1800/A(E) XXIV. GP

Eingebracht am 07.12.2011
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ENTSCHLIESSUNGSANTRAG

 

 

der Abgeordneten Mag. Heidemarie Unterreiner

und weiterer Abgeordneter

 

 

betreffend die entsprechende Würdigung & Präsentation des Heroon von Trysa

 

 

Eine der größten Schätze im Kunsthistorischen Museum in Wien ist das Heroon von Trysa. Als der Posener Gymnasiallehrer Julius August Schönborn am 20. Dezember 1841 im Laufe einer langen und beschwerlichen geographischen Forschungsreise vor dem eindrucksvollen, reliefgeschmückten Mauerviereck nahe dem türkischen Dorf Gjölbasi stand, konnte er nicht ahnen, dass eben dieses Monument noch 164 Jahre später Museumsdirektoren, Architekten und Politikern Kopfzerbrechen bereiten würde, und das im fernen Wien! Denn bis heute wurde noch keine Möglichkeit gefunden, dieses wertvolle Kulturgut der Öffentlichkeit zu präsentieren.

 

Mit dem Ziel, die Entdeckung Schönborns sicherzustellen, bricht 40 Jahre später Otto Benndorf, Ordinarius für klassische Archäologie an der Universität Wien mit einer Expedition nach dem kleinasiatischen Lykien auf. Das Volk der Lykier, das dem Land seinen Namen gab, siedelte seit dem 2. Jahrtausend v.Chr. in dieser Gegend. Zahlreiche Grabdenkmäler legen Zeugnis von der kulturellen Hochblüte ab.

 

Das größte und an Vielfalt der Darstellungen reichste erhaltene Monument Lykiens, in dem sich hellenische Wesensmerkmale mit lykisch-orientalischen Elementen mischen und sich zu einer künstlerischen Einheit verbinden, ist das Grabmal von Trysa, eine Grabstätte eines Heros, eines mythischen Helden also.

 

Benndorf gelingt es, in Verhandlungen mit den türkischen Behörden das Heroon für Wien zu erwerben, und lässt es auf eigens für diesen Zweck angelegten Straßen zur Küste bringen und auf ein Schiff verladen.

 

Das zu dieser Zeit gerade im Rohbau fertiggestellte Kunsthistorische Museum von Semper und Hasenauer bot für einen Neuzugang dieser Größenordnung keinen Platz mehr. Seitdem wird mit dem Hinweis auf die Einzigartigkeit des Denkmals und auf den ungewöhnlich vollständigen Erhaltungszustand seiner Fülle griechischer SagendarsteIlungen die Forderung nach einer Aufstellung erhoben.


Jahrzehntelang war das Heroon in den Räumen Kunsthistorischen Museums im Tiefparterre in einem Raum, der ursprünglich als Feuerlösch- und Requisitenraum diente und der fernab von den Schausälen gelegen ist, deponiert. Zurzeit soll es in Kisten verpackt in Räumen außerhalb des Museums untergebracht sein. Dieses beschämende Provisorium hat sich trotz wiederholter Bemühungen der verschiedensten Direktoren und anderer Experten bis auf den heutigen Tag erhalten und es ist daher bis zum heutigen Tag noch immer nicht geglückt, das Heroon von Trysa in einer ihm würdigen Form einer interessierten Öffentlichkeit zu präsentieren.

 

 

Eine der attraktivsten und sinnvollsten Vorschläge wäre es zum Beispiel, den Theseus-Tempel im Volksgarten als Ort einer Neuaufstellung des Heroons zu wählen. Das Gebäude ist seit über 100 Jahren funktionslos und von wenigen kaum bedeutenden Ausstellungen abgesehen unbenützt. Die Achse Museumsquartier, Kunsthistorisches Museum, Neue Hofburg würde mit dem Theseus-Tempel erweitert werden und der Theseus-Tempel erhielte eine neue adäquate Nutzung. Der Tempel selbst sollte nur der oberirdische sichtbare Teil das Eingangsbauwerk mit stark assoziativem Charakter für die unterirdische Museumsanlage sein, in der das kostbare Monument in seinen originalen Ausmaßen wieder aufgestellt werden könnte (ca. 19,6 x 24,54 Meter).

 

Die Republik Österreich als Kulturnation kann es sich nicht leisten, einen solchen Schatz im Verborgenen hindämmern zu lassen. Es ist eine kulturelle Verpflichtung, für diese beschämende Situation eine geeignete Lösung zu finden.

 

 

Aus diesem Grund stellen die unterzeichnenden Abgeordneten den nachfolgenden

 

 

ENTSCHLIESSUNGSANTRAG

 

 

Der Nationalrat wolle beschließen:

 

„Die Bundesregierung und insbesondere die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur wird aufgefordert, alle notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, das Heroon von Trysa an einem dafür geeigneten Ort dauerhaft in der Öffentlichkeit zu präsentieren.“

 

 

 

 

 

 

 

 

In formeller Hinsicht wird um die Zuweisung an den Kulturausschuss ersucht.