4272/J XXIII. GP

Eingelangt am 07.05.2008
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

Anfrage

der Abgeordneten Ing. Peter Westenthaler, Dolinschek, Ursula Haubner,

und Kollegen

an die Bundesministerin für Justiz

betreffend Kartenprivilegien bei der Euro 2008

Schon seit Monaten versuchen viele österreichischen Fußball-Fans Eintrittskarten für die Fußballeuropameisterschaft zu bekommen. Über 645.000 Karten-Bestellungen wurden für die EURO 2008 beim Österreichischen Fußballbund abgegeben; das ist 30-mal mehr, als der ÖFB an Tickets anbieten konnte weil bei den einzelnen Fußball-Spiele in Österreich den österreichischen Fans nur rund 7.000 Karten zur Verfügung stehen. So wird die überwiegende Mehrheit der österreichischen Bevölkerung due EURO 2008 nur vor dem Fernseher genießen können, da nicht genug Karten für die einzelnen Spiele in den österreichischen Host Cities zur Verfügung stehen.

Privilegierte Österreicher können bei der EURO 2008 aber auf rund 2.000 für sie reservierte Eintrittskarten zurückgreifen. „Etwa 1.600 Tickets hat das Bundeskanzleramt von der UEFA erworben, diese werden verschiedenen staatlichen Stellen zu einem Preis zwischen 200 und 500 Euro angeboten. Dazu kommen noch rund 380 Protokollkarten, die vor allem für die Einladung von Staatsgästen vorgesehen sind", berichtete die APA am 11. April 2008. Das Bundeskanzleramt hat die Karten für die EURO 2008 an den Bundespräsidenten, die Höchstgerichte (OGH, Verwaltungs- und Verfassungsgerichtshof), die Volksanwaltschaft, die einzelnen Ministerien und das Parlament zugewiesen. Erst nachdem die Abgeordneten der Parlamentsklubs von BZÖ, SPÖ, ÖVP und Grünen die von Parlamentspräsidentin Prammer zu verteilenden EM-Karten abgelehnt hatten, verzichtete auch die FPÖ nach öffentlichem Druck auf ihr Vorkaufsrecht.

In der Tageszeitung „Österreich" am 13. April 2008 kritisierte der frühere Rechnungshof- präsident Fiedler die Ungerechtigkeiten bei der Ticket-Vergabe: „Mehr als eine halbe Million Österreicher haben sich um Karten bemüht und gingen meist leer aus. Aber 3.600 Politiker bekommen die Tickets einfach frei Haus geliefert."

Bundespräsident Heinz Fischer will die Fußballspiele mit österreichischer Beteiligung besuchen und dazu hochrangige Gäste empfangen. Dafür stehen ihm pro Match zwei Gratis- Protokollkarten zur Verfügung. Auch die Minister Buchinger, Berger, Bartenstein und Bures haben sich bereits für Spiele angekündigt. „Der EM-Terminplan von Sozialminister Erwin Buchinger (SPÖ) steht ebenfalls fest: Er wird bei sechs Spielen mitfiebern. Auch bei einem Viertelfinale ist er dabei. Sein Gratis-VIP-Ticket wäre laut der UEFA-Preisliste rund 2.000 Euro wert. Ein Fixstarter ist auch Verteidigungsminister und Rapid-Fan Norbert Darabos (SPÖ)", berichtete die Tageszeitung „Österreich" am 13. April 2008. Darüber hinaus stellt die UEFA auch ein eigenes Kontingent für die Bürgermeister der Austragungsstädte Wien, Innsbruck, Klagenfurt und Salzburg zur Verfügung.

In diesem Zusammenhang stellen die unterzeichneten Abgeordneten an die Bundesministerin für Justiz folgende

ANFRAGE:

1.                                      Wie viele Eintrittskarten für jeweils welche Sitzplätze in jeweils welcher Kategorie und zu welchem normalen Kaufpreis hat Ihr Ministerium über das Bundeskanzleramt für das „offizielle Österreich" von der UEFA für die Fußball-Europameisterschaft 2008 insgesamt durch Vorkaufsrecht oder als Protokollkarten reserviert und wie viele hat es bzw. wird es tatsächlich in Anspruch nehmen?

2.                                      Welche finanzielle Verpflichtung ist Ihr Ministerium beim Vorkaufsrecht der EM- Karten eingegangen und welche Kosten muss es dafür endgültig selbst tragen?

3.                                      Welche der in Frage 1 genannten Karten wurden bzw. werden von Ihrem Ministerium jeweils an welche Einzelpersonen oder Institutionen zu welchen Bedingungen verteilt?

4.                  Welche der in Frage 1 genannten Karten wurden bzw. werden von Ihnen bzw. welchen Staatsgästen direkt genutzt?

5.                                      Welche  der  in  Frage   1   genannten  Karten  werden  für welche Mitarbeiter des Ministeriums zur Verfügung gestellt oder gibt es für sie ein eigenes Kartenkontingent (wenn ja, welche Karten stehen dafür jeweils genau zur Verfügung)?

6.                                      Ist es richtig, dass die Institutionen wie z.B. dem Parlament zugedachten Kontingente, die von diesen nicht genutzt werden, Mitarbeitern Ihres Ministeriums zugute kommen sollen?

7.                                      Werden Sie dafür sorgen, dass - soweit das jetzt noch möglich ist - nicht in Anspruch genommene   Karten jedenfalls  der  fußballinteressierten  Bevölkerung  und  nicht privilegierten Kreisen zugute kommen? Wenn ja, wie wird dies erfolgen? Wenn nein, warum nicht?

8.                                      Von wem wird bzw.  wurde die Verteilung der Karten (Kontingente) in Ihrem Ministerium durchgeführt?

9.                                      Nach welchen Kriterien wurde bzw. wird die Aufteilung der EM-Karten jeweils durchgeführt?

10.                               Für welche Personen wurden bzw. werden die von der UEFA zur Verfügung gestellten Karten jeweils konkret verwendet?

11.                               Wie wird ein Missbrauch der privilegierten Karten verhindert?

12.                               Welche Mitarbeiter in Ihrem Kabinett haben jeweils welche Tickets für die einzelnen Spiele durch Ihr Ministerium erhalten?

13.                               Wird bzw. hat Ihr Ministerium für die EURO 2008 auch Hospitality-Pakete erhalten? Wenn ja, wie viele Pakete werden bzw. haben sie jeweils erhalten und welche Kosten haben diese verursacht?

Wien, am 6. Mai 2008