3357/J XXIII. GP

Eingelangt am 21.01.2008
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ANFRAGE

 

 

der Abgeordneten Weinzinger, Freundinnen und Freunde

 

an den Bundesminister für Wissenschaft und Forschung

 

betreffend Haben Frauen kein „höheres Wissen“

 

 

Bei den Aufnahmetests zum Medizinstudium treten zwar deutlich mehr Frauen an, es werden jedoch aufgrund der Testergebnisse mehr Männer aufgenommen. Um die Ursachen für das schlechtere Abschneiden der Frauen bei diesem Test zu erforschen, wurde von Ihnen, Herr Wissenschaftsminister, eine Studie in Auftrag gegeben.

 

Am 18. Dezember 2007 wurden erste Ergebnisse der von der Bildungspsychologin Christiane Spiel geleiteten Untersuchungen öffentlich bekannt gegeben. Als ein Hauptgrund für das schlechtere Abschneiden der Frauen wird die unterschiedliche Bewertung der schulischen Leistungen von Mädchen und Buben durch die LehrerInnen angeführt. Während bei den Burschen ausschließlich die Leistung für  die Notengebung relevant sei, würden Mädchen bei der Notgebung auch für ihr Wohlverhalten belohnt werden. Sie haben daraus die Schlussfolgerung gezogen, dass Buben mit der gleichen Note ein „höheres Wissen“ hätten als ihre Mitschülerinnen. Mit dieser pauschalierenden Aussage degradieren Sie die Schulnoten der Mädchen. Gleichzeitig stellen Sie die Objektivität der LehrerInnen bei der Schulnotengebung in Bezug auf das Geschlecht generell in Frage.

 

Sie haben sich zum Ziel gesetzt, langfristig die Unterschiede bei der Beurteilung von sozialem Verhalten zwischen Mädchen und Burschen an den Schulen zu beseitigen. Für LehrerInnen könnte es also in Zukunft schwierig werden, gute Noten für  Mädchen zu rechtfertigen, während die Noten für Burschen unangetastet als objektiver Leistungsnachweis anerkannt werden. Frauen könnten durch Ihre öffentliche Aussage auch im Berufsleben negative Erfahrungen machen müssen, wenn ihre Zeugnisnoten von Ihnen pauschal als weniger aussagekräftig in Bezug auf ihre schulische Leistungen hingestellt werden.

 

 


 

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

 

 

ANFRAGE:

 

 

1.      Wurde bei der Auswertung der Schulnoten mit dem Testergebnis beim Aufnahmetest an den Medizinischen Universitäten auch mitberücksichtigt, an welchem Schultyp die Frauen und Männer maturiert hatten?

 

2.      Falls ja, wie genau wurden die Ergebnisse nach Schultypen und Geschlecht aufgegliedert? Welche Arten von Schultypen wurden dabei unterschieden? Auf Basis welcher Methodik wurde der Vergleich der Schulnoten nach Schultyp und Geschlecht erstellt?

 

3.      Falls nein, warum ist es zu keiner Berücksichtigung der unterschiedlichen Schultypen und deren Lehrpläne beim Vergleich der Schulnoten von Frauen und Männern mit den Testergebnissen gekommen?

 

4.      Wie valide bzw. aussagekräftig sind die im Rahmen ihrer Studie gefundenen Ergebnisse in Bezug auf die unterschiedliche Benotung von Mädchen und Burschen an den Schulen?

 

5.      War dieses Phänomen der unterschiedlichen Leistungsbeurteilung von Mädchen und Burschen in der Notengebung auch bei den  StudienwerberInnen aus Deutschland zu erkennen?

 

6.      Gibt es auf Basis der Untersuchungen Schultypen innerhalb derer es zu keiner unterschiedlichen Benotung von männlichen und weiblichen          SchülerInnen gibt?

 

7.      Mit welcher Methodik wurde festgestellt, dass bei der Benotung der TestkandidatInnen in der Schule bei den Mädchen neben den Leistungen auch das soziale Verhalten in der Klasse mitberücksichtigt wurde und zwar ausschließlich das aus der subjektiven Sicht der LehrerInnen  wahrgenommene positive soziale Verhalten?

 

8.      Mit welcher Methodik wurde festgestellt, dass bei der Benotung der TestkandidatInnen in der Schule bei den Burschen neben den Leistungen das soziale Verhalten in der Klasse nicht mitberücksichtigt wurde, sich in der Note also ausschließlich die objektiv messbare Leistung widerspiegelt?

 

9.      Welche Relevanz messen Sie den Lehrplänen an den unterschiedlichen Schultypen für das Testergebnis bei?

 

10.    Welchen Schultyp haben die weiblichen Testkandidatinnen besucht, die beim Aufnahmetest an den Medizinischen Universitäten am besten abgeschnitten haben?

 

11.    Welchen Schultyp haben die männlichen Testkandidaten besucht, die beim Aufnahmetest an den Medizinischen Universitäten am besten abgeschnitten haben?

 

12.    Wie erklären Sie sich, dass die geschlechtsspezifischen Unterschiede bei den Testergebnissen nur bei den österreichischen nicht jedoch bei den deutschen StudienplatzwerberInnen auftreten?

 

13.    Was werden Sie der Unterrichtsministerin Claudia Schmied vorschlagen, um dem Phänomen der angeblich „unterschiedlichen Benotung“ von Mädchen  und Burschen auf den Grund zu gehen?