14/BI XXIII. GP

Eingebracht am 13.09.2007
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

Bürgerinitiative

BÜRGERINITIATIVE betreffend

mehr QUALität in der LEgasthenietherapie!

ANLIEGEN

Der Nationalrat wird ersucht,

Qualität in den zurzeit unüberschaubaren "Legastheniemarkt" in Österreich zu bringen.
Wir appellieren an das Gesundheitsministerium, die Verantwortung nicht an Eltern,
Selbstbetroffene und Schulen abzugeben und damit die Qualität in der Legastheniediagnostik
und -förderung der Beliebigkeit zu überlassen.
Es braucht bundeseinheitliche, gesetzgebundene Qualitätsstandards!
Die Auswirkungen des "Legastheniedschungels" sind dramatisch!
Gefordert wird eine kritische, sachliche und detaillierte Auseinandersetzung des
Gesundheitsministeriums mit der Versorgungslage für Menschen, die von einer Lese-
Rechtschreibstörung nach ICD-10 betroffen sind.
Wir haben drei Haupt-Ziele definiert, denen weitere Ziele unterzuordnen sind:

  Die Schaffung eines gesetzlich geregelten Berufes des Legasthenie-Spezialisten/
der Legasthenie-Spezialistin

  Legasthenie (LRS) als Bestandteil des Lehrplanes bei Ausbildungen von Pädagogen

  Bessere Unterstützung von Erwachsenen mit Legasthenie (LRS)

Wir fordern eine nationale Überarbeitung der momentanen Situation in Zusammenarbeit mit
allen parlamentarischen Parteien, mit ExpertInnen und Interessensvertretungen.


Bürgerinitiative QUALLE
für mehr QUALität in der LEgasthenietherapie

Einführung

Bürgerinitiative für mehr QUALität in der LEgasthenietherapie!

In der QUALLE Bürgerinitiative sprechen sich Eltern von betroffenen Kindern,
selbstbetroffene Erwachsene, gefolgt von Berufsgruppen wie Lehrer/innen,
Kinderg
ärtner/innen, Ärzte/innen und Psychologen/innen, sowie alle am Thema
Interessierten f
ür eine Verbesserung in der Qualität der Legasthenietherapie aus.

Gefordert wird eine kritische, sachliche und detaillierte Auseinandersetzung des
österreichischen Gesundheitsministeriums mit der Versorgungslage von Menschen, die von
einer Lese-Rechtschreibstörung nach ICD-10 betroffen sind.

Dies ist bisher nicht in ausreichendem / befriedigendem Maße geschehen.
Vielen Dank für Ihre Unterstützung!!

Entstehung

Die QUALLE Bürgerinitiative für mehr Qualität in der Legasthenietherapie wurde auf Initiative
des Legasthenie Eltern-Treffs ins Leben gerufen.

Dieser wurde von der akad. LRS-Therapeutin Kathrin Klingebiel gegründet. Ihr war der große

Leidensdruck der Eltern aufgefallen, sich alleine durch den Legastheniedschungel in Wien zu

kämpfen. In einer Elterngruppe wollte sie den Eltern die Möglichkeit geben, sich mit anderen

auszutauschen, um zu erkennen: 'Wir sind nicht allein mit der Situation.'

Im Eltern-Treff gibt es die Möglichkeit Erfahrungen mit unterschiedlichen Diagnostik- und

Therapiemöglichkeiten sowie dem Umgang mit Lehrern/ mit der Schule und anderen

Themen auszutauschen.

Immer wieder kam die unerträgliche Situation des Legasthenie-Marktes in Österreich für

Betroffene und deren Familien zur Sprache.

Noch immer gehen Kinder durch zahlreiche uneffektive Therapieformen, die viel Kraft rauben

und demotivieren. Eltern investieren sehr viel Geld und Zeit in ein Training, das

schlussendlich nichts bringt.

Der Staat jedoch führt keine klaren Regelungen für LRS-Therapie ein, es ist alles erlaubt.

