2978/J XXIII. GP
Eingelangt am 21.12.2007
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Anfrage
der
Abgeordneten Dr Gabriela Moser, Freundinnen und Freunde
an den Bundesminister für Verkehr, Innovation und
Technologie
betreffend Geheimhaltung der
Verkehrsprognose Österreich 2025+
Die
offizielle "Verkehrsprognose Österreich 2025+", an der seit
Jahren inner- und außerhalb
des Ressorts
gearbeitet wurde, ist seit längerem
fertig.
Sie wird jedoch seitens des BMVIT nicht öffentlich zugänglich gemacht.
Informierten
Kreisen zufolge liegt sie seit Monaten im Kabinett von Bundesminister Faymann
ab. Selbst Fachleute
erhalten nur selektiven und/oder verzögerten Zugang zu wichtigen
Ergebnissen dieser Arbeit, was nicht zuletzt für die Öffentliche Hand als überwiegende
Auftraggeberin der von diesen Fachleuten umzusetzenden Projekte vermeidbare
Mehrkosten und Mehraufwände sowie suboptimale, weil
zwangsläufig nicht auf dem letzten
Stand befindlichen Ergebnisse nach sich zieht.
Die Vermutung liegt nahe, dass die
Veröffentlichung deshalb verzögert wird, weil die
Verkehrsprognose Österreich 2025+ gegenüber bisherigen Produkten deutlich
realitätsnähere,
reduzierte Ergebnisse für die mittel- und längerfristige
Entwicklung des
Verkehrsaufkommens zB
für das Jahr 2025 enthält. Nach den demographischen
Gegebenheiten und wissenschaftlichen Erkenntnissen sind insbesondere beim PKW
Verkehr deutliche Korrekturen nach unten gegenüber bisher zu erwarten.
Viele Infrastrukturprojekte, deren
Realisierung im Gang bzw. in Vorbereitung ist und die in
mannigfaltiger Hinsicht für
landes- und bundespolitisches Kleingeld wie Spatenstiche,
Presslufthammer-Auftritte u.dgl. benützt
werden, konnten jedoch nur mit bislang künstlich
hoch gerechneten Langfrist-Prognosewerten überhaupt gerechtfertigt und politisch
durchgedrückt werden. Das heißt, dass ihre Berücksichtigung im Bundesstraßengesetz
Anhang als Grundlage ihrer Planung und Errichtung in Frage zu stellen ist. Auffällig viele
Autobahn- und Schnellstraßenprojekte
liegen schon in den bisher offiziellen
Langfristprognosen ganz knapp am für
vierspurigen Ausbau nach offizieller Ansicht nötigen
Schwellenwert. Ein
schlagendes Indiz sind die in der sogenannten „Hitparade der
unrentablen Autobahnen Österreichs"
(Der Standard, 20.9.2007) abgebildeten Projekte und
deren Prognosewerte für das Verkehrsaufkommen 2025.
Die neue Prognose muss hier ein
Umdenken auslösen. Bei Berücksichtigung der nunmehr
korrekteren Prognose müssten diese Lieblingsprojekte
vieler Landeskaiser, nicht zuletzt in
NÖ (S34, S3,
A5, S8,...), die alle ohne viel Federlesen Aufnahme in des Verkehrsministers
Prioritätenlisten
vom März 2007 fanden, massivst abgespeckt und vom Bund dem
jeweiligen
Land zur Finanzierung
rücküberantwortet werden. Dies ist nicht
zuletzt aufgrund der
Tatsache unausweichlich, dass die ASFINAG
sonst zur Umsetzung einer ganzen Reihe nicht
wirtschaftlich darstellbarer Projekte gezwungen wäre, was im Konflikt mit den Vorgaben des
Aktiengesetzes stünde.
Beim Straßenbau die Bremse zu ziehen statt der
ASFINAG (wie geplant) weitere Multi-
Milliarden-Verschuldung für noch mehr
verkehrsfördernden Beton zu ermöglichen, wäre eine
wirksame
Klimaschutz-Maßnahme.
Schließlich ist es
höchst
ineffizient, die Veröffentlichung einer gemeinsam mit Partnern
wie
den ÖBB oder der ASFINAG beauftragten Großstudie zu
verzögern, wodurch selbst diese
Mitauftraggeber teilweise zum Weiterverwenden anderer, nicht aktueller Daten
gezwungen
sind.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende
ANFRAGE:
1.
Warum wird die
Veröffentlichung der Verkehrsprognose
2025+
(Gemeinschaftsarbeit der AutorInnen Käfer/Steininger/Axhausen/Clees/Fritz/
Gebetsroither/Grubits/Koch/Kurzmann/Mayerhofer/Molitor/Ortis/Palme/Pfeiler/
Schönfelder/Streicher/Thaller/Wiederin/Zakarias)
von Ihnen bzw. Ihrem
Kabinett verzögert?
2.
Welche Neu- oder Nachberechnungen wurden von wem (nach der Abgabe
des Produkts seitens
der AuftragnehmerInnen) vorgenommen?
3.
Können Sie ausschließen, dass die Arbeit
im BMVIT oder auf anderer Ebene
auf politischen Wunsch dahingehend verändert wurde, dass
Ergebnisse, die
Infrastrukturprojekte
in Frage stellen würden, nach oben korrigiert wurden?
4.
Welche Veränderungen ergeben sich aus der neuen
Arbeit für die
Verkehrsprognosen in genereller Hinsicht
(LKW bzw. PKW im hochrangigen
bzw. niederrangigen Netz, Schienenverkehrsaufkommen)?
5.
Welche Veränderungen ergeben sich aus der neuen
Arbeit für die
Verkehrsprognosen für das
Verkehrsaufkommen 2025 für die einzelnen
Projekte,
die sich in Ihrer Prioritätenliste vom März 2007 für die
Strasse
befinden?
6.
Welche Konsequenzen werden Sie daraus im einzelnen ziehen? Welche
Straßenbauprojekte werden insbesondere nicht
als hochrangige
Bundesstraßen oder nur mit reduzierten
Querschnitten etc umgesetzt?
7.
Falls Sie im Hinblick auf offenbar überdimensionierte
Straßenbauprojekte
keinerlei
Konsequenzen ziehen wollen - wie erklären Sie dies?
8.
Ist aus Ihrer
Sicht unveränderte Fortsetzung der Straßenbauprogramme von
Bund und Ländern mit den
Reduktionszielen des Verkehrssektors im Rahmen
der Klimastrategie in
Deckung zu bringen, wenn ja in welcher Form?
9.
Wann werden Sie die Verkehrsprognose 2025+ wie von den
Auftragnehmerlnnen umgesetzt im Volltext veröffentlichen?