430/J XXIII. GP
Eingelangt am 01.03.2007
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Anfrage
der Abgeordneten Steier und GenossInnen
an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft
betreffend klimaneutrale Dienstreisen
„Die Bundesregierung bekennt sich in allen
Politikbereichen zur Nachhaltigkeit und
richtet ihr Handeln nach ökologischen,
sozialen und ökonomischen Gesichtspunkten
aus" (Regierungsprogramm).
„Jeder/Jede
kann und soll etwas für den Klimaschutz beitragen" ist in der
Unterlage
zur Anpassung der
Klimastrategie vom Jänner 2007 nachzulesen. Damit die
Klimaschutzziele erreicht werden können, sollen
die BürgerInnen zu Veränderungen
in ihrem Mobilitäts- und Konsumverhalten in eine
nachhaltige und
umweltverträglichere
Richtung motiviert werden.
Gerade in diesem Bereich kommt
aber auch der öffentlichen Hand eine wichtige
Vorbildfunktion zu, nachhaltig zu handeln: Dienstreisen sollten möglichst
ressourcenschonend erfolgen, um ihre
negativen Auswirkungen auf die Umwelt so
weit wie möglich zu reduzieren und auf umweltverträgliche
Verkehrsmittel verlagert
werden. Auch im
Bereich der Dienstwagen sollten den neuen ökologischen
Anforderungen entsprechend zukünftig
CO2-Emissionen eingespart werden.
Mit der
Tatsache, dass Dienstreisen je nach Menge und Verkehrsmittelwahl umwelt-
und klimabelastend
wirken, setzt sich auch das Kapitel Mobilitätsmanagement des
„Nachhaltigkeitberichts
2006" des Lebensministeriums auseinander: „Am Standort
Stubenbastei 5 wurde das Modellvorhaben „Betriebliches
Mobilitätsmanagement" installiert.
Dadurch konnte
die PKW-Nutzung für Arbeitswege trotz annähernd gleich bleibender
MitarbeiterInnenzahlen deutlich gesenkt werden.......... Für den Standort Stubenbastei 5
konnte die
Anzahl der Gesamtkilometer an Dienstreisen zwischen 1998 und 2003 um ca. 40
Prozent
reduziert werden. Insbesondere auch durch Aktivitäten im Rahmen des
Mobilitätsmanagementprojektes
in den Jahren 1999 und 2000 konnten die Gesamtkilometer
im Jahr 2000 im Vergleich zu 1998 fast auf die Hälfte
verringert werden" ist dort
nachzulesen.
Die durch
Dienstreisen verursachten CO2-Emissionen des Lebensministeriums
entwickelten sich laut diesem Bericht wie folgt:
CO, Emissionen durch |
1898 |
2000 |
2002 |
2004 |
Bahn |
5,75 |
5,24 |
5,70 |
2,011 |
Flugzeug |
497,10 |
229,52 |
263,84 |
249,471 |
PKW |
14,40 |
0,73 |
4,74 |
n.n.e. |
Gesamt |
517,25 |
235,49 |
274,28 |
251,483 |
Lebensministerium (n.n.e. noch nicht erfasst) |
|
|
|
Vor allem Flugreisen sind durch
deren hohe CO2-Emissionen extrem
umweltbelastend. „Luftverkehrsemissionen
machen zurzeit rund 3% der gesamten
Treibhausgasemissionen der EU aus,
nehmen jedoch stetig zu (um 87% seit 1990),
denn Flugreisen werden billiger, solange
ihre Umweltkosten unberücksichtigt bleiben.
So generiert ein
Flugreisender mit einem Hin- und Rückflug
London-New York eine
ungefähr ebenso große Emissionsmenge wie ein Durchschnittsbürger der EU durch
Beheizen seines Heims während eines ganzen Jahres"
(EU-Kommission,
20.12.2006).
Bereits im September 2004 wurde
das Lebensministerium im Rahmen einer
parlamentarischen Anfrage (1995/J, XXII.GP) auf das Projekt „Atmosfair"
(www.atmosfair.com) aufmerksam gemacht: eine
Initiative zum klimaneutralen
Fliegen, welche die klimaschädlichen
Folgen der eigenen Flugreise durch eine
freiwillige Finanzierung von Klimaschutzprojekten in Entwicklungsländern
kompensieren soll. Nach den Regeln von Atmosfair generiert z.B. ein Flug Wien-
Brüssel-Wien
rund 520 kg CO2; diese Menge CO2 kann durch Atmosfair in einem
Klimaschutzprojekt für 11,00 Euro kompensiert werden.
In der Anfragebeantwortung hat der BMLFUW großes Interesse
gezeigt und eine
Prüfung angekündigt,
inwieweit Österreich am Projekt Atmosfair partizipieren könnte.
Seither
ist offensichtlich wenig passiert; lediglich in einer Broschüre („Leitfaden zur
umweltgerechten Organisation von Veranstaltungen"), die im Hinblick auf
die
österreichische
EU-Präsidentschaft 2006 speziell für die
Organisation von
umweltgerechten
Konferenzen konzipiert wurde, findet sich der Hinweis auf
Atmosfair:
„Anreise mit Flugzeug ist oft die klimarelevanteste
Wirkung von
Veranstaltungen
und Konferenzen - Aktive Bewerbung, Förderung und Organisation
der Anreise per Bahn statt Flugzeug, www.
klimaaktiv.at;www.atmosfair.com."