Diese Situation führte dazu, dass der Legasthenie Eltern-Treff neben dem Austausch an

Erfahrungen auch immer mehr zur (kostenlosen) Anlaufstelle für Eltern mit legasthenen

Kindern wurde.

Es werden gute Diagnostikstellen und Therapieplätze vermittelt.

'Gut' bei Diagnostik-Stellen im Sinne von internationaler Diagnostik nach ICD-10 und 'Gut'

bei Therapieplätzen im Sinne davon, dass die Trainer mit wissenschaftlich erprobten und

international anerkannten Therapiematerialien arbeiten und sich ständig fortbilden.

Es ist allerdings unzumutbar, dass diese Arbeit eine Stelle macht, die eigentlich primär dem

Austausch von Erfahrungen und Ängsten für Eltern mit legasthenen Kindern dienen sollte.

Eigentlich ist es die Aufgabe des Gesundheitsministeriums für Qualität am Legastheniemarkt

zu sorgen!

In diesem Sinne entstand die QUALLE Elterninitiative, die zum Ziel hatte, dass der
'Legastheniemarkt' in Österreich mehr Transparenz bekommen sollte.


Dieser Initative schloss sich bald darauf die Selbsthilfegruppe für Erwachsene an, da auch in
dieser Gruppe der gro
ße Unmut über die absolut unerträgliche, unüberschaubare Situation in
Österreich ständig präsent war.

Und nachdem das QUALLE Projekt nach außen getragen wurde, kamen auch bald positive
R
ückmeldungen und Bekanntgaben, selbst unterstützen zu wollen, von Außenstehenden wie
Lehrern, Psychologen und anderen Interessierten. Bald schlossen sich auch Verbände, wie
der Berufsverband akad. LRS-Therapeutlnnen (BALT) und der Qualit
ätszirkel Legasthenie
an.

So entstand aus der QUALLE Elterninitiative die QUALLE Bürgerinitiative.

Zur momentane Lage

In internationalen Studien schwanken die Angaben zu Betroffenen zwischen 4 und 9%.
Im deutschsprachigen Raum sind ungef
ähr 4 bis 6 % der Menschen von der Lese-
Rechtschreibst
örung nach ICD-10, besser auch bekannt unter dem Begriff "Legasthenie",
betroffen, Buben/Männer etwas häufiger als Mädchen/Frauen.
Bei weiteren 16% sind unterschiedlich ausgepr
ägte Schwächen beim Lesen und
Rechtschreiben feststellbar.

Die Leserechtschreibstörung hat nichts mit mangelnder Intelligenz oder Faulheit zu tun,

sondern ist nach aktuellen Forschungsergebnissen eine genetisch determinierte

Verarbeitungsstörung von Sprachlauten im Gehirn.

Wichtig ist das schnelle Erkennen und die rasch folgende korrekte Diagnose und

Behandlung der Störung.

Auch die Früherkennung und Frühförderung bereits im Vorschulalter ist ausschlaggebend für

Betroffene.

Nach wie vor dauert es oft sehr lange, bis die Diagnose Lese-Rechtschreibstörung (LRS) ins

Spiel kommt.

Eine nicht sinnvoll behandelte LRS führt zu weiteren Störungen wie depressiven

Verstimmungen, psychosomatischen Symptomen (Kopfweh, Bauchweh), Schlaf- und

Essstörungen sowie Verhaltensauffälligkeiten.

40% der Menschen deren Legasthenie nicht adäquat behandelt werden entwickeln in der

Folge psychische Störungen, die Delinquenzrate (Kriminellenrate: Diebstahl, Raub,

Nötigung, Drogensucht) beträgt sogar 24% (nach Prof. Grimm, Deutschland).

Kinder mit Legasthenie durchlaufen leider oft einen wahren Marathon an Therapiestationen.

Dies führt dazu, dass sie irgendwann nicht mehr gewillt sind etwas gegen ihre Schwäche zu

unternehmen und sich dadurch ihre Bildungschancen stark verschlechtern.

