64/J XXIII. GP
Eingelangt am 17.11.2006
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Anfrage
Der Abgeordneten Neubauer
und weitere Abgeordnete
an die Frau Bundesministerin für Justiz
betreffend Drogenhandel in der Justizanstalt Garsten
Laut einem
Artikel der oberösterreichischen Nachrichten (OÖN) vom
11.11.2006,
verstarb am 31.
Oktober 2006 der 26-jährige heroinabhängige Sascha A. in der
Justizanstalt Garsten.
"Wir
vermuten Medikamentenmissbrauch. Ein Ergebnis der Obduktion wird aber erst
in einigen Wochen vorliegen", sagt Oberstleutnant Josef Ritter von der
Justizanstalt
Garsten. Ein
Zellengenosse habe ausgesagt, dass der Verstorbene "Tabletten
geschluckt hat". Der Anstaltsleitung sei die Drogenproblematik bewusst.
"Von 400
Insassen haben rund 200 Häftlinge
einen Drogenvermerk", sagt Ritter.
Ein
Verwandter des Verstorbenen hingegen meint: „Dem Vernehmen
nach ist
Sascha aber an einer Überdosis gestorben." Vor der Haft hatte
er sich einem
Methadon-Programm unterzogen.
Weiters berichtet die OÖN, dass ein Häftling in einem Brief kritisiert, dass
"die Suchtgiftproblematik extreme Ausmaße annimmt". "In Garsten verschließt die
Anstaltsleitung Augen und Ohren. Man kommt dem Schutzbedürfnis der nicht
süchtigen Gefangenen nicht nach." Der Häftling hat das Thema bereits im Juni bei
der Vollzugskammer des Oberlandesgerichts Linz angezeigt. "Bislang wurde nichts
unternommen, den Drogenschmuggel von namentlich bekannten Insassen zu
unterbinden".
Die Zustände in der Justizanstalt Garsten spotten
anscheinend jeder Beschreibung,
so sollen heuer im Juni bereits
Justizbeamte nach einem Tipp eines Häftlings ein
Kilo
geschmuggeltes
Suchtgift sichergestellt haben. Im Februar 2005 wurden eine Frau
und drei Männer im Alter von 23 bis 36 Jahren
verurteilt, weil sie eineinhalb Kilo
Haschisch in die Strafanstalt geschmuggelt hatten. In einem Brief an die OÖN
kritisiert ein Garsten-Insasse Bandengeschäfte mit Drogen. Die Anstaltsleitung
schütze nichtsüchtige Gefangene zu wenig vor den Auswüchsen des
Drogenmissbrauchs. Entsprechenden Anzeigen würden die Behörden nicht
nachgehen. Ein Prozess nach einem Banküberfall, bei dem sich drei Angeklagte
verantworten mussten, warf bereits ein Licht auf die Zustände im Gefangenenhaus:
Zwei der Beschuldigten hatten in der Untersuchungshaft ein Wertkartenhandy in
die
gemeinsame Zelle geschmuggelt. In nur zwei Monaten führten sie mehr als 5700
Telefonate.
Daß aber Garsten nicht die unglaubliche Ausnahme
unter den Haftanstalten in
Österreich
ist, sondern die Norm schreibt die OÖN am 14.11.2006, wo Christoph
Pöchinger, der
Sprecher von Justizministerin Gastinger, aufhorchen lässt, als er
berichtet, dass „in Garsten die Drogenproblematik aber „nicht größer als in
anderen
Justizanstalten"
sei" und weiters weiß,
dass regelmäßig auch Razzien stattfinden.
In diesem
Zusammenhang stellen die unterfertigten Abgeordneten an die Frau
Bundsministerin für Justiz folgende
Anfrage
1. Wann war der genaue Todeszeitpunkt des Sascha A.?
2. Wann und von wem wurde der Leichnam aufgefunden?
3.
Was war die Todesursache laut Obduktion und war das Methadon-Programm
kausal?
4.
Wann begann Sascha A. mit dem Methadon-Programm und wurde dieses in
der Haftanstalt
Garsten fortgeführt?
5.
Wann wurden
Sie oder Ihr Büro schriftlich über das Ableben des Sascha A.
durch die Leitung der Justizanstalt
informiert und welche Todesursache wurde
in dem Schreiben vermutet?
6. Wie viele Zellengenossen hatte Sascha A.?
7.
Wie viele Insassen gibt es zur Zeit in der Justizanstalt Garsten und
wie sind
diese nach Nationalitäten aufgegliedert?
8.
Wie viele davon haben einen Drogenvermerk und wie sind diese nach
Nationalitäten aufgegliedert?
9.
Wie viele der Häftlinge mit Drogenvermerk haben diesen schon
zur Zeit ihrer
Einlieferung in die
Justizanstalt Garsten gehabt?
10. Seit wann
Sind sie darüber informiert, dass es im Gefängnis Garsten
Suchtgiftprobleme
gibt?
11. Im zitierten
Artikel wird auch von "Medikamenten-Missbrauch" gesprochen.
Wie kann es im Gefängnis Garsten zu solch einem Missbrauch
kommen?
12.
Welche Maßnahmen zur Verhinderung von Drogenmissbrauch
wurden von
der Leitung der Justizanstalt
gesetzt?
13.
Welche diesbezügliche Anordnungen gibt es in den anderen österreichischen
Justizanstalten
(aufgegliedert nach Bundesländern)?
14.
Welche Maßnahmen wurden von Ihrem Ministerium zur
Verhinderung von
Drogenmissbrauch in
Justizanstalten gesetzt?
15.
Welche Maßnahmen werden Sie oder Ihr Ministerium zur
Verhinderung von
Drogenmissbrauch in
Justizanstalten anordnen?
16.
Wie kann es
angehen, dass der Anstaltsleitung die Drogenproblematik
bewusst ist, diese dagegen aber offenbar
nichts unternimmt - sind ihrerseits
diesbezüglich disziplinarrechtliche Maßnahmen angedacht?
17.
Wie viele Drogensüchtige haben sich einen Drogenentzug
unterzogen und mit
welchem Erfolg?
18.
Teilen sie mit mir die Meinung, dass die Anstaltsleitung nach Kenntnis
der
Sachlage verpflichtet
gewesen wäre, diese bei der zuständigen Behörde
anzuzeigen bzw. aktiv dagegen vorzugehen?
19.
Wie oft wurde von der Leitung der Justizanstalt Garsten Anzeige nach § 86
StPO oder einer
anderen Norm erstattet?
20.
Wurde die Untätigkeit der Leitung der Justizanstalt
Garsten schon auf
Unterlassung oder Amtsmissbrauches geprüft?
21.
Woher haben die beiden „Handytelefonierer"
ihre Wertkarten bezogen und wie
haben sie diese finanziert?
22.
Wie viele Telefone wurden in österreichischen
Justizanstalten im den Jahren
2005 und 2006
konfisziert?
23.
Wurden die
gespeicherten Rufnummern der konfiszierten Handys
beziehungsweise die angerufenen Teilnehmer
einer kriminaldienstlichen
Überprüfung zugeleitet?
24.
Entspricht es den Tatsachen, dass die Drogenproblematik in Garsten
nicht
größer ist, als in anderen österreichischen Justizanstalten?
25. In welchen
Abständen wurden Razzien in der Justizanstalt Garsten
durchgeführt?
26. Wie viele
Razzien hat es in der Justizanstalt Garsten 2005 und 2006 gegeben
und mit welchen
Ergebnissen?
Wien, am