9/J XXIII. GP
Eingelangt am 30.10.2006
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Anfrage
der Abgeordneten Mag. Ewald
Stadler und Kollegen
an den Bundesminister für Wirtschaft
und Arbeit
betreffend
„Eurofighter-Gegengeschäfte" und Rußland
Nach einem Artikel des
„Wirtschaftsblatts" vom 29.9.2006, unter dem Titel
„Mysteriöse
Vorgänge um Heinz Zinners Pulp
Mill" fand am 2.6. 2006 im Wiener Kursalon Hübner unter
Schirmherrschaft des Vizekanzlers der Republik Österreich ein „Russischer
Meinungsaustausch " statt. Dieser wurde von der Werbeagentur „ 100%
Communications " der
Frau Erika Rumpold, Gattin des Herrn Gernot Rumpold organisiert. Ferner
nahm an diesem
„Russischen Meinungsaustausch" auch die Frau Bundesminister für
Justiz teil.
Unter den zahlreichen russischen
Wirtschaftsmagnaten befand sich Herr Oleg Deripaska,
Konzernchef der „RUSAL" und
Interessent an der Aktienmehrheit des Herrn Heinz Zinner an
der russischen Zellstoffabrik Archangelsk.
Deripaska
ist ebenfalls ein enger Vertrauter des Herrn Michail Tschernoj, der wegen
Betrugs,
Geldwäsche und
Auftragsmord ins israelische Exil fliehen mußte, seinerzeit jedoch die
bulgarische „MobilTel" an die
„Schlaff-Gruppe veräußerte, welche sie später unter
aufklärungswürdigen Umständen und mit einem Gewinn von
800 Millionen €uro an die
TelekomAustria veräußerte.
Weiters ist
Herr Deripaska in Österreich von der Werbeagentur „ 100%
Communications"
hinsichtlich der Entwicklungskooperation mit dem steirischen
Motorenentwickler „AVL-
List", welche im
Umfeld des „Magna"-Konzerns steht beraten worden.
Die
Werbeagentur „100% Communications" betreute ebenfalls die PR zum
„Eurofighter" der
„EADS" und
steht in einem Naheverhältnis zur „Magna"-Gruppe.
In diesem Zusammenhag stellen die unterfertigten Abgeordneten daher
Anfrage:
1.) Waren Sie in Ihrer Funktion als Wirtschaftminister
bei dem „Russischen
Meinungsaustausch" am 2.6.2006 im Kursalon Hübner anwesend? -
Wenn ja, waren
außer Ihnen, Vizekanzler Gorbach und Justizminister Karin
Gastinger weitere Mitglieder der
Bundesregierung anwesend und zutreffendenfalls,
um welche Mitglieder handelte es sich?
Wenn nein, warum nicht?
2.)
Ist Ihnen geläufig, wer der Veranstalter dieses „Russischen
Meinungsaustausches
war bzw. diesen finanzierte? -
Wenn ja, wer war dies und wie hoch war der finanzielle Aufwand?
3.) Sind Ihnen allfällige, greifbare Ergebnisse aus diesem „Russischen
Meinungsaustausch"
in Hinblick auf Investitionen und Geschäfte in Österreich
bekannt? -
Wenn ja, welche?
4.)
Waren nach Ihrer Kenntnis Vertreter der Bundeswirtschaftskammer bzw. der
Industriellenvereinigung beim „Russischen Meinungsaustausch"
eingeladen bzw.
anwesend? -
Wenn ja, um welche
Vertreter handelt es sich?
Wenn nein, warum nicht?
5.)
Sind Gegengeschäfte aus dem geplanten „Eurofighter"-Ankauf und
der „AVL-List"
im Zusammenhang mit der Entwicklungskooperation der Deripaska (RUSAL-
Gruppe) genannt, geplant, oder bereits zur Anrechnung eingereicht worden? -
Wenn ja, um welche
Geschäfte handelt es sich?
Wenn nein, können Sie dies hinkünftig ausschließen?
6.)
Sind Gegengeschäfte aus dem geplanten „Eurofighter"-Ankauf im
Zusammenhang
mit der Werbeagentur „100% Communications" nach Ihrer Kenntnis
bislang
eingereicht worden? -
Wenn ja, um welche handelt es sich und zu welchen Konditionen?
7.) Sind Ihnen die „Mysteriösen Vorgänge um Heinz Millers Pulp Mill", der
entwendeten
Firmenunterlagen und der Gefährdung österreichischer Investitionen
in Archangelsk bekannt? -
Wenn ja, was
unternehmen Sie als Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit
konkret, um die Interessen österreichischer Investoren im Ausland
sicherzustellen?
8.) Halten Sie als Bundesminister Veranstaltungen wie die des „Russischen
Meinungsaustausch"
unter Schirmherrschaft des Vizekanzlers Hubert Gorbach,
welche unter Teilnahme eines ausländischen Wirtschaftsmagnaten, der
österreichische Investitionen im Ausland gefährdet, dennoch für
angemessen? -
Wenn ja, warum?
Wenn nein, warum nicht?