Die deutsche Bundesregierung plant
nach Angaben von Umweltminister Gabriel
künftig Ausgleichszahlungen für Kohlendioxid-Emissionen zu leisten, die
durch
Dienstreisen aller MitarbeiterInnen entstehen. Ein entsprechender Gesetzentwurf
wurde vom deutschen Bundeskabinett am 28. 2. beschlossen. Um die
Umweltbelastung der nicht vermeidbaren Dienstreisen zu kompensieren, wird die
Bundesregierung ab 2007 alle Dienstflüge der Mitglieder und Beschäftigten der
Bundesregierung, inklusive Dienstflüge
der Kabinettsmitglieder mit der
Flugbereitschaft, sowie Dienstfahrten mit dem Fuhrpark der Bundesregierung
klimaneutral stellen. Die Menge an CO2-Emissionen, die durch die Dienstflüge und
dienstliche PKW-Fahrten verursacht wird, wird durch Investitionen in zusätzliche
Klimaschutzprojekte im Bereich erneuerbare
Energien und Energieeffizienz (wie z.B.
Solarprojekte in Indien oder Wärmedämmmaßnahmen in Südafrika) ausgeglichen.
Die auf diese Weise generierten
Emissionsgutschriften werden abschließend von der
Deutschen Emissionshandelsstelle (DEHSt), die beim Umweltbundesamt angesiedelt
ist, gelöscht und damit dem Emissionshandelsmarkt
entzogen. Die erforderlichen
Mittel für die Kompensation der
CO2-Emissionen betragen für
die gesamte
Bundesregierung ca. 3-4 Mio €
(http://www.bmu.de/pressemitteilungen/pressemitteilungen_ab_22112005/pm/38797.php)
Angesichts dieser begrüßenswerten Initiative stellt sich die
Frage, warum es dem
Lebensministerium in den letzten Jahren
nicht gelungen ist, für den eigenen Bereich
eine ähnliche Initiative zu starten und auch Überzeugungsarbeit bei den anderen
Ressorts zu leisten, um zumindest im Bereich der Dienstreisen des Bundes
klimaneutral zu fliegen.
Die unterzeichneten
Abgeordneten richten daher an den Bundesminister für Land-
und Forstwirtschaft,
Umwelt und Wasserwirtschaft nachstehende
Anfrage:
1.
Wie hat sich der Dienstreisenverkehr des Lebensministeriums seit dem
Jahr
2000 nach zurückgelegten Strecken und benutzten
Verkehrsträgern
(Flugzeug, Bahn, KFZ, Bus, sonstiger ÖPNV)
entwickelt? (bitte nach Jahren,
Absolutwerten und %
gegliedert anführen)
2.
Wie hoch waren
die durch Dienstreisen entstandenen CO2-Emissionen seit
dem Jahr 2000? (bitte nach Gesamtsumme,
Bahn, Flugzeug, PKW, sonstiger
ÖPNV und nach Jahren gegliedert anführen)
3.
Verfügen Sie als für den Klimaschutz zuständiger Bundesminister über
Untersuchungen in Ihrem Ressort, wie sich
die Dienstreisen des öffentlichen
Sektors in den
letzten Jahren entwickelt haben, zu welchen Anteilen per
PKW/Bahn/Flugzeug gereist wird und wie hoch der Dienstreisenbedingte
Schadstoffausstoß (CO2, NOx,...) des öffentlichen Sektors anzusetzen ist?
Wenn ja, zu welchem Schluss kommen diese Untersuchungen?
4.
Verfügt Ihr Ressort über Daten,
welche Fahrleistung und welche CO2-
Emissionswerte die im
Fuhrpark des Bundes im Einsatz befindlichen
Dienstfahrzeuge haben?
5.
Wenn nein,
warum wurde bisher verabsäumt,
diese relevanten Daten zu
erheben, um der wichtigen Vorbildwirkung
des öffentlichen Sektors bezüglich
umweltfreundliche
Verkehrsmittelwahl und sparsame Verkehrsteilnahme
nachkommen zu können?
6.
Im BMLFUW standen per 1.1.2006 297 Dienst-PKW im Einsatz, davon 8 PKW
in der Zentralstelle
(3883/AB, XXII.GP). Welche Fahrleistungen haben diese
Fahrzeuge von 2000-2006 erbracht?
7.
Welche CO2-Emissionswerte haben die im BMLFUW im Einsatz stehenden
Dienstfahrzeuge?
8.
Sie haben in 1922/AB, XXII.GP eine Prüfung in
Aussicht gestellt, inwieweit
Österreich das Atmosfair-Projekt
unterstützen könnte. Was hat diese
Überprüfung
ergeben?
9.
Die Kosten für die Kompensation klimaschädlicher
Folgen von Flugreisen
nach den Regeln von
Atmosfair werden mit unter 5% der Reisekosten
geschätzt; ein Wien-Brüssel-Wien-Flug mit 520 kg CO2-Emissionen
schlägt
mit 11 € zu Buche.
Werden Sie dem Beispiel Ihres deutschen Ressortkollegen
folgen und zumindest
die Flug-Dienstreisen Ihres Ressorts klimaneutral
durchführen, dh. konkret die
CO2-Emissionen der Flug-Dienstreisen des
BMLFUW durch die Finanzierung von Klimaschutzprojekten wie z.B. im
Rahmen von Atmosfair kompensieren?
10. Wenn ja, ab wann?
11.Wenn nein, warum nicht?
12.
Ist eine Ausdehnung klimaneutraler Dienstreisen auf alle Dienstreisen
ihres
Ressorts (also auch Bahn- und PKW-Fahrten) geplant?
13.
Wird Ihr Ressort initiativ werden und die Koordinierung übernehmen,
damit
auch die anderen
Ministerien künftig nur mehr klimaneutrale
Dienst-Flug-
Reisen nach deutschem Vorbild durchführen?
14.
Wie hoch ist der Anteil an Flug-Dienstreisen in Ihrem Ressort, der aus
Ihrer
Sicht durch die
Nutzung moderner Kommunikationsformen (Video-
Konferenzen oä) ersetzt
werden könnte?