292/J XXIII. GP
Eingelangt am 30.01.2007
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Anfrage
der Abgeordneten Mag. Johann Maier
und GenossInnen
an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft
betreffend „Radon: Gesundheit und Umwelt - Nationale Maßnahmen"
Mit der AB 4083/XXI.GP vom
30.08.2002 wurde die Parlamentarische Anfrage „Radon im
Grundwasser - Nationale Maßnahmen" vom Bundesminister für Land-
und Forstwirtschaft,
Umwelt und Wasserwirtschaft beantwortet.
Aus systematischen Gründen werden nun ähnliche
Fragen wie im Jahr 2002 wieder gestellt. Anlass dafür sind u.a.
neue Erkenntnisse und
Forderungen über die Auswirkungen von Radonexpositionen in den Umwelten
und deren
möglichen Belastungen.
„Eine
internationale Studie über den Zusammenhang zwischen der Radonexposition
in
Wohngebäuden und dem Risiko, an
Lungenkrebs zu erkranken, wurde Ende 2004 vom British
Medical Journal (BMJ) veröffentlicht. Sie basierte auf Daten aus 13
Einzelstudien für
verschiedene Regionen in neun europäischen Ländern (Deutschland,
Finnland, Frankreich,
Großbritannien, Italien, Österreich, Schweden, Spanien und
Tschechien) und ist die bislang
größte Untersuchung über die Folgen der Radonbelastung in
Innenräumen. Frühere Studien
waren für eine zuverlässige
Risikobewertung nicht breit genug angelegt und erlaubten keine
getrennte Untersuchung von Rauchern und Nichtrauchern. Fazit der
aktuellen Studie ist, dass
Radon in Wohnräumen insbesondere für Raucher das Lungenkrebsrisiko
erhöht. Es steigt
proportional zur jeweiligen
Radonkonzentration in der Umgebungsluft und ist bereits bei
Konzentrationen unterhalb der in den
meisten europäischen Staaten geltenden Grenzwerte
nachweisbar. Es ist bei Rauchern - und
zwar bei jeder Radonbelastung - ungefähr 25 Mal
höher als bei Nichtrauchern,
deren Risiko, durch Radon an Lungenkrebs zu erkranken, zwar
gegeben, aber gering ist. Den
Studienergebnissen zufolge gehen in Europa 20.000 aller
durch Lungenkrebs verursachten
Todesfälle auf Radon in Gebäuden zurück. Das entspricht
9% aller Lungenkrebstoten in der EU
und ca. 2% der Krebsopfer insgesamt"
(EU-Informationsbrief
Gesundheit)
Das
deutsche Bundesamt für Strahlenschutz hat daher bereits Anfang 2005 einen
besseren Schutz
vor den
Gesundheitsgefahren durch das radioaktive Gas Radon gefordert: Radon in der
Luft
unserer Wohnungen und Gebäude
erhöht deutlich das Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken oder
zu sterben. Die zit. EU-weite Studie hat das Ausmaß dieser Risiken
noch deutlicher gemacht:
Demnach werden europaweit ungefähr
neun Prozent der Lungenkrebs-Todesfälle und zwei
Prozent aller Krebs-Todesfälle durch Radon in
Aufenthaltsräumen verursacht.
Das
Schweizer Bundesamt für Gesundheit (BAG) hat Ende November 2005 auch
wieder auf die
Gefahr von Radon im
Wohnbereich aufmerksam gemacht. In der Schweiz wird dieses Edelgas,
das beim Zerfall von Uran im Erdreich entsteht, mit rund 240 Todesfällen
(Lungenkrebs) pro
Jahr in Zusammenhang gebracht. Laut der Gesundheitsbehörde wäre rund die
Hälfte dieser
Todesfälle vermeidbar. Dazu
müssten jedoch möglichst alle stark belasteten Gebäude, von
denen
es in der Schweiz schätzungsweise 5000 gibt, saniert werden.
Die
unterzeichneten Abgeordneten richten daher an den Bundesminister für Land-
und
Forstwirtschaft,
Umwelt und Wasserwirtschaft nachstehende
Anfrage:
1.
Wie beurteilen
Sie die Ergebnisse der im Einleitungstext zitierten europäischer Studie?
Teilen Sie die Auffassung über den Zusammenhang von Radon und
Lungenkrebserkrankungen sowie die Anzahl
der Lungenkrebserkrankungen durch Radon?
Wenn nein, welche Erkenntnisse und Zahlen liegen Ihnen vor?
2.
Wie viele Erkrankungen an Lungenkrebs und wie viele Todesfälle
durch Lungenkrebs sind in
Österreich
jährlich auf Radonexpositionen zurückzuführen?
3.
In welcher Form soll angesichts dieser besonderen Problemstellungen die
Öffentlichkeit
unterrichtet werden,
um
3.1 die Kontrollierbarkeit der Radonexpositionen zu verbessern und eine Sensibilisierung der Bevölkerung für dieses Thema zu erreichen und
3.2 die Erkrankungen und Todesfälle zurückzudrängen?
4.
