435/UEA XXIII. GP
Eingebracht am 24.09.2008
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Entschließungsantrag
der
Abgeordneten Dipl.-Kfm. Dr Günter Stummvoll; Josef Bucher
Kolleginnen
und Kollegen
betreffend die Steuer- und
Finanzpolitik Österreichs im Lichte der globalen
Finanzkrise
eingebracht im Zuge der Debatte zu
Erklärung des Vizekanzlers Finanzminister Mag.
Wilhelm Molterer gem. § 19 Abs. 2 GOG zum Thema „Die richtigen
Antworten in der Steuer-
und Finanzpolitik Österreichs auf die globale Finanzkrise"
Die aktuellen
Wirtschaftsaussichten haben sich weltweit und in Europa eingetrübt.
Ausgehend von den Sub-Prime Turbulenzen in den USA ab dem Sommer 2007 macht
sich
die von den Wirtschaftsforschern und den
internationalen Organisationen vorhergesagte
Eintrübung der Wirtschaftslage nunmehr auch in Österreich bemerkbar.
Lag im Jahr
2007 das Wirtschaftswachstum bei 3,4%, prognostizieren die Wirtschaftsinstitute
heuer
ein Wachstum von maximal 2,3% und für nächstes Jahr nur mehr 1,4%.
Auch die
Europäische
Kommission hat für die Eurozone im Jahr 2007 das BIP-Wachstum von 1,7%
auf 1,3% nach unten revidiert.
Auch bei den Exporten ist eine
Abschwächung bemerkbar; das Wachstum hat sich von 10%
auf 5% halbiert. Damit entwickelte sich der
Exportanteil nur noch halb so rasch wie vor
einem Jahr, Dies zeigt, dass die Zeiten schwieriger werden und wir unser
Möglichstes tun
müssen, um unseren Wachstumsvorsprung gegenüber der Eurozone
abzusichern und damit
Arbeitsplätze zu erhalten.
Die
Europäische Investitionsbank hat für die Unterstützung der
Innovationstätigkeit der
KMUs eine Ausweitung
für Globaldarlehen von 15 Mrd. Euro, von derzeit unter 7 Mrd. Euro,
in Aussicht genommen. Damit wird die Refinanzierung für KMUs auch in
schwierigen Zeiten
gewährleistet.
Die
internationale Finanzmarktkrise hat in den letzten Tagen durch die Insolvenz
der US-
Investmentbank Lehman Brothers mit einer Schadenssumme zwischen 600 und 800
Mrd.
US$, der
Übernahme von Merrill Lynch durch die Bank of America um 50 Mrd. US$ und
der
Verstaatlichung (rd. 80%) von AIG um 85 Mrd.
US$. einen neuen Höhepunkt erreicht.
Ende letzter Woche
hat die amerikanische Regierung beschlossen eine Auffanggesellschaft
zu gründen, welche den Banken und
Versicherungen alle problematischen Kredite und
Wertpapiere abkaufen soll. Kosten von zuletzt bis zu 700 Mrd. $ wurden
kolportiert.
Die Auswirkungen der
Krise treffen am stärksten die Banken und Finanzinvestoren, darunter
aber auch die Sparer in Pensionsprodukte.
•
Seit Juli 2007
betragen die Börsenverluste etwa 20% in London/New York und
Frankfurt - in Wien beträgt der
Rückgang etwa 30%
• Börsen von New York, Frankfurt und London in relativ engem Gleichklang
Überdies hat der
Vertrauensverlust zwischen den Banken zu einem Anstieg der kurzfristigen
Zinsen geführt. Da in den letzten
Jahren viele Kreditverträge aufgrund der niedrigen Zinsen
in den Zinsklauseln an kurzfristige Zinsen gekoppelt sind, steigen auch hier
die Kosten für
die Kreditnehmer. Dieser Effekt wird durch vorsichtigere Kreditvergaben der
Banken
verstärkt. Die höheren Zinsen haben auch zu Bewertungsverlusten
bei Anleihefonds geführt,
in welche insbesondere
Zusatzpensionsprodukte investiert sind.
Das abgestimmte
Vorgehen der Notenbanken insbesondere ESZB, FED und Bank of Japan,
hat zur Verminderung
weiterer negativer Auswirkungen auf das Finanzsystem beigetragen.
Wichtig ist in diesem Zusammenhang
insbesondere die Rolle der EZB, die durch die
Bereitstellung von Liquidität dafür gesorgt hat, dass die
ersten Schockwellen aus Amerika
nicht in Europa angekommen sind und das Vertrauen in den Geldmarkt damit
gestärkt hat.
Gerade in
dieser internationalen Finanzkrise ist die enge Kooperation und laufende
Abstimmung
zwischen der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) und der
Finanzmarktaufsichtsbehörde
(FMA) besonders wichtig.
Gerade
die Finanzmärkte entwickelten sich besonders dynamisch, weshalb die
Aufsicht
selbst, aber auch der regulatorische Rahmen laufend diesen Entwicklungen
angepasst
werden muss. Das österreichische Finanzmarktrecht weist generell - wie
jüngst auch der
Internationale Währungsfonds bestätigt hat - einen sehr hohen
Standard auf.
An der laufenden weiteren Verbesserung der rechtlichen Rahmenbedingungen
für die
Aufsicht ist zu arbeiten, um sowohl auf Krisen als auch auf spezifische
Einzelprobleme
angemessen
reagieren zu können. In diesem Sinn sollte sobald wie möglich eine
Regelung
geschaffen werden,
die es der FMA ermöglicht, im Fall von Problemen durch short selling,
sogenannte Leerverkäufen, rasch
eingreifen zu können.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden
Entschließungsantrag:
Der Nationalrat wolle beschließen:
„Der Bundesminister für
Finanzen wird ersucht, dem Nationalrat Regelungen vorzulegen, die
das Aufsichtsrecht noch effizienter und
effektiver durchsetzen lassen. Dazu zählen u.a.
spezielle Bestimmungen zur
Beschränkung, manipulativer Short Selling-Transaktionen sowie
kapitalmarktorientierte
Kommunikationsbestimmungen.
Der Bundesminister für
Finanzen wird aufgefordert, dazu beizutragen, dass österreichische
KMUs einen möglichst hohen Anteil an
den Kreditmitteln der EIB erhalten.
Der
Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit wird um eine Fortsetzung der
Internationalisierungsoffensive
ersucht, um den erfolgreichen Weg der österreichischen
Exportwirtschaft in den letzten Jahren und
die damit verbundene Sicherung von
Arbeitsplätzen fortzusetzen.
Die Bundesregierung
wird aufgefordert, sicherzustellen, dass die für 2010 geplanten F & E-
Ausgaben von 3% des BIP tatsächlich
erreicht werden.“