339 der Beilagen zu den Stenographischen Protokollen des Nationalrates XXIII. GP

 

Bericht

des Ausschusses für Land- und Forstwirtschaft

über den Grünen Bericht 2007 der Bundesregierung (III-91 der Beilagen)

Entwicklung des Agrarsektors

Der Produktionswert der Land- und Forstwirtschaft erhöhte sich im Jahr 2006 - bedingt durch die Zuwächse sowohl in der Land- als auch in der Forstwirtschaft - um 7,4% auf rd. 7,1 Mrd. Euro (davon Landwirtschaft 5,7 Mrd. Euro und Forstwirtschaft 1,5 Mrd. Euro). Für den gesamten Sektor ergibt sich eine reale Steigerung des Faktoreinkommens von 13,4% (nominell +15,4%) je Arbeitskraft. Der Anteil der Land- und Forstwirtschaft bzw. Fischerei an der Bruttowertschöpfung der Volkswirtschaft 2006 machte insgesamt 1,7% aus. Der Arbeitseinsatz nahm gegenüber 2005 um 1,5% auf 180.600 JAE ab, jener durch die nicht entlohnten (familieneigene) Arbeitskräfte verringerte sich dabei um 2,1% auf 149.200 JAE, während der Arbeitseinsatz entlohnter Arbeitskräfte leicht stieg (+1,2%).

Der Außenhandel mit agrarischen Produkten und Lebensmitteln hat auch 2006 sowohl bei den Exporten als auch bei den Importen wieder zugelegt. Die Ausfuhren machten 6,65 Mrd. Euro (+10,7%) aus, die Einfuhren stiegen auf 6,73 Mrd. Euro (+7,1%). Insgesamt stammten 84% aller importierten Agrargüter aus dem EU-Raum bzw. wurden 72% aller exportierten Güter in die EU-Mitgliedstaaten verbracht.

In der EU-25 stieg das landwirtschaftliche Einkommen je Arbeitseinheit (Indikator A) 2006 um 3,8% (Veränderung 2005: -3,9%). Die stärksten Zunahmen waren in den Niederlanden (+15,1%) und Polen (+10,6%) zu verzeichnen. Die deutlichsten Rückgänge gab es in Irland (-13,3%) und Finnland (-7,8%).

Produktion

Die Produktion in der österreichischen Land- und Forstwirtschaft entwickelte sich 2006 wie folgt:

1       Pflanzliche Produkte: Im Getreidebau (Erntemenge: 4,44 Mio. t) ging durch einen leichten Rückgang der Getreideanbaufläche, insbesondere aber infolge niedrigerer Erträge das Erzeugungsvolumen deutlich hinter das Vorjahresniveau zurück. Die Getreidepreise stiegen infolge des knappen Angebots sprunghaft an (gegenüber 2005 um mehr als ein Viertel). Bei den Ölfrüchten erhöhte sich das Erzeugungsvolumen insbesondere bei Ölraps und Ölkürbis. Bei den Zuckerrüben kam es im ersten Jahr der Umsetzung der Zuckermarktreform zu einer deutlichen Reduktion der Anbaufläche. Der Erdäpfelbau (+43,3%), profitierte vom Anstieg der Erzeugerpreise. Der Produktionswert von Gemüse stieg infolge deutlich höherer Erzeugerpreise um 28,4%, der von Wein um +5,7%, bei Obst blieb er auf dem Vorjahresniveau.

2       Tierische Produkte: Die Erzeugung von Rindern wurde leicht ausgedehnt, und die Erzeugerpreise befanden sich weiterhin im Hoch (Produktionswert: +6,1%). Ähnlich hoch fiel der Anstieg des Produktionswerts von Milch aus (+6,3%), sowohl das Produktionsvolumen als auch der Erzeugerpreis stiegen. Die Schweinehaltung (+2,9%) profitierte vom neuerlichen Anstieg der Erzeugerpreise.