Erst als Erwachsene suchen sie dann wieder nach Hilfe, doch dann ist die Suche nach

einem/r Therapeuten/in noch schwieriger.

Legastheniekurse die an Schulen angeboten werden zeigen oft keine ausreichende Wirkung.
Betroffene Kinder sind daher auf zusätzliche, außerschulische Förderung angewiesen.

Aufgrund der hohen Nachfrage an Therapieplätzen werden die Angebote zur Ausbildung von
Legasthenie-Spezialisten" immer mehr und somit nimmt die Anzahl außerschulischer
privater Anbieter rasch zu.

Da es für eine Legasthenietherapie bzw. -förderung keinen offiziell geschützten Titel gibt,
kann praktisch jeder Legasthenietraining anbieten. Schon jetzt gibt es eine Vielzahl an
unterschiedlichen Bezeichnungen f
ür Personen, die in der Legastheniebehandlung tätig sind


wie: Legasthenietrainer, Legasthenieförderer, Legasthenietherapeut und einiges mehr.
Mit Ängsten und Sorgen lässt sich gut Geld verdienen!

Der unüberschaubare Markt an Diagnose- und Behandlungsangeboten bei Legasthenie führt

zu großer Verunsicherung bei Betroffenen, Eltern, Lehrpersonen, Ärzten und anderen

Berufsgruppen, die mit LRS zu tun haben.

Es werden unzählige verschiedene Arten an Diagnosen und noch mehr verschiedene Arten

von Trainingsmethoden angeboten.

Angefangen bei farbigen Lese-Schablonen bis hin über teure Brillen oder Augentrainings -

einmal in den "Legasthenie-Dschungel" geraten kommen Eltern und Betroffene nur mehr

schwer heraus.

Ein qualitativ hochwertiges Training zu finden erfordert sehr gute Vorbildung - oder aber viel

Glück.

Das ist unzumutbar!

Die Wirksamkeit der Therapie sowie die Qualifikation der Therapeuten sind bedeutsame
Punkte von Rat- und Hilfesuchenden. Bislang gibt es weder den Ausbildungsberuf zum
Legasthenie- oder Dyskalkulie-Therapeuten" noch den Schutz eines solchen Berufsbildes.
Auch die Bem
ühungen des Berufsverbandes der akad. LRS-Therapeutlnnen (BALT) Qualität
in der Behandlung von lese-rechtschreibschwachen Menschen zu sichern (2006), wurden
vom Gesundheitsministerium nicht mit der n
ötigen Ernsthaftigkeit und Weitsicht
angenommen.

Wer im Internet sucht, kommt auf eine Unzahl sehr unterschiedlicher Ausbildungsangebote
zum Legasthenie-Spezialisten. Die meisten Ausführenden können zur Zeit kein fundiertes
Studium vorweisen und viele investieren zu wenig in eine wissenschaftliche Weiterbildung.
Nach Dr. Fellinger vom Krankenhaus der Barmherzigen Br
üder in Linz kommen psychische
Störungen bei Kindern mit Teilleistungsstörungen doppelt so häufig vor wie in der übrigen
Bev
ölkerung - und diese lassen sich nicht mit Computerschnelltests diagnostizieren!

In der Behandlung der Legasthenie ist mittlerweile die Effektivität von symptomspezifischen
Trainings gut belegt. Diese haben einen direkten Bezug zur Symptomatik, setzen also beim
Lesen und Schreiben sowie der phonologischen Bewusstheit, die als Vorl
äuferfunktion des
Lesens und Schreibens gilt, an.

Ziele

Das Ziel der QUALLE Bürgerinitiative ist es, Qualität in den zurzeit unüberschaubaren
"Legastheniemarkt" in
Österreich zu bringen.

