fähigkeit zur erfolgreichen Leitung eines Museums dagegen nicht ermessen.

 

Zu Frage 10:

Ich habe an 5  Arbeitstagen Gespräche mit internationalen Kandidatinnen und Kandidaten in verschiedenen europäischen Museen geführt, um einen bestmöglichen Überblick über deren Tätigkeit vor Ort zu erlangen und damit eine solide Entscheidungsbasis für die Regelung der Nachfolge von Herrn Generaldirektor Dr. Seipel zu begründen.

 

Zu Fragen 11 bis 99:

Mit allen Bewerberinnen und Bewerbern, die sich auf die Ausschreibung für die Position der/des Generaldirektorin/Generaldirektors des KHM beworben haben, ebenso wie mit jenen Persönlich­keiten, mit denen ich darüber hinaus Kontakt aufgenommen habe, wurde strikteste Vertraulich­keit über die Gespräche vereinbart. Die Einhaltung dieser Vereinbarung wurde von meinen Gesprächspartnerinnen und -partnern sehr positiv bewertet. Ich ersuche daher um Verständnis, dass ich – unabhängig davon, ob sich diese Personen in der Anfrage wiederfinden oder nicht – keine Auskünfte darüber geben kann, mit wem ich Gespräche über die Leitung des KHM geführt habe und zu welchen Ergebnissen diese Gespräche geführt haben. Darüber hinaus würde es allen Regeln gegenseitigen Respekts widersprechen und einen groben Vertrauensbruch dar­stellen, Gründe für die Ablehnung von Bewerberinnen und Bewerbern oder potentiellen Kandidatinnen und Kandidaten in der Öffentlichkeit zu präsentieren.

 

Zu Fragen 100 bis 102:

Dazu verweise ich auf die Beantwortung der Fragen 2 bis 6.

 

Zu Frage 103:

Zwischen dem Nachweis einer „erfolgreichen wirtschaftlichen und organisatorischen Führung eines Museums“ und der Dauer der Tätigkeit von Frau Dr. Sabine Haag als Leiterin der Kunstkammer kann kein Widerspruch gesehen werden. Frau Dr. Sabine Haag steht mit der Kunstkammer zudem einer Institution vor, deren Ausstellungsfläche fast so groß ist wie jene der Albertina und deren Sammlungsbestand nicht nur einem eigenständigen Museum entsprechen würde, sondern weltweit zu den bedeutendsten seiner Art zählt sowie einen Kernbestand des KHM repräsentiert.

 

Zu Frage 104:

Frau Dr. Sabine Haag erbringt auf Grund ihrer wissenschaftlichen und organisatorischen Kompetenzen den Nachweis der erforderlichen Kriterien für die Leitung des KHM.

 

Zu Fragen 105 bis 108:

Die Bereiche Sponsoring, Öffentlichkeitsarbeit und Umgang mit Medien sind keine Primär­kompetenzen für die wissenschaftliche Leitung eines Museums. Ein öffentlichkeitswirksames Auftreten gibt keinen Aufschluss über eine wissenschaftlich erfolgreiche und der Sammlung gegenüber verantwortungsvolle Museumsarbeit. Ausschlaggebend hierfür ist in erster Linie die wissenschaftliche Kompetenz und Reputation einer Museumsleitung. Diese wird von Frau Dr. Sabine Haag in hohem Maß erfüllt.

 

Zur bisherigen Tätigkeit des KHM ist festzuhalten, dass das KHM in den vergangenen Jahren einerseits eine erfolgreiche Entwicklung erfahren hat (Stichwort: „Verbesserungen der Präsentation der Sammlungen, Gestaltung von Sonderausstellungen“), andererseits aber auch große Defizite in wesentlichen Arbeitsbereichen aufgewiesen hat, so etwa im Bereich der Sicherheit (Stichwort: „Diebstahl der Saliera“), in wirtschaftlichen Belangen (Stichwort: „Prüfbericht des Rechnungshofs“) und zum Teil im Umgang mit Sammlungsobjekten (Stichwort: „laissez-faire Verleihpraxis im Zusammenhang mit sensibeln Kunstwerken, wie der „Malkunst“ von Vermeer“).

 

Die hohe wissenschaftliche Reputation von Frau Dr. Sabine Haag in einem wesentlichen Kernbereich des KHM sowie ihre umsichtige Leitung desselben sind die besten Voraus­setzungen für eine insgesamt wissenschaftlich erfolgreiche und im Umgang mit dem Sammlungsbestand sensible Leitung des KHM.

 

Zu Frage 109:

Dazu verweise ich auf die Beantwortung der Frage 6.

 

Zu Fragen 110 und 111:

Es haben sich sechs Frauen beworben; vier Bewerberinnen wurden zu persönlichen Gesprächen eingeladen.

 

Zu Fragen 112 bis 114:

Alle Personen, mit denen Gespräche geführt wurden, hätten den Ausschreibungskriterien entsprochen. Da Frau Dr. Sabine Haag die Anforderungen für die Leitung des KHM in den für ihre Aufgabe wesentlichen Bereichen in hohem Maß erfüllt und auf Grund ihrer wissen­schaftlichen Kompetenzen und ihrer Persönlichkeit die besten Voraussetzungen für eine erfolg­reiche Weiterentwicklung des KHM besitzt, stellte sich die Frage nach weiteren Bewerbungs­gesprächen nicht.

 

Angesichts der nach oben offenen Zahl von Personen, auf die die gegenständlichen Fragen 113 und 114 zumindest theoretisch zutreffen könnten und mit Hinweis auf die Antwort zu Fragen 11 bis 99 wird von einer Beantwortung daher Abstand genommen.

 

 

Die Bundesministerin:

Dr. Claudia Schmied eh.