3       Holz: Der Holzeinschlag betrug 2006 insgesamt 19,1 Mio. Erntefestmeter, das waren um 16,2% als 2005.

Bei den Erzeugerpreisen gab es 2006 bei den pflanzlichen Produkten (+12,7%) eine deutliche Preissteigerung, auch die Preise für tierische Produkte (+3,1%) stiegen. Die Holzpreise entwickelten sich mit +10% im Jahr 2006 sehr gut.

Agrarstruktur

Die Zahl der Betriebe in der Land- und Forstwirtschaft in Österreich betrug laut Agrarstrukturerhebung 2005 insgesamt 189.591. Die Anzahl der Betriebe nahm im Vergleich zu 2003 - nach dem starken Rückgang zwischen 1999 und 2003 - nur leicht um 791 oder 0,4% ab. Die Zahl der Betriebe mit landwirtschaftlich genutzter Fläche betrug 173.895, jene mit forstwirtschaftlich genutzter Fläche 150.229, wovon 15.405 reine Forstbetriebe sind. Die durchschnittliche Betriebsgröße liegt bei 18,8 ha LF bzw. 34,7 ha Kulturfläche. Die in Österreich bewirtschaftete LF macht 3,27 Mio. ha aus, davon entfallen 1,40 Mio. ha auf Ackerland, 1,79 Mio. ha auf Dauergrünland, 50.119 ha auf Weingärten, 15.396 ha auf Obstanlagen und 7.677 ha auf Sonstiges (Hausgärten, Reb- und Baumschulen sowie Forstbaumschulen). Die forstwirtschaftlich genutzte Fläche beträgt 3,31 Mio. ha. In Österreich stehen 2,01 Mio. Rinder auf 80.200 Betrieben. Der Schweinebestand lag wie im Vorjahr bei rund 3,14 Mio. Tieren. Weiters werden 312.000 Schafe und 53.000 Ziegen gehalten. Weitere Details zur Agrarstruktur auf Basis der INVEKOS-Daten:

l.       Biobetriebe: 2006 sank die Zahl der geförderten Biobetriebe zum Vorjahr um 0,6% auf 19.986 Betriebe. Die Bio- Flächen nahmen um 0,3% auf insgesamt 361.487 ha LF (ohne Almen und Bergmähder) zu, die Bio-Ackerfläche umfasst 142.964 ha (+1,0% zu 2005). Der Anteil der Biobetriebe an allen INVEKOS-Betrieben (Summe aus Hauptund Teilbetrieben) beträgt 13,0%.

2.      Bergbauernbetriebe: 2006 waren 70.987 Bergbauernbetriebe mit BHK-Punkten in der Förderstatistik (minus 1,9% im Vergleich zu 2005). Die durchschnittliche Fläche (ohne Almen und Bergmähder) je Betrieb betrug 13,5 ha LF. Die durchschnittliche BHK-Punktezahl je Betrieb liegt österreichweit derzeit bei 143 Punkten.

3.      Betriebe mit Milchquoten: Die Zahl der Milcherzeuger in Österreich nahm im vergangenen Jahr von 48.474 auf 45.847 ab. Das bedeutet einen Rückgang von 2.627 Betrieben oder 5,4%. Die den Betrieben zugeteilte Milchquote stieg um 1,2% auf 2,74 Mio. kg im Bundesgebiet an.

Die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe in der EU- 27 liegt bei 14,5 Millionen. Sie bewirtschaften 172 Mio. ha landwirtschaftlich genutzter Fläche (LF). Davon entfallen 105 Mio. ha bzw. 61% auf Ackerland. 69% der Betriebe in der EU-27 bewirtschaften weniger als 5 ha LF.

