1118/J XXIII. GP
Eingelangt am 28.06.2007
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Anfrage
der Abgeordneten Astrid Stadler
Kolleginnen und Kollegen
an die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur
betreffend „Brief Neue Mittelschule"
Die Schulaufsichtsbehörden haben in den vergangenen Tagen einen
Brief des
Bundesministeriums für Unterricht,
Kunst und Kultur erhalten, der- im Stil einer
Werbebotschaft
abgefasst - das Projekt „Neue Mittelschule" ankündigt. In
Schlagworten werden
die „großen Chancen für die Persönlichkeitsentwicklung der
Schülerinnen und Schüler" und die Attraktivierung des
Arbeitsplatzes Schule für
Lehrerinnen und Lehrer beschrieben. Abschließend wird um Unterstützung und
Mitgestaltung geworben. Stil und
Formulierung des Briefes, der auch an alle Volks-,
Haupt-, Sonderschulen und AHS ergeht, erweckt den Eindruck einer
geplanten
flächendeckenden
Umsetzung eines Gesamtschulmodells, ohne aber vorher
klarzustellen, was
inhaltlich gemeint ist und wie die Einführung organisatorisch
umgesetzt werden soll.
Die
unterzeichneten Abgeordneten stellen in diesem Zusammenhang an die
Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur folgende
Anfrage:
1)
Soll das angekündigte Projekt „Neue Mittelschule" mittels
Einrichtung eines
Schulversuches an einem oder mehreren
Standorten in einem oder mehreren
Bundesländern erprobt werden?
2)
Wie darf man
sich die Anwendung des genannten integrativen Gedankens eines
gemeinsamen Europas auf die unterschiedlichen Neigungen und Fähigkeiten
aller Schülerinnen und
Schüler vorstellen bzw. wie soll dieser umgesetzt werden?
3)
Wann dürfen die Betroffenen mit einer genauen „Projektbeschreibung",
die über
die bekannten
Schlagworte hinausgeht, rechnen?
4)
In welcher Form soll die geforderte Mitgestaltung und Unterstützung durch
die
Schulaufsicht
erfolgen?
5)
In welcher
Form soll die geforderte Mitgestaltung durch die VS, HS, AHS und
Sonderschulen durch die Schulaufsicht erfolgen?
6) Wie genau sollen die „differenzierten Leistungsanforderungen" aussehen?
7) Welche „neuen pädagogischen Maßnahmen" meinen Sie?
8) Was verstehen Sie unter „Bildungsangebot mit vielerlei Wahlmöglichkeiten"?
9) Wie wollen Sie den Arbeitsplatz für alle
Lehrerinnen und Lehrer „noch attraktiver"
gestalten?
10) Welche
Maßnahmen setzen Sie, um zu
verhindern, dass durch ein zu 100 %
staatlich subventioniertes
schulgeldpflichtiges Privatschulwesen, der von der SPÖ
so oft vermutete und
gegeißelte soziökonomische Zusammenhang nicht erst
recht initiiert und eine Zweiklassengesellschaft geschaffen wird?
11) Werden Sie das
staatliche geförderte konfessionelle Privatschulwesen (100
%
Personalsubvention
des Bundes) abschaffen oder in die „Neue
Mittelschule"
integrieren?
12) Wann werden Sie hierfür die
Verhandlungen mit dem Heiligen Stuhl aufnehmen,
um die notwendigen Änderungen des Konkordats zu besprechen?
13) Nach
welchem Gehaltsschema werden Lehrerinnen und Lehrer, die an der
„Neuen
Mittelschule" unterrichten, entlohnt bzw. ist ein verpflichtendes Aus- und
Weiterbildungsprogramm
vorgesehen?
14) Wie soll die Durchlässigkeit gewährleistet
sein, wenn ein Kind von einer
Modellregion in eine
andere Schule wechselt?