Wir appellieren an das Gesundheitsministerium, die Verantwortung nicht an Eltern,
Selbstbetroffene und Schulen abzugeben und damit die Qualit
ät in der
Legastheniediagnostik und -f
örderung der Beliebigkeit zu überlassen.
Es braucht bundeseinheitliche, gesetzgebundene Qualit
ätsstandards!
Die Auswirkungen des "Legastheniedschungels" sind dramatisch!
Gefordert wird eine kritische, sachliche und detaillierte Auseinandersetzung des
Gesundheitsministeriums mit der Versorgungslage f
ür Menschen, die von einer Lese-
Rechtschreibst
örung nach ICD-10 betroffen sind.
Wir haben drei Haupt-Ziele definiert, denen weitere Ziele unterzuordnen sind:

1.  Die Schaffung eines gesetzlich geregelten Berufes des Legasthenie-Spezialisten/
der Legasthenie-Spezialistin

2.  Legasthenie (LRS) als Bestandteil des Lehrplanes bei Ausbildungen von Pädagogen

3.  Bessere Unterstützung von Erwachsenen mit Legasthenie (LRS)


Wir fordern eine nationale Überarbeitung der momentanen Situation in Zusammenarbeit mit
allen parlamentarischen Parteien, mit ExpertInnen und Interessensvertretungen.

ad. 1: Berufsbild

Die Schaffung eines gesetzlich geregelten Berufes des Legasthenie-Spezialisten/
der Legasthenie-Spezialistin

Es soll ein Berufsbild geschaffen werden, das ganz eindeutig geregelt ist, damit Betroffene
und Lehrer wissen, wohin sie sich wenden können.

Der Wildwuchs im Legastheniegeschäft" verursacht großen volkswirtschaftlichen Schaden
dem entgegengewirkt werden muss!

Durch die Schaffung eines gesetzlich geregelten Berufes des Legasthenie-Spezialisten/
der Legasthenie-Spezialistin werden gleichzeitig folgende Punkte geregelt:

a.  gesetzlich geregelte Ausbildung zum Legastheniespezialisten

(als Beispiel wäre die Ausbildung an der Universität Salzburg zum akad. LRS-Therapeuten
zu nennen)

b.  Schaffung von Transparenz am Weiterbildungsmarkt

c.  klare Weiterempfehlung qualifizierter Therapeuten

d.  eine Therapeutenliste (wie etwa die Liste der Psychotherapeuten oder Klinischen- und
Gesundheitspsychologen)

e.  Schaffung von klaren Qualitätsstandards wie:

  Verwendung aktueller, wissenschaftlich überprüfter Fördermethoden

  Verpflichtende Fortbildung der/s Therapeuten/in

  Praktische Erfahrung im Umgang mit Menschen mit LRS

  Enge Kooperation mit Schule, Elternhaus und anderen Fachleuten

Dadurch wären auch folgende Punkte möglich:

f.  Ausbau der öffentlichen Institute für Legasthenie (LRS) -Therapie

g.  Legasthenie(LRS) - Therapie auf Krankenkasse
h. Unterst
ützung von sozial schwachen Familien

ad. 2: Lehrplan

Legasthenie (LRS) als Bestandteil des Lehrplanes bei Ausbildungen von Pädagogen

Legasthenie (LRS) als Bestandteil des Lehrplanes bei Ausbildungen von Pädagogen ist

dringend notwendig. Es ist wichtig schon im Kindergarten ein Problembewusstsein zu

schaffen und Risiko-Kinder frühzeitig zu erkennen und zu fördern.

Es ist wichtig, LRS auch in der Schule frühzeitig erkennen zu können und vom richtigen

Umgang mit LRS in der Schule zu wissen. Auch sollte LehrerInnen bekannt sein, an wen sie

sich wenden können und an wen sie weitervermitteln können.

Zurzeit wird von Schule zu Schule unwissentlich an verschiedene mehr oder weniger

qualifizierte private Anlaufstellen vermittelt.

ad. 3: Bessere Unterstützung von Erwachsenen

Bessere Unterstützung von Erwachsenen mit Legasthenie (LRS) muss ermöglicht werden.
Zurzeit wird das Thema tabuisiert, vielfach wird noch immer f
älschlicherweise angenommen,
dass sich LRS "auswächst", bzw. dass es eine vorübergehende Störung während der
Schulzeit ist.