Einkommenssituation

Im Jahr 2006 hat sich die Einkommenssituation im Durchschnitt der Betriebe deutlich verbessert. Die Einkünfte aus Land- und Forstwirtschaft je Betrieb sind mit 22.263 Euro um 15,2% höher als 2005; je nicht entlohnter Arbeitskraft (nAK) waren es 17.006 Euro (+16,3%). Für den Ergebnisanstieg waren vor allem die gestiegenen Erträge aus der Forstwirtschaft verantwortlich, weiters die öffentlichen Gelder mit einer höheren Milchprämie als 2005 sowie die Zuwächse bei der Betriebsprämie. Auch die höheren Erträge im Marktfruchtbau sowie bei Rindern und Schweinen durch gestiegene Erzeugerpreise trugen zum Ergebnis bei.

Betriebsformen: Die mit Abstand größte Verbesserung bei den Einkünften aus Land- und Forstwirtschaft verzeichneten nach einem sehr schlechten Vorjahr die Dauerkulturbetriebe (+31%), gefolgt von den landwirtschaftlichen Gemischtbetrieben (+24%) und den Betrieben mit über 50% bzw. 25 bis 50% Forstanteil (+18% und +17%). Die Veredelungs- (+16%) und Futterbaubetriebe (+11%) verzeichneten einen weiteren Einkommensanstieg, bei den Marktfruchtbetrieben (+15%) wurden die Einkommensschmälerungen des Vorjahres mehr als ausgeglichen.

Bergbauernbetriebe: Die Einkünfte aus Land- und Forstwirtschaft aller Bergbauernbetriebe 2006 waren mit 21.501 Euro um 12% höher als im Vorjahr. Die kräftigste Steigerung erzielten die Betriebe der BHK-Gruppe 4 mit +18%, gefolgt von der BHK-Gruppe 2 (+17%), BHK-Gruppe 1 (+9%) und BHK Gruppe 3 (+5%). Die Ausgleichszulage trug wesentlich zu den Einkünften bei, vor allem bei Bergbauernbetrieben mit hoher und extremer Erschwernis. Bei den Nichtbergbauern/bäuerinnen war nach dem Einkommensrückgang im Vorjahr eine höhere Einkommenssteigerung (+18%) zu verzeichnen, sodass sich der Einkommensabstand zu den Bergbauernbetrieben im Vergleich zu 2005 auf 6% vergrößert hat.

Biobetriebe: Die Einkünfte aus Land- und Forstwirtschaft der Biobetriebe lagen mit 23.974 (+12%) Euro je Betrieb um fast 8% über dem Durchschnitt aller Betriebe. Neben dem höheren Anteil an öffentlichen Geldern ist es vor allem das günstigere Verhältnis zwischen Aufwand und Ertrag (64%) zum Durchschnitt aller Betriebe mit 70%.

Förderungen und Leistungsabgeltungen

Sie betrugen 2006 insgesamt 2.369 Mio. Euro (-2% zu 2005). Davon finanzierte die EU 59%, der Bund 20% und die Länder 21%. In Österreich entfallen 37% der Mittel auf die 1. Säule der gemeinsamen Agrarpolitik (im Wesentlichen die Betriebs-, Flächen-, Tier- und Produktprämien) und 63% auf die 2. Säule (Ländliche Entwicklung). Im Detail ist Folgendes anzuführen:

1.      Im Rahmen der ersten Säule der GAP wurden für 128.849 Betriebe insgesamt 696 Mio. Euro ausbezahlt.

             - An Betriebsprämie wurden 2006 für 126.871 Betriebe auf Basis von 2,36 Mio. Zahlungsansprüchen 507 Mio. Euro überwiesen.

             - Insgesamt 77.897 Betriebe haben 2006 noch Tierprämien erhalten (Mutterkuh- und Schlachtprämie). Die Auszahlungen dafür beliefen sich auf rund 97,5 Mio. Euro.

2.      Im Rahmen der zweiten Säule der GAP sind für 137.449 Betriebe insgesamt 1.021 Mio. Euro und an 3.521 sonstige Förderwerber im ländlichen Raum insgesamt 88 Mio. Euro ausbezahlt worden.

