33/JPR XXIII. GP
Eingelangt am 10.04.2008
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Anfrage
des
Abgeordneten Pilz, Freundinnen und Freunde
an
die Präsidentin des Nationalrats
betreffend Bundesheer-Einsatz im Parlament
„Ich hatte heute die Gelegenheit viele von Ihnen von der
Galerie des Parlaments zu
sehen und in Debattenbeiträgen zu hören. Das war
nur möglich durch fast 2 Stunden
Hartnäckigkeit und Verhandlungsgeschick VOR dem
Parlament. Viele wurden
weggeschickt. Die ParlamentsmitarbeiterInnen hatten kurzfristig die Anweisung
erhalten
bei der heutigen Debatte keine Einzelpersonen als BesucherInnen
zuzulassen. Aus
"Sicherheitsgründen".
Bin ich nun
als Bürgerin, die einer öffentlichen
parlamentarischen Debatte beiwohnen
möchte ein Sicherheitsrisiko? Wer war statt den
interessierten BürgerInnen und Bürgern
eingeladen bzw. beordert? Etwa 50 - 80 Angehörige des österreichischen
Bundesheeres.
Ausgerückt aus der MariaTheresienkaserne "um
die Plätze zu besetzen" (Wortlaut
Soldaten). Mit Ende der Fernsehübertragung
sind die Soldaten abgezogen."
Das
berichtet eine der Besucherinnen der Debatte zur Ratifizierung des EU-
Reformvertrags.
Bisher zählte die
Aufrechterhaltung der Ordnung im Parlament selbst nicht zu den
Aufgaben
des österreichischen Bundesheeres. Da sich das offensichtlich
geändert hat,
stellen
die unterfertigten Abgeordneten folgende
ANFRAGE:
1. Hat es für die Debatte über den Reformvertrag am 9.4.2008 eine Reservierung für
Angehörige des ÖBH gegeben?
2. Wenn ja, von wem kam das diesbezügliche Ansuchen?
3. Wie viele Angehörige des ÖBH nahmen an der Sitzung teil?
4. Abgeordnete der Grünen konnten sich selbst überzeugen, dass die ersten beiden
Reihen der Galerie von Soldaten besetzt waren. Warum wurden diese
beiden
Reihen, von denen in der Vergangenheit immer wieder Protestkundgebungen
ausgegangen
sind, durch Soldaten besetzt?
5. Wie lautete der Auftrag, den die Soldaten auf der Galerie des Plenarsaals zu
erfüllen hatten?
6. In den parlamentsinternen Bestimmungen über Zuhörer bei Plenarsitzungen heißt
es
(http://www.parlinkom.gv.at/BE/SITZPL/BesuchPlenarsitzungen_Portal.shtml):„Die
Plenarsitzungen von Nationalrat und Bundesrat sind grundsätzlich öffentlich.
So können Zuhörerinnen und
Zuhörer Plenarsitzungen im Nationalrat oder im
Bundesrat verfolge... Nach Maßgabe freier Plätze sind
Eintrittskarten auch an
den Sitzungstagen beim Publikumszugang erhältlich. Der
Besuch einer
Sitzung wird in der Regel auf eine Stunde beschränkt, damit möglichst
viele
Personen daran teilnehmen können. Für
Einzelpersonen ist keine
Reservierung erforderlich." Warum haben Soldaten während der
gesamten
sechs Stunden der TV-Übertragungszeit die Galerie besetzt und
dabei die
beiden
ersten Reihen blockiert?
7. Warum sind die hausinternen Sicherheitskräfte nur gegen (möglichweise EU-
kritische)
EinzelbesucherInnen, nicht aber gegen den überlangen
militärischen
„Besuch"
vorgegangen?
8. Hat es zwischen Ihnen und dem ÖBH eine Vereinbarung über das Kommen der
Soldaten gegeben?
9. Haben Sie diesen Einsatz mit dem Verteidigungsminister vereinbart?
10. Auf welcher rechtlichen Grundlage erfolgte der Sicherungseinsatz des ÖBH?
11. Hat es sich dabei um einen Assistenzeinsatz gehandelt?
12. Zivile Besucher der Debatte wurden bis zu zwei Stunden am Zutritt zum Parlament
gehindert.
Wie begründen Sie das Aussperren von möglichen
KritikerInnen
des Vertrags?
13. Rechtfertigen Ruhe und Ordnung im Parlament den Einsatz von Soldaten?
14. Braucht das Parlament das Bundesheer, um die enorme Gefahr eines Transparents
abzuwehren?