In welchen
Mitgliedsstaaten der europäischen Union bzw. Drittstaaten wurden bereits
Maßnahmen zur Dosisüberwachung
hinsichtlich der radiologischen Qualität von Grund-
bzw. Trinkwasser (Quellwasser) im Hinblick auf Radon und
langlebige
Radonzerfallsprodukte ergriffen oder sind in Zukunft geplant?
5.
Welche Maßnahmen halten Sie in dieser Frage gemeinsam mit dem
BMGF für notwendig
und werden Ihrerseits
geplant?
6.
Wie sieht ein System zur Verringerung der Exposition durch Radon und
langlebige Radon-
Zerfallsprodukte im
Trink- bzw. Grundwasser (Quellwasser) in Österreich aus?
7.
Welche Untersuchungen über Radonkonzentrationen im Trink- bzw.
Grundwasser
(Quellwasser) liegen
in Österreich aktuell vor?
8.
In welchen Gebieten wurde im Trink- bzw. Grundwasser (Quellwasser) eine
erhöhte
Radonkonzentration
festgestellt (Aufschlüsselung auf Bundesländer, Bezirke und
Gemeinden)?
9.
In welcher
Form werden Sie die Eigentümer von Hausbrunnen (mit privater
Wasserversorgung) über diese
Problematik und die möglichen gesundheitliche Risiken
informieren?
10. Werden Sie Leitlinien zu den verschiedenen Verfahren zur
Beseitigung von Radon und
langlebigen Radon-Zerfallsprodukten im
Trink- bzw. Grundwasser (Quellwasser) vorlegen
und wann ist damit zu rechnen?
Welche Verfahren wurden und werden in Österreich eingesetzt?
11. Welche Verfahren zur
Beseitigung von Radon im Trink- bzw. Grundwasser (Quellwasser)
gibt es?
Welche davon sind in Österreich kommerziell erhältlich und werden angewandt?
12. Wie wird in
Österreich die Exposition von ArbeitnehmerInnen durch inhaliertes Radon
in
Betriebsstätten, in denen erhebliche Mengen Radon aus Wasser in die
Raumluft freigesetzt
werden können, insbesondere in Wasserwerken, Heilbädern und
Schwimmbädern
kontrolliert?
Welche Behörden sind dafür zuständig?
13.
Wie viele diesbezügliche Kontrollen nach dem Strahlenschutzgesetz
etc. hat es in den Jahren
2000 bis 2006 gegeben
(Aufschlüsselung auf Jahre und Bundesländer)?
14.
Wie sahen die Ergebnisse dieser Kontrollen aus (Aufschlüsselung
auf Jahre und
Bundesländer)?
15.
Halten Sie diese Kontrollen nach dem Strahlenschutzgesetz (als
ressortzuständiger
Bundesminister)
für ausreichend?
Haben sich
die Bestimmungen des Strahlenschutzgesetzes bewährt?
Wenn nein, welche
Verbesserungen sind notwendig?
16. Wie sehen die geltenden
Regelungen für die zulässige Radonkonzentration in Häusern
bzw. in Wohnräumen aus?
Was soll gegen zu starke Radonkonzentration in Häusern bzw. in Wohnräumen
(Innenräumen) unternommen werden?
Welche Empfehlungen werden von Ihnen gegeben?
17. Werden Sie die
ÖNORM zur Radonvorsorge bei Neubauten sowie die angekündigte
ÖNORM für Altbauten für verbindlich erklären?
Wenn nein, warum nicht?
18.
Wie viele Wohngebäude müssten in Österreich saniert
werden um die hohe Anzahl an
Lungenkrebserkrankungen
durch Radonbelastung zurückzuschrauben?
19.
Gibt es
bereits für Österreich einen Kataster über die
Radonkonzentration im Boden?
Wenn ja, wer ist für die Messungen,
die Kontrollen und die Katasterführung zuständig?
Wenn nein, halten Sie einen solchen für notwendig und in welcher
Zuständigkeit
(Kompetenz) sollte dieser sein?
20. Wer führt aktuell in Österreich die Radonmessungen im Boden durch?
Welche
konkreten Ergebnisse erbrachten die Messungen in Rahmen des
„Österreichischen
Nationalen
Radonprojekt (ÖNRAP)"?
21. Wie viele diesbezügliche Messungen (Kontrollen) wurden
in den Jahren 2000 bis 2006 in
Österreich durchgeführt (ersuche
um Aufschlüsselung auf Jahre sowie Bundesländer, Bezirke
und Gemeinden)?
22.
Zu welchen Ergebnissen kam man bei diesen Messungen bzw. Untersuchungen
(ersuche um
Aufschlüsselung
auf Jahre sowie Bundesländer, Bezirke und Gemeinden)?
23.
Sehen Sie einen nationalen Handlungsbedarf zur Bekämpfung von
Radonexpositionen?
Wenn ja, welchen?
Müssen
aus Ihrer Sicht auch international weitere Maßnahmen gesetzt werden?
Wenn ja, welche?
24. Wie sieht die
österreichische „Antiradonpolitik" in Zukunft aus?
Welche Maßnahmen sind geplant?