2947/J XXIII. GP

Eingelangt am 19.12.2007
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

Anfrage

des Abgeordneten Dr. Martin Graf

und anderer Abgeordneter

an die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur

betreffend Schändung eines Totendenkmals im BRG Wien XV und anderer Denkmäler.

Während des Ersten Weltkrieges 1914-1918 stand Europa in Flammen, viele Soldaten mussten bei schweren Kämpfen ihr Leben lassen und wurden verletzt oder verstümmelt. Die meisten von ihnen waren noch sehr jung. In Österreich gibt es zahllose Denkmäler, die an diese Soldaten erinnern und ihr Andenken bewahren, aber auch vor dem Krieg und seinen Folgen mahnen. So wurde auch von Prof. Oskar Dechant, einem Lehrer der Schule BRG Wien XV, Henriettenplatz, ebendort ein Denkmal geschaffen, welches das Andenken an die gefallenen Soldaten, die Schüler bzw. Lehrer jener Schule waren, zu bewahren. Das Denkmal stellt in einem plastischen Relief den trauernden Erzengel Michael dar, gestützt auf sein Schwert. Die Figur wird von den Namen der Gefallenen flankiert, darunter befindet sich die Inschrift: Den im Weltkrieg 1914-1918 gefallenen Helden der Bundesrealschule Wien XV", darüber: IN MEMORIAM". Das Kunstwerk entspricht dem klaren, sachlichen Stil der Zwischenkriegszeit.

Heute, fast 90 Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkrieges, fühlt sich nun ein Zeichenlehrer des BRG XV, Helmut Kraus, bemüßigt dem Denkmal seine persönliche Note aufzudrücken. So montierte er, ohne eine Stellungnahme der Direktion bzw. des Landesschulinspektors zu seinen krausen Ideen abzuwarten, in Eigeninitiative selbst gebastelte Tafeln an der Wand neben dem steinernen Engel, auf denen Stimmen gegen den Krieg" in Form von Zitaten von Karl Kraus und Stefan Zweig zu lesen waren, Pflichterfüllung und Verrohung" im Krieg angeprangert und anhand von Zahlen und Bildern die Judenverfolgung thematisiert wurde. Herr Kraus dürfte dahingehend ein gewaltiges Problem mit den allgemeinen historischen Wissensstand haben, da die Judenverfolgung in Österreich bekanntermaßen erst mit dem Anschluss an das Deutsche Reich 1938 eingesetzt hatte.

Wie die Tageszeitung Der Standard"(Printausgabe 19.6.2007) meldete, fühlte sich der Lehrkörper von dieser Einzelaktion" überrollt, dies berichtete auch der Direktor des BRG XV, Mag. Friedrich Weinhofer und wies den querköpfigen Lehrer umgehend an, die Tafeln zu entfernen, was dieser erst nach der Androhung eines Disziplinarverfahrens tat. Danach kündigte Weinhofer an, das Denkmal hinter eine Glasverhüllung mit der Aufschrift denk mal!" zu stellen, was nunmehr auch realisiert wurde. Die Glastafel, die aus Mattglas besteht, schneidet für den Betrachter nun das Denkmal in drei Stücke.


In höflichen Briefen wurde Mag. Weinhofer um eine Diskussion mit ehemaligen Lehrern und Schülern gebeten, wobei er diese Briefe unbeantwortet ließ. Es ergingen weitere Schreiben an den Landesschulinspektor, die Bundesimmobiliengesellschaft und das Bundesdenkmalamt mit der Bitte die Tafel wieder zu entfernen und den ursprünglichen Zustand wiederherzustellen. Auch diese Schreiben blieben unbeantwortet. Lediglich von Landesschulinspektor Blüml kam nach acht Wochen eine nichtssagende Antwort.

Diese Schändung eines Gefallenendenkmals ist einmal mehr ein Zeugnis dafür, wie in Österreich in unseren Tagen mit dem Andenken an die Soldaten der Weltkriege und sogar auch jener Kriege, die noch weiter in der Vergangenheit liegen, umgegangen wird.

Die Palette reicht hier von der Aberkennung des Ehrengrabes der Stadt Wien für den Jagdflieger Walter Nowotny am Wiener Zentralfriedhof über die Delogierung und Verglasung des Siegfriedskopfes" in der Aula der Wiener Universität bis hin zur Entfernung der Inschrift am Asperner Löwen, der an die Gefallenen der Schlacht bei Aspern gegen Napoleon Bonaparte im Jahre 1809 erinnert. Dabei wird nebenbei auch auf den kunsthistorischen Charakter dieser Denkmäler völlig vergessen und der Denkmalschutz außer Acht gelassen. Hier wirft sich auch die Frage auf, warum dahingehend das Denkmal der Sowjetarmee am Wiener Schwarzenbergplatz, wo auf einer 20 Meter hohen Säule ein 12 Meter großer martialischer Sowjetkrieger steht, unangetastet bleibt, zumal die Übersetzung eines Teiles der Inschrift lautet: Ewiges Heil den Helden der Roten Armee".

In diesem Zusammenhang richten die unterfertigten Abgeordneten an die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur folgende

Anfrage:

1.)      Ist Ihnen dieser Fall bekannt?

2.)      Wurde in diesem Fall das Bundesdenkmalamt konsultiert bzw. gibt es eine Bewilligung des BDA?

3.)      Wenn nein, warum nicht?

4.)      Wenn ja, mit welcher Begründung?

5.)      Wenn das Bundesdenkmalamt keine Genehmigung für die beschriebene Verglasung des Denkmals erteilt hatte, welche Sanktionen gegen die Schulleitung sind anzuwenden bzw. geplant?

6.)      Wurden diese Sanktionen bereits umgesetzt bzw. wann ist damit zu rechnen, dass der ursprüngliche Zustand des Denkmals wiederhergestellt wird?


7.)      Wie stehen Sie zu den Maßnahmen der Schulleitung des BRG XV in dieser Causa?

8.)      Wie stehen Sie zu der Maßnahme der Universität Wien, den Siegfriedskopf, der ebenfalls an die Gefallenen Studenten und Professoren der Universität Wien im Ersten Weltkrieg erinnert, delogiert und bis zur Unkenntlichkeit verglast zu haben?

9.)      Ist Ihnen der Fall bekannt, dass Prof. Christian Vielhaber eine Initiative startete, die Inschrift am Löwen von Aspern" zu entfernen?

10.)    Gibt es in diesem Fall eine Reaktion des Bundesdenkmalamtes?

11.)    Wenn ja, welche?