3356/J XXIII. GP

Eingelangt am 21.01.2008
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ANFRAGE

 

 

der Abgeordneten Weinzinger, Freundinnen und Freunde

 

an Bundesministerin  für Unterricht, Kunst und Kultur

 

betreffend Mangelnde Objektivität bei der Schulnotenvergabe in Bezug auf das Geschlecht

 

 

Bei den Aufnahmetests zum Medizinstudium treten zwar deutlich mehr Frauen an, es werden jedoch aufgrund der Testergebnisse mehr Männer aufgenommen. Um die Ursachen für das schlechtere Abschneiden der Frauen bei diesem Test zu erforschen, wurde von Wissenschaftsminister Johannes Hahn, eine Studie in Auftrag gegeben.

 

Am 18. Dezember 2007 wurden erste Ergebnisse der von der Bildungspsychologin Christiane Spiel geleiteten Untersuchungen öffentlich bekannt gegeben. Als ein Hauptgrund für das schlechtere Abschneiden der Frauen wird die unterschiedliche Bewertung der schulischen Leistungen von Mädchen und Buben durch die LehrerInnen angeführt. Während bei den Burschen ausschließlich die Leistung für die Notengebung relevant sei, würden Mädchen bei der Notgebung auch für ihr Wohlverhalten belohnt werden. Sie haben daraus die Schlussfolgerung gezogen, dass Buben mit der gleichen Note ein „höheres Wissen“ hätten als ihre Mitschülerinnen. Mit dieser pauschalierenden Aussage werden die Schulnoten der Mädchen degradiert. Gleichzeitig wird die Objektivität der LehrerInnen bei der Schulnotengebung in Bezug auf das Geschlecht generell in Frage gestellt.

 

Wissenschaftsminister Hahn hat sich zum Ziel gesetzt, langfristig die Unterschiede bei der Beurteilung von sozialem Verhalten zwischen Mädchen und Burschen an den Schulen zu beseitigen. Die Vorgangsweise dafür wird er mit Ihnen, Frau Bildungsministerin Schmied, besprechen. Für LehrerInnen könnte es also in Zukunft schwierig werden, gute Noten für Mädchen zu argumentieren, während die Noten für Burschen unangetastet als objektiver Leistungsnachweis anerkannt werden. Frauen könnten durch diese öffentliche Aussage auch im Berufsleben negative Erfahrungen machen müssen, wenn ihre Zeugnisnoten von Ihnen pauschal als weniger aussagekräftig in Bezug auf ihre Schulleistungen hingestellt werden.

 

 

 


 

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

 

 

 

 

ANFRAGE:

 

1.      Hat es dieses angekündigte Gespräch zwischen Ihnen und dem Wissenschaftsminister Johannes Hahn bereits gegeben? Wenn ja, was war das Ergebnis? Wenn nein, wann wird dieses Gespräch stattfinden?

 

2.      Sind Ihnen Studien bekannt, die eine unterschiedlichen Benotung der Schulleistungen von männlichen und weiblichen SchülerInnen beweisen? Falls ja, welche Untersuchungen sind das und zu welchem Ergebnis kommen diese Untersuchungen?

 

3.      Sind Ihnen Studien – insbesondere aus Österreich - bekannt, die belegen, dass bei den Mädchen neben den Leistungen auch das soziale Verhalten in der Klasse in die Notengebung miteinfließt, insbesondere das aus der subjektiven Sicht der LehrerInnen wahrgenommene positive soziale Verhalten?

 

4.      Sind Ihnen Studien – insbesondere aus Österreich - bekannt, die belegen, dass bei den Burschen neben den Leistungen das soziale Verhalten in der Klasse nicht in die Notengebung miteinfließt, sich in der Note also ausschließlich die objektiv messbare Leistung widerspiegelt?

 

5.      Welchen Schultyp haben jene SchülerInnen besucht, die bei den Aufnahmetests an den Medizinischen Universitäten am besten abgeschnitten haben? Welche Schultypen haben einen besonders hohen Anteil an naturwissenschaftlichen Fächern? Wie stark sind die Frauen in diesen Schultypen vertreten?

 

6.      Wie erklären Sie sich, dass die geschlechtsspezifischen Unterschiede bei den Testergebnissen bei den Aufnahmetest an den Medizinischen Universitäten nur bei den österreichischen nicht jedoch bei den deutschen StudienplatzwerberInnen auftreten?

 

7.      Was werden Sie unternehmen, um dem Phänomen der angeblich „unterschiedlichen Benotung“ von Mädchen und Burschen in der Schule auf den Grund zu gehen?