1943/A(E) XXIV. GP

Eingebracht am 16.05.2012
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Parlamentarische Materialien

ENTSCHLIESSUNGSANTRAG

 

der Abgeordneten Kurt Grünewald, Judith Schwentner, Freundinnen und Freunde

 

betreffend Rettung des Studiums "Internationale Entwicklung"

 

 

 

 

BEGRÜNDUNG

Mit dem Wintersemester 2013 soll der Bachelorstudiengang Internationale Entwicklung (IE) trotz großer Beliebtheit im Zuge von Einsparungsmaßnahmen abgeschafft werden. Mittlerweile sind ca. 2200 Studierende eingeschrieben. Eine  Abschaffung dieses einzigartigen Bachelorstudiums ist auch im Hinblick auf die zunehmende Verdrängung gesellschaftskritischer Inhalte mehr als besorgniserregend.

Im IE Studium werden die Verhältnisse und Beziehungen zwischen verschiedenen lokalen, internationalen und globalen AkteurInnen analysiert, die Ursachen und Folgen ihrer Interaktionen kritisch beleuchtet. Durch die Verbindung politik-, sozial- und wirtschaftswissenschaftlicher Zugänge sowie historischer und wissenschafts-kritischer Betrachtungen soll ein umfassenderes Verständnis und Bewusstsein vermittelt und kultiviert werden.

Aus dem 2002 von Lehrenden gegründeten Projekt und Diplomstudium IE entwickelte sich zuerst das individuelle Diplomstudium IE, daraus ist das heutige Bachelor (BA) - Studium (bzw. der zukünftigen Bachelor – Master - Kombination) gewachsen. Das Institut für Internationale Entwicklung war 2010 an der Universität Wien gegründet worden. Im deutschsprachigen Raum ist der BA IE an der Universität Wien einzigartig und stellt das Flaggschiff der innovativen universitären Entwicklungsforschung dar. Die Universität Wien hat damit ein internationales Aushängeschild und ein zentrales Element der Internationalisierung geschaffen. Die Etablierung von internationalen Forschungs- und Lehrkooperationen hat das Institut noch weiter verstärkt. 


Das Studium ist rasch gewachsen. Darunter leidet die Qualität, so Rektor Engl: Es sind nur vier habilitierte Forschende und Lehrende an der IE. Der einzige Weg in der derzeitigen Situation scheint für die Verantwortlichen somit der zu sein, das Studium einfach abzuschaffen.

Bereits 2011 gab es Verhandlungen, damals noch über die Abschaffung des Masters IE. Im Frühjahr schlug das neue Rektorat der Universität Wien eine andere Richtung ein und will den Master nur zum Preis einer Schließung des Bachelors.

Wir haben bereits vor einem Jahr in einem Entschließungsantrag[1] gefordert, das notwendige Geld zur Verfügung zu stellen, um diesen Fehler nicht zu begehen.

Es macht auch international kein gutes Bild: Kritische Studiengänge werden abgedreht und internationale Rankings sind wichtiger als ein im deutschsprachigen Raum einzigartiger Bachelor?

Viele Personen solidarisierten sich bereits, es gab eine Petition, eine Protestwoche und Besetzungen, viele Diskussionen.

Im jetzigen Stadium der Diskussion um die geplante Abschaffung des Bachelorstudiums Internationale Entwicklung appellieren wir an die Universitäts-leitung, an den Senat der Universität Wien und speziell an BM Töchterle:

Lassen Sie die IE nicht sterben!

 

Der einzig gangbare Weg ist, umgehend eine internationale Evaluierung des bestehenden Studiums IE, bevor die Diskussion über eine mögliche Abschaffung fortgesetzt wird, durchzuführen. Es wäre ein nicht nachvollziehbarer Vorgang, würde ein erfolgreiches Studium ohne Evaluierung ersatzlos gestrichen werden[2]. Wir gehen davon aus, dass sich dann herausstellt, dass es unverantwortlich wäre, dieses Studium aufgrund der finanziellen Notlage zu opfern.

 

Die chronische Unterfinanzierung der Unis wird wieder auf dem Rücken der Studierenden ausgetragen. Das ist inakzeptabel.

Rektorat und Wissenschaftsministerium schieben sich gegenseitig die Verantwortung zu. Soll dies ein „Anfang“ sein? Muss damit gerechnet werden, dass das, was die IE derzeit erlebt, auch andere Studiengänge bald betreffen wird?

 

 

 


Die unterfertigenden Abgeordneten stellen daher folgenden

 

 

ENTSCHLIESSUNGSANTRAG

 

 

Der Nationalrat wolle beschließen:

 

Der Bundesminister für Wissenschaft und Forschung wird aufgefordert, im     Rahmen der Leistungsvereinbarung mit der Universität Wien von seinem Recht Gebrauch zu machen und zu verlangen, dass das Studium Internationale Entwicklung in seiner vollständigen Form – Bachelor und Master – weiterhin und dauerhaft mit ausreichenden Studienplätzen angeboten wird. Die dazu notwendigen Mittel sind der Universität aufgrund der glaubhaft knappen Budgets vom BMWF zur Verfügung zu stellen.

 

 

 

 

In formeller Hinsicht wird die Zuweisung an den Wissenschaftsausschuss  vorgeschlagen.

 



[1]  http://www.parlinkom.gv.at/PAKT/VHG/XXIV/UEA/UEA_00651/imfname_220938.pdf

[2] Wir erinnern hier an die Abschaffung der Basisfinanzierung der außeruniversitären Institute. Hier war der damaligen Wissenschaftsministerin Karl die Evaluierung „zu teuer“.