1749/A(E) XXIV. GP

Eingebracht am 18.11.2011
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ENTSCHLIESSUNGSANTRAG

 

der Abgeordneten Mag. Heidemarie Unterreiner

und weiterer Abgeordneter

betreffend Musikerziehung in Österreich

 

 

Ein großes Manko unseres Bildungssystems stellt das Zurückschrauben der humanistischen und musischen Fächer dar. Dabei sind gerade Musikerziehung, Bildnerische Erziehung, Geschichte, Philosophie, Literatur, Politische Bildung sowie Latein und Altgriechisch jene Fächer, die zur Bildung einer Persönlichkeit am meisten beitragen.

 

Das Musikschaffen der Wiener Klassik ist ein elementarer Teil der europäischen Kultur. Unsere Musik ist eine der großen identitätsstiftenden Säulen Österreichs.

 

Deshalb muss es eine der primären Aufgaben der Österreichischen Kulturpolitik sein, dieses kulturelle Erbe zu pflegen und an zukünftige Generationen weiterzugeben. Vor allem was die Musikerziehung angeht, muss das Musikland Österreich die bestmögliche Qualität an musikalischer Ausbildung gewährleisten.

 

Im aktuellen Regierungsprogramm wird der Schwerpunkt Nachwuchsförderung mit zeitgenössischem Kunstschaffen zusammengezogen und die musische Ausbildung der Jugend auf eine „Machbarkeitsstudie für ein Ausbildungsangebot im Bereich der Popmusik“ reduziert. Die Bundesregierung kümmert sich um die Popmusik, aber die notwendige klassische musikalische Ausbildung wird vernachlässigt.

 

Dramatische Appelle unserer Universitätsrektoren, unserer Operdirektoren und unserer großen Dirigenten sind bei den letzten Kulturministern – und auch bei Bundesministerin Dr. Claudia Schmied –  ergebnislos verhallt. Von den Musikschulen hänge die Zukunft des Musiklandes Österreich ab, so Prof. Michael Frischenschlager, Nikolaus Harnoncourt sagt, dass es ein Verbrechen sei, wenn Kindern eine musische Ausbildung vorenthalten wird. „Viel Geld für das Produzieren von Musik auszugeben und dafür immer weniger für die jungen Menschen, die das erlernen sollen, was später produziert werden soll, ist nicht nur sinnlos, sondern einfach dumm!“, meint Staatsoperndirektor Ioan Holender.

 

Das Wissen um die Bedeutung einer guten musikalischen Ausbildung wird in vielen anderen Ländern weitaus besser genützt als in Österreich.

 


Daniel Barenboim hat z.B. in Berlin einen mittlerweile prämierten Musik-Kindergarten gegründet. Laut einer Untersuchung des Wissenschafters Andreas Doerne machen die Kinder in allen Bereichen – im sozialen Verhalten, in der Sprache sowie bei mathematischen und naturwissenschaftlichen Grundkenntnissen – Fortschritte.

 

Was die Musik möglich macht und wie sie Kindern aus sozialen Randlagen Perspektiven, Selbstbewusstsein und Lebensfreude geben kann, zeigt seit über dreißig Jahren der Venezolaner José Antonio Abreu und der junge Dirigent Gustavo Dudamel. Heute verfügt Venezuela über 90 Montalban-Musikschulen, deren Dienste 250.000 Kinder in Anspruch nehmen, 125 Jugendorchester, 57 Kinderorchester und 30 professionelle Sinfonieorchester.

 

In England lädt die Royal Acadamy einmal in der Woche Jugendliche und Kinder ein, an einem Tag der offenen Tür mit großen Künstlern und Universitätsprofessoren zu musizieren.

 

Da Musik ein wesentlicher Teil der kulturellen Identität ist, stellt sie auch einen wesentlichen Baustein zu einer erfolgreichen Integration dar.

 

Man muss mit Sorge feststellen, dass gerade die „Weltmusikmetropole“ Wien bei der Musikerziehung in Musikschulen weit abgeschlagen als Schlusslicht in allen Vergleichsdaten rangiert. Während Niederösterreich für 1,5 Millionen Einwohner 152 Musikschulen, die mehr als 53.000 Schüler unterrichten, anbieten kann, gibt es in Wien nicht einmal eine Musikschule pro Bezirk, sondern lediglich 17 Musikschulen für das gesamte Bundesland; 1,6 Millionen Einwohnern stehen nur 6.231 Plätze an Wiener Musikschulen zur Verfügung, wobei bereits die Singschulen eingerechnet sind.

 

Auch Oberösterreich mit 1,4 Millionen Einwohnern unterrichtet in 67 Musikschulen 55.000 Kinder und wendet dafür jährlich 55 Millionen Euro auf. Die Bundeshauptstadt bescheidet sich mit 19 Millionen Euro.

 

Alle diese Daten zeigen, dass eine koordinierte Zusammenarbeit von allen verantwortlichen Institutionen und Ausbildungsstätten notwendig ist, um eine erfolgreiche Musikerziehung gewährleisten zu können. Daher ist die Schaffung einer „Koordinierungsgruppe Musikerziehung“, der Vertreter aus allen Bundesländern sowie Vertreter maßgebender Musikinstitutionen (Staatsoper, Musikverein, Symphoniker, etc.) sowie der Konservatorien und Universitäten angehören, notwendig.

 

Um Musikerziehung auf höchsten Niveau garantieren zu können, müssen auch die dementsprechenden Mittel zur Verfügung gestellt werden. Leider hat es Frau Bundesminister Dr. Schmied bis dato nicht der Mühe wert gefunden, die unsäglichen Versäumnisse ihrer Vorgänger rückgängig zu machen.

 

Österreich ist das Musikland schlechthin. Die Österreichische Kulturpolitik muss daher der Musikerziehung den Stellenwert einräumen, der der Pflege und Weitergabe unseres musikalischen Erbes zukommt.

 

 


Aus diesem Grund stellen die unterzeichnenden Abgeordneten nachfolgenden

 

ENTSCHLIESSUNGSANTRAG

 

Der Nationalrat wolle beschließen:

 

„Die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur wird aufgefordert, alle notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um die Unterrichts-, Kunst- und Kulturpolitik im Bereich der Musikerziehung völlig neu zu ordnen und in diesem Sinne

sowie

 

 

 

 

In formeller Hinsicht wird die Zuweisung an den Kulturausschuss vorgeschlagen.