Kinder die in der Schule nicht richtig Lesen und Schreiben gelernt haben, sind als

Erwachsene jedoch in vielen Bereichen stark benachteiligt.

Legasthenie bedeutet ein Risiko in den Analphabetismus zu rutschen. Dem gilt es

entgegenzuwirken.

Wir fordern daher einen Legasthenieerlass/-gesetz auch in Hochschulen und Universitäten.

In England ist dies üblich. Studenten mit LRS werden dort zur Unterstützung im Studium

durch staatliche Mittel beispielsweise mit einem Laptop ausgestattet.

Weiters fordern wir eine bessere Unterstützung durch das AMS, beispielsweise durch

Aufklärung von Arbeitsgebern.

Wie für Kinder soll es auch im Erwachsenenalter öffentliche Anlaufstellen für Information,

Diagnose und Therapie geben.

Meinungen

Uns interessiert auch die Meinung der Bevölkerung!

Daher haben wir Wissenschaftler, die im Deutschsprachigen Raum zum Thema Lese-
Rechtschreibst
örung forschen, und Prominente in Österreich über Ihre Meinung zur QUALLE
Bürgerinitiative befragt....

Jammern nützt nie etwas. Es zählt die Tat.

Die Bürgerinitiative "Qualle" hat ihre Ziele klar formuliert und ich wünsche ihnen viel

Kraft und Ausdauer in der Umsetzung. Danke für den Einsatz, der Kindern und

Erwachsenen zu Gute kommt und sicher einiges bewegt.

Thomas Brezina, Autor

Für besonders wichtig halte ich die Forderung nach einer gesetzlichen Regelung, was die Behandlungsangebote für Menschen mit einer LRS angeht. Die Schaffung eines gesetzlich geregelten Gesundheitsberufes, der speziell auf Legasthenie und/oder Dyskalkulie abzielt, würde meiner Ansicht nach gleich drei Fliegen mit eine Klappe schlagen: 1.Betroffene hätten endlich eine anerkannte Anlaufstelle, 2. vernünftige Mindeststandards für eine fundierte Ausbildung würden gesetzt und 3.die Legasthenie wäre offiziell als das anerkannt, was sie ist, nämlich eine krankheitswertige Störung, die bei nicht fachgerechter Behandlung für den Betroffenen eine massive Einschränkung bei der Entfaltung seiner persönlichen, sozialen und beruflichen Möglichkeiten bedeutet. In anderen Ländern hat man der Legasthenie bereits diese Anerkennung zugestanden - auch und obwohl es sich nur um      5-6%         Betroffene                                     handelt.

Martina Weigelt, Obfrau BALT

Die Anliegen der Initiative sind wichtig und unterstützenswert. Der Umgang mit LRS ist nicht zuletzt deshalb so schwierig, weil er im Idealfall multidisziplinär sein sollte. Die Kooperation von unterschiedlichen Berufsgruppen ist im österreichischen Gesundheits- und Bildungssystem nach wie vor schwierig. Es wäre wünschenswert, dass involvierte Berufsgruppen (Pädagogik, Psychologie, Logopädie, Medizin,etc.) ihre eigenen Interessen hintan und die Interessen Betroffener in den Vordergrund stellen, damit gemeinsame Lösungen möglich werden und Betroffenen lange Irrwege am   unübersichtlichen   Therapiemarkt erspart                    bleiben.

