4202/J XXIII. GP
Eingelangt am 29.04.2008
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Anfrage
der Abgeordneten Prähauser
und GenossInnen
an den Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit
betreffend kolportierte Ergebnisse des Rechungshofberichtes und allfällige
Verantwortlichkeiten dafür
In
der Kronen Zeitung" vom 23.04.2008 stand auf Seite 3 folgender Kommentar
von
Peter Gnam zu lesen:
„24, 18 und jetzt 15
Die Eurofighter fliegen noch gar nicht im Abfangjäger-Einsatz, sind in einer technisch schwierigen
Erprobungsphase und sorgen dennoch weiter für
politischen Wirbel: Der Rechnungshof ließ
jetzt kritisch
durchblicken, dass durch die Darabos-Reduktion der Stückzahl von 18 auf 15 Eurofighter das Ausmaß
der Gegengeschäfte reduziert werde. Zur Erinnerung: Das sind jene Gegengeschäfte, von denen es
ursprünglich im Rahmen eines frechen Wahlkampfschwindels
geheißen hatte, dass sich die Eurofighter
durch diese quasi selbst finanzieren würden.
Das sind auch jene Gegengeschäfte, die der Rechnungshof
schon einmal beanstandet hatte, weil sie großteils
"nicht nachvollziehbar" seien. Sprich: Es wurden
Gegengeschäfte in der Statistik als solche angeführt, die gar keine Gegengeschäfte
gewesen sind, und
das nennt man auf Deutsch Schummeln. Und
noch eines ist bei dem Eurofighter-Deal danebengegangen:
Ursprünglich sollten es für unsere Mini-Streitkraft
namens Bundesheer ja 24 Eurofighter werden. Dann hat
die Regierung Schüssel die Stückzahl auf 18 reduziert, wobei sich die Frage
stellt, wie viele
Gegengeschäfte schon damals verloren gegangen sind. Wenn
jemand zufrieden sein kann, dann nur die
Herren vom Rüstungskonzern EADS, denn die haben unsere Politiker
von Anfang an über den Tisch
gezogen, und wie immer muss der Steuerzahler die Rechnung begleichen."
Im Ö1 Morgenjournal am 25.04.08 wurde nun wörtlich aus dem geheimen und der
Amtsverschiegenheit unterliegenden Rechnungshof-Rohbericht zitiert:
„RH Kritik bei Eurofighter
RH Kritik Nummer eins: Im Dezember 2007 hat das
Verteidigungsministerium vier so genannte „In
Service Support Verträge" für den Eurofighter Betrieb
abgeschlossen. Das sind langfristige Wartungs- und
Ersatzteillieferverträge. Volumen immerhin 177 Millionen €. Für diese stolze Summe wurden aber keine
Gegengeschäfte ausgehandelt, bemängelt
der RH und schreibt wörtlich im Rohbericht
Interne Richtlinien des Verteidigungsministeriums
aus dem Jahr 2000 sahen für alle
Beschaffungsvorgänge die dem Geltungsbereich des
Bundesvergabegesetztes nicht unterlagen und
zumindest einen Wert von 777.000 € erreichten den Abschluss von
Gegengeschäften vor und nicht in den
Geltungsbereich des strengen
Bundesvergabegesetztes fallen eben alle Rüstungsgesetze.
RH Kritik Nummer zwei: Beim
vom Verteidigungsminister Darobos mit den Eurofighter Herstellern im Juli
2007 im Alleingang
ausverhandelten Vergleich sind die Gegengeschäfte
auf der Strecke geblieben.
Erinnerung. Durch eine Stückzahlreduktion auf 15 Jets,
sechs davon gebraucht, und den Verzicht auf
Flugzeugen der zweiten Tranche
und Ausrüstungsteile hat Darabos den Gesamtkaufpreis um 250
Millionen € gedrückt. Aufgrund einer Vertragsklausel reduziert sich
automatisch und anteilig auch die
Gegengeschäfte um 500 Millionen € von
vier auf 3,5 Milliarden. Im Rohbericht heißt es
Der RH bemängelt,
dass das Verteidigungsministerium es dennoch unterlassen hat, das
Wirtschaftsministerium während der Vergleichsverhandlungen
beizuziehen um eine allfällige
Neuregelung der Gegengeschäftsbestimmungen zu erreichen.
Mit Verweis auf
haushaltsrechtliche Bestimmungen und die schon zitierten Richtlinien stellt der
RH fest,
dass Wirtschafts- und
Finanzministerium informiert und eingebunden hätten
werden sollen. Der RH
empfiehlt dies nachzuholen und künftig betroffene Ressorts rechtzeitig
einzubinden."
Bei dieser kolportierten Kritik im Rechnungshof-Rohbericht an den
Gegengeschäften
von
Minister Bartenstein ergeben sich für die unterzeichneten Abgeordneten
Frage die
einer
Aufklärung bedürfen, die unterzeichnenden Abgeordneten
stellen daher an den
Bundesminister
für Wirtschaft
und Arbeit folgende
Anfrage:
1) Haben Sie es im Jahr
2006 versäumt, entsprechende Gespräche über
Gegengeschäfte
aufzunehmen, wie es das Ö1-Morgenjournal vom 25. April
berichtet hat, als
Ihr damaliger Amtskollege im Verteidigungsministerium,
Günther
Platter, die Verhandlungen zu den ISS-Verträgen über 177 Mio.
Euro
eingeleitet hat?
a) Wenn ja, warum?
b) Wenn nein, warum nicht?
2)
Hat Sie Ihr damaliger Amtskollege im Verteidigungsministerium, Günther
Platter,
im Jahr 2006 über die Einleitung zum Abschluss der ISS
Verträge
informiert?
3)
Hat Sie Bundesminister Darabos über die
abgeschlossenen ISS Verträge
informiert?
4)
Haben Sie bei Ihrem damaligen Amtskollegen im Verteidigungsministerium,
Günther Platter, urgiert, dass bei den ISS
Verträgen Gegengeschäfte
abzuschließen wären?
a) Wenn ja, wann?
b) Wenn nein, warum nicht?
5)
Warum haben
Sie Verteidigungsminister Darabos den Gegengeschäftsvertrag
für die
Erstellung des Gutachtens von Prof. Koziol und die Verhandlungen mit
Eurofighter
nicht, wie vom Verteidigungsminister
angefordert, vor dem
Abschluss dieser
Verhandlungen zur Verfügung gestellt?
6)
Wenn tatsächlich eine aliquote Reduktion der
Gegengeschäfte stattfindet, wie
viel betrug diese bei der erfolgten Reduktion der Eurofighter im Jahr 2002 von
24 auf 18 mit einem
Gegenwert von 420 Millionen?
7)
Können Sie diese Reduktion um 840 Mio Euro verantworten?
Wenn
ja, wie?
8)
Wenn
Bundesminister Darabos drei Flugzeuge abbestellt und dafür 250
Millionen Euro Preisreduktion, alleine beim Kaufpreis, herausverhandelt,
warum waren das bei der 2002 erfolgten Reduktion von sechs Eurofighter nur
420 Millionen (also für 3 Stück 210 Mio Euro)?
9)
Die an Sie übermittelten Teile des
Rechnugshofrohberichtes sind besonders
gekennzeichnet.
Welche Maßnahmen haben Sie in Ihrem Haus gegen diesen
Bruch
der Amtsverschiegenheit - die Veröffentlichung im ORF Morgenjournal
-
gesetzt?