976/A(E) XXIV. GP

Eingebracht am 29.01.2010
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ENTSCHLIESSUNGSANTRAG

 

 

des Abgeordneten Dr. Karlsböck

und weiterer Abgeordneter

 

betreffend drohenden Mangel an Allgemeinmedizinern

 

 

 

Die Allgemeinmediziner sind ein viel beschworener Angelpunkt für das effiziente Funktionieren des österreichischen Gesundheitswesens. Sie übernehmen häufig die Funktion eins „Gesundheitslotsen“ und begleiten ihre Patienten über viele Jahre, oft Generationen überschreitend. Daher kennen sie die Familienanamnese und das soziale Umfeld. Darüber hinaus können sie Patienten wohnortnah medizinisch betreuen, damit diese nicht teure Spitäler aufsuchen müssen.

 

Die heutige Gesellschaft stellt aufgrund ihres Wandels, z.B. durch die Überalterung und die Multimorbidität der Bevölkerung, neue Herausforderungen an die Allgemeinmediziner. Je zersplitterter die Medizin ist, desto wichtiger wird die Rolle des Allgemeinmediziners, denn vor dem Hintergrund multimorbider Kranker sollten fächerübergreifende Behandlungen gewählt werden, die sozialökonomisch leistbar und für den Betroffenen sinnvoll sind. Dadurch werden beispielsweise Mehrfachdiagnostik und unverträgliche Therapiekombinationen verhindert und dadurch wird eine effizientere Versorgung und Kostendämpfung sichergestellt. Diese zukünftige Rolle der Allgemeinmedizin und ihre Bedeutung als Schlüsselfach der medizinischen Grundversorgung in Österreich sowie die hohen Ansprüche an die Aus- und Weiterbildung machen ein breites Wissen und einen umfassenden Gesamtblick notwendig. Vor diesem Hintergrund darf ein Allgemeinmediziner kein "Facharzt für Bagatellerkrankungen" sein. Stattdessen sollte die Allgemeinmedizin gerade für die fähigsten Mediziner attraktiv gemacht werden.

 

Laut dem kürzlich vorgestellten Regionalen Strukturplan Gesundheit für Wien würde alleine die Bundeshauptstadt für eine optimale Versorgung der Bevölkerung im Jahr 2015 rund 830 niedergelassene Allgemeinmediziner benötigen. Das sind 55 Allgemeinmediziner mehr als es derzeit gibt. Laut Experten droht jedoch in rund zehn Jahren ein Personalmangel, denn etwa 45 Prozent aller Allgemeinmediziner sind älter als 55 Jahre und gehen in den kommenden zehn Jahren in Pension.

 

Daher stellen die unterfertigten Abgeordneten folgenden

 

 

ENTSCHLIESSUNGSANTRAG

 

 

Der Nationalrat wolle beschließen:

 

„Der Bundesregierung wird aufgefordert, umgehend alle Maßnahmen zu setzen, um den drohenden Mangel an Allgemeinmedizinern abzuwenden. Dabei muss die Allgemeinmedizin einerseits in den Bereichen Berufsaussichten, sozialem Standing und Lebensqualität attraktiver gemacht werden. Andererseits müssen im Hinblick auf die demografische Entwicklung und der Abwanderung bzw. Rückkehr an ausgebildeten Jungärzte in das Ausland ausreichende Studienplätze sowie Turnusplätze bereitgestellt werden.“

 

 

 

In formeller Hinsicht wird um Zuweisung an den Wissenschaftsausschuss ersucht.