1605/J XXIII. GP

Eingelangt am 09.10.2007
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Anfrage

 

des Abgeordneten Grünewald, Freundinnen und Freunde

 

an den Bundesminister für Wissenschaft und Forschung

 

betreffend Erleichterung des Universitätszugangs für bildungsferne Schichten

 

Die Studierenden-Sozialerhebung zeigt neuerlich auf, dass die Herkunftsfamilie, der Bildungsstatus der Eltern sowie deren sozioökonomische Situation zum einen die Schullaufbahnentscheidung des Kindes und zum anderen auch die Entscheidung für die Aufnahme eines Studiums bestimmen. Die soziale Herkunft determiniert außerdem die Rahmenbedingungen für das Studium, da die sozioökonomische Situation des Elternhaushaltes die finanzielle Absicherung sowie den Lebensstandard während der Studienzeit beeinflusst.

 

Aus der Studie geht hervor, dass Kinder aus bildungsnahen Schichten nach wie vor mehr Chancen im Bildungssystem haben. Dies zeigt die soziale Zusammensetzung der Studierenden: Insgesamt kommt ein Fünftel der Studierenden aus niedriger, ein Viertel aus mittlerer und ein Drittel aus gehobener sozialer Schicht. In allen Segmenten des Hochschulsektors zeigt sich im Zeitverlauf ein Rückgang der Studierenden aus einkommensschwachen und bildungsfernen Schichten. In FH-Studiengängen ist der Anteil von rund einem Drittel im Jahr 1998 auf rund ein Viertel im Jahr 2006 zurückgegangen, an Universitäten von einem Viertel auf ein Fünftel. Zu ähnlichen Ergebnissen kommt auch die aktuelle OECD-Studie „Bildung auf einem Blick“.

 

Die soziale Selektion hat sich daher weiter verschärft. Aus diesem Grund ist es höchste Zeit Maßnahmen zu setzen, die den Zugang bildungsferner Schichten zu Universitäten erleichtern und fördern.

 

 

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

 

 

ANFRAGE:

 

 

1.      Wie stehen Sie zur Problematik der sozialen Selektion im österreichischen Bildungssystem allgemein? Empfinden Sie es als fair, dass Kinder aus bildungsfernem Elternhaus mit niedrigem Einkommen weniger Bildungschancen haben als Kinder aus bildungsnahem Elternhaus mit hohem Einkommen?

2.      Wie stehen Sie zur Problematik der sozialen Selektion in Österreichs tertiären Ausbildungssystem? Empfinden Sie es als fair, dass SchülerInnen aus bildungsfernem Elternhaus mit niedrigem Einkommen weniger Chancen haben zu studieren als Kinder aus bildungsnahem Elternhaus mit hohem Einkommen?

3.      Welche Maßnahmen werden Sie in dieser Legislaturperiode setzen, um den Zugang bildungsferner Schichten zu Universitäten und Fachhochschulen zu erleichtern und zu fördern?

4.      Welche Änderungen im Studienförderungsgesetz planen Sie, um Studierenden aus einkommensschwachen Familien bessere Rahmenbedingungen für ihre Studienzeit zu gewähren?

5.      Planen Sie die Einführung von Kreditsystemen? Wenn ja: wie sollen diese genau aussehen (bitte um konkrete Antwort, wer staatliche Unterstützungen in Form von Krediten erhalten soll, wann und bei welcher Einkommenshöhe sie zurückzuzahlen sind, etc.)?

Wenn nein: warum nicht? Welche ähnlichen Maßnahmen sind geplant?

6.      Welche Maßnahmen werden Sie setzen, um SchülerInnen Anreize zu geben später zu studieren? Durch welche Maßnahmen werden Sie hier auch SchülerInnen mit einbeziehen, die nicht eine AHS besuchen?

7.      Welche Maßnahmen werden Sie setzen, um SchülerInnen ausreichend über Vielfalt und Bandbreite des Studienangebots und darüber, was sie an der Universität erwartet zu informieren (keine einstündigen Gespräche mit Studienchecker und Tests)? Durch welche Maßnahmen werden Sie hier auch SchülerInnen, die keine AHS besuchen mit einbeziehen?

8.      Die soziale Selektion beginnt bereits an der Schule. Aufgrund der frühen Trennung in AHS und Hauptschule geht eine große Gruppe potentieller StudentInnen verloren.

a)     Wie stehen Sie zu einer gemeinsamen Schule, die eine derartige frühe soziale Selektion verhindern und damit die Anzahl Studierender erhöhen würde?

b)     Werden Sie sich im Interesse einer best- und höchstmöglichen Ausbildung für alle SchülerInnen und im Sinne einer höheren AkademikerInnenquote für eine gemeinsame Schule stark machen?

c)      Welche Maßnahmen planen Sie, um denjenigen SchülerInnen, die nach der vierten Klasse Volksschule in eine Hauptschule wechseln, den Zugang zu Universitäten zu erleichtern?

d)     Soll die Matura als wesentliches Kriterium für den Universitätszugang erhalten bleiben? Wenn ja, warum? Wenn nein, welche alternativen Zugangsformen sind geplant oder angedacht?

9.   Welche Maßnahmen planen Sie, um die Betreuung von StudienanfängerInnen zu verbessern und zu intensivieren, sodass gerade auch StudentInnen aus bildungsfernen Schichten weniger gefährdet sind das Studium abzubrechen?

10.   Mit welchen Maßnahmen planen Sie die Möglichkeiten des     Universitätszugangs über den zweiten Bildungsweg zu attraktivieren und auszuweiten?

11.   Welche Maßnahmen werden Sie setzen, um die im OECD-Schnitt niedrige AkademikerInnenquote in Österreich durch einen erleichterten Zugang zu höherer, tertiärer Bildung für bildungsfernen Schichten anzuheben?