1161/J XXIII. GP
Eingelangt am 04.07.2007
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Anfrage
der Abgeordneten Sylvia Rinner,
Genossinnen und Genossen
an die Bundesministerin für Frauen, Medien und öffentlichen Dienst im Bundeskanzleramt
betreffend Armut, Armutsgefährdung und Armutsbekämpfung in Österreich (EU-SILC 2005)
Gemäß
den neuesten Ergebnissen aus EU-SILC (Statistics on Income and Living
Conditions),
einer EU-weiten
Statistik zu Einkommen und Lebensbedingungen der Bevölkerung in
Privathaushalten, waren 2005 rund eine
Million Personen in Österreich armutsgefährdet. Der
Anteil der Armutsgefährdeten ist mit rund 12 % im Vergleich zu den
Vorjahren unverändert
hoch.
Von manifester Armut, also dem
Zusammentreffen von niedrigem Einkommen und einer
prekären Lebenssituation (z.B.: Zahlungsrückstände,
Substandardwohnung, schlechte
Gesundheit, das Unvermögen Heizung oder neue Kleidung zu finanzieren,...),
sind 5,2 % der
Bevölkerung betroffen, das heißt, dass rund 420.000 Personen in
Österreich manifest arm
sind.
Besonders
erschreckend ist die Situation der Kinder und Jugendlichen unter 20 Jahren,
denn
sie machen über ein Viertel (27 %) der Armutsgefährdeten aus. 140.000
Buben und 130.000
Mädchen lebten
2005 in Haushalten unter der Armutsgefährdungsschwelle, 100.000 von
ihnen sind manifest arm. Ein Drittel dieser armutsgefährdeten Kinder und
Jugendlichen
stammt aus Haushalten mit einem Migrationshintergrund aus nicht
EU-/EFTA-Staaten.
Dr. Peter Hackl, Generaldirektor
der Statistik Austria, stellte dazu fest: „Soziale Teilhabe ist
in Österreich nicht gleich verteilt.
Aus armen Kindern werden auch häufig arme Erwachsene."
Eine schlechte finanzielle Situation des elterlichen Haushalts und ein
niedriges
Bildungsniveau der Eltern wirken sich nachteilig aus, so ist die
Armutsgefährdung in der
Gruppe der 25- bis 45-Jährigen aus finanziell sehr schlecht gestelltem
Elternhaus doppelt so
hoch, wie jener aus sehr gut gestelltem.
Für 249.000
Erwerbstätige reicht ihre Erwerbsarbeit nicht aus, die
Armutsgefährdung zu
vermeiden. Sie zählen nach der
Definition der Statistik Austria zu den sogenannten „working
poor". Auch eine fehlende Erwerbstätigkeit von Frauen in
Haushalten steigert das
Armutsrisiko.
In
armutsgefährdeten Haushalten machen Sozialleistung und Pension über
die Hälfte des
Einkommens (56 %)
aus, wobei insbesonders Sozialtransfers eine entscheidende Rolle
zukommt. Ohne Sozialleistungen und Pensionen wären in Österreich
statt 12 % der
Bevölkerung 43 % armutsgefährdet.
Angesichts dieser für die Bevölkerung
dramatischen Situation stellen die unterfertigten
Abgeordneten an die Bundesministerin für Frauen, Medien und
öffentlichen Dienst im
Bundeskanzleramt
folgende
Anfrage
1. Sind Ihnen die Ergebnisse der EU-SILC 2005 bekannt und wie beurteilen Sie diese?
2.
Wie beurteilen Sie den Umstand, dass es seit der ersten Erhebung zur
EU-SILC im Jahr
2003 nicht gelungen ist, den Anteil der Armutsgefährdeten signifikant zu
senken? (Laut
Statistik Austria sind geringfügige Veränderungen auf statistische
Zufallsschwankungen
zurückzuführen.)
3.
Welche Maßnahmen haben Sie seitens Ihres Ressorts seit Ihrem
Amtsantritt im Jahr 2007
gesetzt, um die Zahl der armutsgefährdeten und manifest armen Personen in
Österreich zu
senken?
4.
Welche
Maßnahmen werden Sie seitens Ihres Ressorts setzen, um die Zahl der
armutsgefährdeten und manifest armen
Personen in Österreich zu senken und in welchem
Zeitraum sind diese geplant?