1730/A(E) XXIV. GP

Eingebracht am 17.11.2011
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Entschließungsantrag

 

 

 

der Abgeordneten Mag. Heidemarie Unterreiner

und anderer Abgeordneter

 

betreffend eine angemessene Förderung der Wiener Sängerknaben als bedeutendes Aushängeschild österreichischer Kultur

 

Vor rund 500 Jahren verlegte Kaiser Maximilian I. seinen Hof und seine Hofmusik von Innsbruck nach Wien. Er ordnete ausdrücklich an, dass sich unter den Musikern sechs Knaben befinden sollten. Damit hatte er den Grundstein für die Wiener Hofmusikkapelle, für die k. k. Hofsängerknaben und schließlich auch für die Wiener Sängerknaben gelegt. Bis 1918 sang der Chor ausschließlich für den Hof, bei Messen, privaten Konzerten sowie politischen Ereignissen.

 

Nach dem Zusammenbruch der Habsburger Monarchie 1918 übernahm der österreichische Staat die Hofoper, das Orchester und den Erwachsenenchor, nicht aber den Knabenchor. Die Wiener Sängerknaben verdanken ihr Weiterbestehen der Initiative von Josef Schnitt, der 1921 Rektor der Burgkapelle wurde. Schnitt verwandelte den Knabenchor in einen Verein: Aus den Hofsängerknaben wurden die Wiener Sängerknaben, die Kadettenuniform wich dem Matrosenanzug. Chronischer Geldmangel zwang den Chor dazu, Konzerte außerhalb der Burgkapelle zu geben; das Repertoire umfasste Motetten, weltliche Lieder und - auf Betreiben der Buben - Kinderopern. Der Erfolg war unglaublich: Innerhalb eines Jahres sangen die Wiener Sängerknaben in Berlin (unter Leitung von Erich Kleiber), Prag und Zürich. 1928 folgten Athen und Riga, 1929 Spanien, Frankreich, Dänemark, Norwegen und Schweden. Die erste USA-Tournee fand 1932 statt, 1934 bereisten die Sängerknaben Australien und Neuseeland, 1936 Südamerika.

 

Heutzutage gibt es rund einhundert Wiener Sängerknaben zwischen zehn und vierzehn Jahren, aufgeteilt auf vier Konzertchöre. Die vier Chöre absolvieren jährlich rund 300 Auftritte mit fast einer halben Million Zuschauern. Jeder der Chöre verbringt neun bis elf Wochen des Schuljahres auf Tournee. Gemeinsam mit Mitgliedern der Wiener Philharmoniker und des Wiener Staatsopernchores pflegen sie als Hofmusikkapelle eine alte Tradition.


 

Die Wiener Sängerknaben sind ein privater gemeinnütziger Verein, der von einem Vorstand geleitet wird. Einen Großteil des laufenden Budgets erwirtschaftet der mit Konzertgagen und den Erlösen aus CD-Aufnahmen. Ein Leistungsaustauschvertrag mit der Republik Österreich hilft, den Rest abzudecken. Die Republik fördert außerdem die Produktion neuer Kinderopern. Investitionen oder spezielle Projekte können nur mit zusätzlicher finanzieller Hilfe durchgeführt werden.

 

Wie aus verlässlichen Quellen zu erfahren ist, ist die finanzielle Lage des Vereins der Wiener Sängerknaben ob des Umstandes, mannigfaltige Aufgaben und Projekte tragen zu müssen, höchst angespannt, sodass der Betrieb mittelfristig nur noch sehr eingeschränkt geführt werden kann und unter Umständen mit einer teilweisen Einstellung des musischen Betriebes zu rechnen ist.

 

Daher ist es hochnotwendig, dass man sich seitens der öffentlichen Hand der großen Bedeutung der Wiener Sängerknaben als weltweite Botschafter österreichischen Kulturschaffens bewusst wird und alle finanziell notwendigen Maßnahmen ergreift, um einen ordentlichen Betrieb der Wiener Sängerknaben zu gewährleisten.

 

Aus diesem Grund stellen die unterzeichnenden Abgeordneten den nachfolgenden

 

ENTSCHLIESSUNGSANTRAG

 

Der Nationalrat wolle beschließen:

 

„Die Bundesregierung und insbesondere die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur wird aufgefordert, alle notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um dem Verein der Wiener Sängerknaben eine angemessene jährliche Förderung durch die Republik Österreich zukommen zu lassen, die einen ordentlichen Betrieb im Sinne eines bedeutenden Aushängeschildes österreichischer Kultur gewährleistet.“

 

 

 

 

 

 

 

 

In formeller Hinsicht wird um die Zuweisung an den Kulturausschuss ersucht.