Prof. Dr. Karin Landen", Psychologisches Institut, Universität Tübingen

Es ist auch unsere Auffassung, dass Legastheniker eine hochqualifizierte, wissenschaftlich fundierte Behandlung ihrer Teilleistungsstörung erfahren müssen, da dies keinesfalls durch schulische Fördermaßnahmen oder verstärktes, oftmals unspezifisches Üben aufzufangen ist. Es konnte in einer Follow-up-Studie nachgewiesen werden, dass sprachsystematisch behandelte legasthene Kinder eine ihrer Begabung entsprechende Schulkarriere sowie eine Berufsausbildung oder Studium absolvierten (Unterberg, Bochum 2005). Diese Ergebnisse konstrastieren


mit katamnestischen Studien eher unbehandelter Legastheniker (Esser et al. 2003), die einen hohen Anteil von Arbeitslosigkeit (6 x häufiger) im Gegensatz zu einer Kontrollgruppe       gleicher                                        Begabungsausstattung                                             aufwiesen.

Es lohnt sich demnach, während der Schulzeit und insbesondere in den ersten Schuljahren zum Zeitpunkt der Schriftsprachentwicklung auch legasthenietherapeutisch zu investieren, damit neben den hohen psychischen Belastungen auch spätere soziale Folgekosten gering bleiben können. Voraussetzung für eine erfolgreiche Behandlung ist eine auf längere Zeit angelegte interdisziplinäre Berufsweiterbildung mit intensiver Begleitung durch Supervision und Hospitation. Den Abschluss einer solchen Weiterbildung sollte stets der kontrolliert erbrachte Nachweis erfolgreicher Arbeit mit betroffenen Kindern bilden. Carola              Reuter-Liehr,        Dipl.                       Päd.   und

Alexander Tyka, Kinder- und Jugendpsychiater

Fragen und Antworten

Steht hinter der Bürgerinitiative ein Verein?

Nein, hinter der Bürgerinitiative steht vorrangig die medizinische Selbsthilfegruppe
Legasthenie-Eltern-Treff", ein kostenloser Treffpunkt für Eltern mit legasthenen Kindern am
Wiener Hilfswerk. Uns angeschlossen haben sich die (ebenfalls medizinische)
Selbsthilfegruppe f
ür Erwachsene mit Legasthenie, der Berufsverband akademischer LRS-
Therapeutlnnen sowie der Qualit
ätszirkel-Legasthenie. Ständig kommen neue Vereine hinzu,
die uns unterstützen wollen (siehe Förderer).

Warum glauben wir, dass die Bürgerinitiative notwendig ist?

Siehe momentane Lage"

Soll hiermit erreicht werden, dass nur eine einzige Ausbildung als die richtige
anerkannt wird?

In unserer Initiative fordern wir, dass der Staat eine gesetzlich geregelte Ausbildung zum
LRS-Spezialisten" schafft.

Nachdem derzeit so viele verschiedene Ausbildungsmöglichkeiten angeboten werden, kann
in der
„Übergangszeit" eine Prüfung angeboten werden, in der zurzeit praktizierende LRS-
Spezialisten" die Anerkennung zum staatlich anerkannten LRS-Spezialisten" erwerben
k
önnen.

Ein Gremium aus allen parlamentarischen Parteien, Experten (Wissenschaftlern) und
Interessensvertretungen soll gemeinsam entscheiden wie die Ausbildung ausschauen soll,
welche Methoden am momentanen Stand am erfolgsversprechendsten sind und wie der
Wissensstand der
staatlich anerkannten LRS-Spezialisten" aussehen soll.

Versprechen wir den Erfolg einer einzig richtigen" Methode"?

Nein! Jedoch vertreten wir die Ansicht, wissenschaftlich überprüfte Methoden sollten
vermehr eingesetzt werden.

Würden im Erfolgsfall der Bürgerinitiative alternative Methoden eingeschränkt
werden?

Gewünscht werden staatliche Regelungen. Jeder kann weiterhin selbst wählen, welche Form
der Therapie (alternativ oder
wissenschaftlich = staatlich anerkannte") er/sie für sein/ihr Kind
oder sich selbst bevorzugt.

Warum verwenden wir Qualle als Name und das Tier als Logo?

Wegen dem Wortspiel QUALität in der LEgasthenietherapie.