3925/J XXIII. GP
Eingelangt am 25.03.2008
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Anfrage
der Abgeordneten Mag. Johann Maier
und GenossInnen
an die Bundesministerin für Justiz
betreffend „Drohungen & Tätlichkeiten gegenüber Richtern, Staatsanwälten und
nichtrichterlichem Personal"
Am
Montag 10.03.2008 erfolgte ein Brandanschlag auf das Büro von
Staatsanwältin Eva
Danninger-Soriat in Salzburg, die dabei unverletzt blieb. Ungeklärt ist
dabei, wie der Täter mit
einer mit Benzin gefüllten Flasche in das - trotz Kontrolle -
Landesgericht gelangte. Der Täter -
nach Ansicht seines Rechtsanwaltes schwer nervenkrank - gestand nach der
Festnahme sieben
weitere teilweise
versuchte Brandstiftungen. Ein Bekannter soll ihn angestiftet haben, die
Brände
zu legen.
Eine andere Meldung:
„Dramatischer
Zwischenfall am Wiener Landesgericht: Eine Geisteskranke, gegen die einmal
wegen Stalking
ermittelt worden ist, stürmte in das Zimmer einer U-Richterin. Die
Juristin wurde
von der Frau, die auch eine Schere in Händen hielt, attackiert und
verprügelt. Die Polizei wurde
alarmiert und führte die Tobende ab“
(Kronenzeitung 16.02.2008).
Dies
sind keine Einzelfälle mehr: Immer wieder werden Richter,
Staatsanwälte aber auch
nichtrichterliches Personal insbesondere von (ehemaligen) Gerichtsklienten
unter Druck gesetzt,
bedroht und mitunter
sogar tätlich angegriffen. In vielen Fällen sind es Racheakte
für behördliche
oder gerichtliche Entscheidungen.
Dies
führte auch in der Vergangenheit zu gerichtlichen Verfahren und auch zu
rechtskräftigen
Verurteilungen, die über die Medien bekannt wurden, wie beispielsweise:
„ Ein 40-jähriger Obersteirer
hat im Bezirksgericht Schladming eine Richterin bedroht. Der Mann
sagte, dass er „durchdrehe“ und
seine Waffen laden werde, wenn er „vom Gericht nicht sofort in
Ruhe gelassen“ werde. Der Mann, gegen den bereits mehrere Verhandlungen
geführt worden
sind, verließ anschließend das Gerichtsgebäude. Er wurde am
Dienstag verhaftet. Waffen
konnten nicht gefunden werden.“ (Salzburger Nachrichten
21.06.2007)
Die unterzeichneten Abgeordneten richten daher an die Bundesministerin für Justiz nachstehende
Anfrage:
1.
In wie vielen Fällen wurden in den Jahren 2000 bis 2007 Richter,
Staatsanwälte oder
nichtrichterliches
Personal bedroht (Aufschlüsselung auf Jahre und nach LG Sprengel bzw.
StA sowie Berufsgruppen)?
2. Was waren jeweils die Gründe dafür?
3.
Wie viele gerichtliche Strafanzeigen wurden deswegen erstattet und wie
wurden diese
erledigt? Zu wie
vielen Verurteilungen kam es in diesen Jahren (Aufschlüsselung auf Jahre
und nach LG Sprengel bzw. StA sowie
Berufsgruppen)?
4.
In wie vielen
Fällen wurden in den Jahren 2000 bis 2007 Richter, Staatsanwälte oder
nichtrichterliches Personal tätlich
angegriffen?
Wie viele wurden
dabei verletzt (Aufschlüsselung auf Jahre und nach LG Sprengel bzw. StA
sowie Berufsgruppen)?
5. Was waren jeweils die Gründe dafür?
6.
Wie viele
gerichtliche Strafanzeigen wurden deswegen in diesen Jahren erstattet und wie
wurden diese erledigt?
Zu wie vielen
Verurteilungen kam es in diesen Jahren (Aufschlüsselung auf Jahre und nach
LG Sprengel bzw. StA sowie Berufsgruppen)?
7.
In wie vielen
Fällen wurden in den Jahren 2000 - 2007 versucht, Richter,
Staatsanwälte oder
nichtrichterliches Personal zu bestechen
(Aufschlüsselung auf Jahre und nach LG Sprengel
bzw. StA sowie Berufsgruppen)?
8.
Wie viele
gerichtliche Strafanzeigen wurden in diesen Jahren deswegen erstattet und wie
wurden diese erledigt?
Zu
wie vielen Verurteilungen kam es in diesen Jahren (Aufschlüsselung auf
Jahre und nach
LG Sprengel bzw. StA sowie Berufsgruppen)?
9.
Wie viele
Personen mussten in diesen Jahren aufgrund der geschilderten
Fallkonstellationen
(Fragen 1-8) in Haft genommen werden (Aufschlüsselung auf Jahre)?
10.
Gibt es einen
internen Erlass des BMJ, im dem geregelt ist, welche Maßnahmen in den
geschilderten Fallkonstellationen (Fragen 1 -8) zu ergreifen sind?
Wenn ja, wie lautet dieser?
11.
Wie sind die
Personenkontrollen durch privates Wachpersonal bei den Gerichten organisiert?
Wie vielen Personen mussten 2005, 2006 und 2007
der Zutritt verwehrt werden
(Aufschlüsselung
auf Jahre)?
12.
Welche
Schlussfolgerungen können bisher seitens des Ressorts zu den
Personenkontrollen bei
den Gerichten gezogen werden
(Aufschlüsselung auf Jahre)?
13.
Wie oft
mussten gefährliche Gegenstände (z.B. Waffen etc.) durch das private
Wachpersonal
2005, 2006 und 2007 beschlagnahmt werden?
Welche gefährlichen Gegenstände wurden dabei beschlagnahmt (Aufschlüsselung auf Jahre)?
14. Wie werden nun die Sicherheitsrichtlinien bei Gericht verschärft?
Welche Maßnahmen werden durch das Ressort ergriffen, dass Gerichte sicherer werden?
15. Vertritt auch das Justizressort zu diesen jüngsten
Anschlägen gegenüber Politikern, Beamten
und Staatsanwälten die Auffassung, dass in Österreich das System der
Konfliktlösung versagt
hat?