1024/A(E) XXIV. GP

Eingebracht am 24.03.2010
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

Entschließungsantrag

des Abgeordneten Walser, Freundinnen und Freunde

 

betreffend Modellregion Neue Mittelschule in Vorarlberg

 

Zahlreiche Studien, internationale Erfahrungen und namhafte ExpertInnen aus dem Bildungsbereich kommen zu dem Schluss, dass die in Österreich angewandte frühe Selektion im Schulwesen im Alter von 9 bis 10 Jahren deutlich zu früh stattfindet. Kinder werden unter großen Erfolgsdruck gesetzt, der sich negativ auf die Lernmotivation auswirkt. Inzwischen bieten kommerzielle Nachhilfeinstitute sogar Fördeunterricht für VolksschülerInnen an, damit sich diese außerhalb des regulären Unterrichts auf einen Übertritt in höhere Schulen vorbereiten können. Die Frage ob Gymnasium oder Hauptschule wird häufig auch anhand des Einkommens der Eltern und nicht nach Begabung, Fleiß oder Talenten entschieden. Die sozioökonomische Situation der Familie ist ausschlaggebend für die Schulwahl. Nur in ländlichen Gegenden gibt es noch Regionen, in denen fast alle Kinder eine Hauptschule besuchen, weil die nächste AHS-Unterstufe zu weit entfernt ist.

 

Doch nicht nur Druck auf SchülerInnen und Eltern ist groß. Auch die LeherInnen leiden darunter, die SchülerInnen selektieren zu müssen statt sie zielgerichtet  fördern zu können. LehrerInnen gehen ganz unterschiedlich mit der Situation um. So zeigen Analysen der Notenverteilung in Volksschulen, dass manche LehrerInnen grundsätzlich nur Noten zwischen Sehr gut und Befriedigend geben, während andere das ganze Notenspektrum nutzen. Aus einer Sonderauswertung der PIRLS-Studie geht wiederum hervor, dass der Notendurchschnitt der SchülerInnen nicht mit den späteren Leistungen korreliert. Die prognostische Aussagekraft der Volksschulnoten ist zu ungenau, um den weiteren Bildungsweg der SchülerInnen davon abhängig machen zu können.

 

In Vorarlberg sind bereits 51 der 56 Hauptschulstandorte Neue Mittelschulen. Die neun AHS Langformen nehmen derzeit nicht am Schulversuch teil. Lediglich fünf Hauptschulen werden noch konventionell geführt.

 

Der Vorarlberger Landesrat Siegi Stemer, einst selbst ein Gegner der Gemeinsamen Schule, fördert die Ausweitung der Schulversuche zur Neuen Mittelschule. Er kann sich auch eine Einbindung der AHS-Unterstufen vorstellen, sofern die Finanzierung der zusätzlichen Werteinheiten für die Individualisierung des Unterrichts gewährleistet ist.

 

Vorarlberg bietet sich daher bereits jetzt als eine Modellregion zur  Erprobung der Gemeinsamen Schule aller 10- bis 14-jährigen an.  Es müssten nur die gesetzlichen Voraussetzungen geschaffen werden, damit auch die neun AHS-Unterstufen und die übrigen fünf Hauptschulstandorte in den Schulversuche Neue Mittelschule eingebunden werden können.

 

Innerhalb einer solchen Modellregion kann dann die Gemeinsame Schule evaluiert und weiterentwickelt, und als Grundlage für die Österreich weite Einführung herangezogen werden.

 

 

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

 

ENTSCHLIESSUNGSANTRAG:

 

 

Der Nationalrat wolle beschließen:

 

Die Bundesregierung und insbesondere die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur werden aufgefordert, dem Nationalrat einen Gesetzesentwurf vorzulegen, der es erlaubt, ganz Vorarlberg als Modellregion für die gemeinsam Schule aller 10- bis 14-jährigen zu führen. Dazu gehören insbesondere Änderungen im Schulorganisationsgesetz, die Bereitstellung der notwendigen zusätzlichen Ressourcen für die AHS-Unterstufen und die Hauptschulen, die noch nicht am Schulversuch Neue Mittelschule teilnehmen und entsprechende Ausbildungsmodule für LehrerInnen und SchulleiterInnen, um den binnendifferenzierten Unterricht und individuelle Förderung der SchülerInnen zu gewährleisten.

 

In formeller Hinsicht wird die Zuweisung an den Unterrichtsausschuss vorgeschlagen.