             - Am Umweltprogramm (ÖPUL) nahmen 126.600 Betriebe mit einer LF von 2,22 Mio. ha teil (ohne Almen und Bergmähder). Das sind 75% aller Betriebe bzw. 88% der gesamten LF in Österreich. Für die insgesamt 32 angebotenen Maßnahmen wurden 638 Mio. Euro ausbezahlt.

             - Mit der Ausgleichzulage wurden 101.930 Betriebe, davon 70.957 Bergbauernbetriebe, mit insgesamt 275 Mio. Euro unterstützt. Die von den AZ-Betrieben bewirtschaftete Fläche macht 1,54 Mio. ha aus (ohne Almen und Bergmähder), das sind bei dieser Maßnahme 65% der gesamten LF Österreichs.

Soziale Sicherheit

Für die soziale Sicherheit wurden 2006 Leistungen im Wert von 2.484,7 Mio. Euro für die bäuerlichen Familien erbracht. Davon werden 71% für die Pensionsversicherung und 18% für die Krankenversicherung verwendet. Die restlichen 11% entfallen auf die Unfallversicherung und das Pflegegeld. Die Zahl der Pensionsempfänger beträgt 185.171. Die durchschnittliche Alterspension bei den Bauern/Bäuerinnen liegt bei 672 Euro (Arbeiter: 739 Euro, Angestellte: 1.257 Euro).

EU und WTO

2006 wurden die Zahlungen für Zucker und Tabak in die Betriebsprämie miteinbezogen. Bei Zucker gibt es als Teil der Reform der Zuckermarktordnung eine schrittweise Erhöhung der Ausgleichszahlungen bis 2009. Das neue Programm für die Entwicklung des ländlichen Raumes 2007 bis 2013 ist fertig und wurde bei der EU-Kommission eingereicht, mit einer Genehmigung des Programms ist im Oktober 2007 zu rechnen. Von en Agrarausgaben der EU (2005: 52.700 Mio. Euro) wurde bereits knapp ein Fünftel für die Entwicklung des ländlichen Raumes aufgewendet. Im Rahmen der WTO-Verhandlungen konnte bislang, trotz intensiver Gespräche auf technischer Ebene (letztes Treffen in Potsdam vom 21.-23. Juni 2007), noch kein Abschluss der Doha-Runde erreicht werden.

 

 

Der Ausschuss für Land- und Forstwirtschaft hat den gegenständlichen Bericht in seiner Sitzung am 22. November 2007 in Verhandlung genommen.

Vor Eingang in die Debatte beschloss der Ausschuss gemäß § 28b Abs. 4 des Geschäftsordnungsgesetzes des Nationalrates einstimmig den vorliegenden Bericht nicht endzuerledigen.

 

An der Debatte beteiligten sich im Anschluss an die Ausführungen des Berichterstatters Abgeordneten Jakob Auer die Abgeordneten Petra Bayr, Rosemarie Schönpass, Jakob Auer, Ing. Hermann Schultes, Gerhard Reheis, Dipl.-Ing. Karlheinz Klement, MAS, Sigisbert Dolinschek, Anna Höllerer, Barbara Zwerschitz, Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber, Christian Hursky, Mag. Kurt Gaßner sowie der Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft Dipl.-Ing. Josef Pröll und der Ausschussobmann Abgeordneter Fritz Grillitsch.

 

Bei der Abstimmung wurde einstimmig beschlossen, dem Nationalrat die Kenntnisnahme des gegenständlichen Berichtes zu empfehlen.


Als Ergebnis seiner Beratungen stellt der Ausschuss für Land- und Forstwirtschaft somit den Antrag, der Nationalrat wolle den Grünen Bericht 2007 der Bundesregierung (III-91 der Beilagen) zur Kenntnis nehmen.

 

Wien, 2007 11 22

                                     Jakob Auer                                                                      Fritz Grillitsch

                                   Berichterstatter                                                                           Obmann