566/AB XXIV. GP

Eingelangt am 05.03.2009
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

BM für Wissenschaft und Forschung

Anfragebeantwortung

 

 

 

 

BMWF-10.000/0002-Pers./Org.e/2008

 

 

 

Frau

Präsidentin des Nationalrates

Mag. Barbara Prammer

Parlament

1017 Wien

 

 

 

 

Wien, 2. März 2009

 

 

 

Die schriftliche parlamentarische Anfrage Nr. 538/J-NR/2009 betreffend Verschwendung von Steuergeld bei der Universität für angewandte Kunst Wien im Zusammenhang mit Studien-projekten, die die Abgeordneten Mag. Gernot Darmann, Kolleginnen und Kollegen am 8. Jänner 2009 an mich richteten, wird nach Einholung einer Stellungnahme der betroffenen Universität wie folgt beantwortet:

 

 

Zu Frage 1:

Der Gesamtaufwand für die genannten Projekte entspricht den angegebenen Summen. Aus Gründen der Sparsamkeit, Wirtschaftlichkeit und Zweckmäßigkeit sind noch Restmittel für die einzelnen Vorhaben vorhanden. Ähnliche Projekte wurden nicht durchgeführt.

 

Zu Frage 2:

Die Projekte wurden aus Mitteln des Uni-Infrastrukturprogramms II finanziert. Das Programm diente der Förderung von Schwerpunktsetzungen und Profilbildung, jedoch nicht der Förde­rung der Lehre.

 

1.      Transdisziplinäres Labor für Transmediale Kunst:

Das Forschungslabor für Medienkunst ist eingerichtet. Es wird von Studierenden, Lehrenden und Kooperationspartner/innen genützt. Um die bestmögliche Nutzung der Ressourcen zu gewährleisten, wurde die Infrastruktur verbessert. Zu Beginn der Einrichtung des Labors wurden Hard- und Software angeschafft, die elektrische Infrastruktur wurde ergänzt und erneuert, es entstand eine offene Galerieplattform, ein Sound-Studio wurde geschaffen.

Die Großbildprojektoren waren schwerpunktmäßig beim Projekt der „projection development group“ im experimental-künstlerischen Einsatz. Die Ergebnisse wurden im Ausstellungsraum „c127“ mit dem Titel „diffusion“ präsentiert.

Beispiele für die Präsentation der Arbeits- und Projektergebnisse im Labor:

·         Jahresausstellung „Essence 08“, 27. Juni bis 13. Juli 2008,

·         Ausstellung „Lightness of Action“, 29. Mai bis 24. August 2008, Performance-Abend „Sensationen“ (Arbeiten von 15 Studierenden),

·         Ausstellung „Between Germany and Italy and Anywhere Else“, 22. Jänner 2009 bis 28. Februar 2009, in Kooperation mit dem MedienKunstLabor Graz.

 

 

Die unterschiedlichen und zahlreichen künstlerischen wie künstlerisch/wissenschaftlichen Ergebnisse, die hier auszugsweise genannt wurden, zeigen die zentrale Bedeutung dieses Labors für die Entwicklung der transmedialen Kunst.

 

2.      AMM-Network:

Die Investition hat zur Profilbildung im künstlerischen Feld Architektur beigetragen. Das zeigt sich vor allem am großen externen Interesse an der im Rahmen des AMM-Network ent­wickelten Datenbank. Das AMM-Network wurde gegründet, um Informationen über Materia­lien, Fertigungstechnologien und Entwurfstechniken in einer eigenen, interaktiven Datenbank für
Forscher/innen und Lehrende zu vereinen und relevante Synergien herzustellen.

 

Die AMM-Datenbank umfasst zurzeit einige tausend Einträge, die über semantische, selbst­aktualisierende Vernetzung mit einer großen Anzahl von Quellen jedes relevante Thema in diesen Bereichen anspricht. Zudem existieren zahllose digitale Bild-, Text- und Filmdoku­mente, die die angewandten Techniken sowie die Herangehensweise von diversen inter­national renommierten Architekt/innen dokumentieren. Das Konzept des AMM findet zuneh­mend in akademischen Kreisen Beachtung und empfiehlt sich definitiv zur Weiterbearbei­tung. Der Wert dieser Synergiekonzepte, die die Schnittstellen zwischen den einzelnen angestammten Fachbereichen erst sinnvoll erzeugen, ist für die Innovation in Architektur und Design nicht hoch genug zu bewerten.

 

Ergebnisse der Zusammenarbeit mit Forscher/innen und Lehrenden verschiedener Universi­täten, ETH Zürich, Universität Kassel, Universität Innsbruck etc., wurden intern über Symposien ausgetauscht, mit Preisen ausgezeichnet und in zahlreichen Vorträgen und Konferenzen international verbreitet.

 

Zu den weiteren Ergebnissen gehören Vorträge in Österreich, Deutschland, den Nieder­landen, USA, Großbritannien, Italien etc. sowie damit zusammenhängende Publikationen.

 

Das Projekt Technicolor BLOOM wurde mit dem aus AMM gewonnenen Wissen von Brennan Buck (Assistent an der Universität für angewandte Kunst Wien) entwickelt und mit Studie­renden umgesetzt. Die Arbeit erhielt internationale Anerkennung, unter anderem den FEIDAD-Award for digital Architecture 2007.

 

3.      POD SPOT:

Pod Spot wurde bis 2007 vom Leiter der Abteilung Digitale Kunst, Univ.-Prof. Thomas Fürstner, geleitet, seither von Mag. Ruth Schnell, stellvertretende Vorständin des Instituts für Bildende und Mediale Kunst.

Die Entwicklung erfolgte in drei Teilen:

·         1. Teil: Entwicklung von Environment und Einzelprojekten

·         2. Teil: Finalisierung eines Kartografiesystems, Abschluss der Einzelprojekte, teilweise Überleitung in die zweite Phase

·         3. Teil: Zusammenfügen von Einzelprojekten, Konzepten und entwickelter Software zu einer gemeinsamen Plattform

Im Frühjahr 2009 wird eine Publikation (Projektdokumentationen und Konzepte) mit einer DVD (Sammlung entwickelter, konzipierter, implementierter und programmierter Software-Werkzeuge) erscheinen.

 

Pod Spot war Grundlage für das Symposium „5th International Mobile Music Workshop“ im Mai 2008 an der Universität für angewandte Kunst Wien. Projekte wurden in einer begleiten­den Ausstellung dem internationalen Fachpublikum gezeigt und sind im Katalog veröffentlicht (Creative Interactions – the Mobile Musik Workshops 2004 bis 2008, Wien 2008, ISBN 978-3-200-01221).

Studierende erhielten wegen ihrer innerhalb von Pod Spot entwickelten und individuell finali­sierten Projekte Einladungen zu Festivals (z.B. Transmediale Berlin) und Auszeichnungen (z.B. Kunsthallenpreis 2007, Anerkennungspreis der Transmediale Berlin). Der Berufs­schwerpunkt von zwei ehemaligen Studierenden liegt in der speziell bei Pod Spot entwickel­ten und angewendeten GPS-Technologie.

 

Pod Spot ist auf Nachhaltigkeit ausgerichtet. Spezialsoftware macht Forschung für andere unmittelbar zugänglich oder bildet Ansatzpunkte für weitere Forschungen. Die Infrastruktur fördert die Weiterentwicklung von GEO-ART bzw. GIS (geographical informations systems) und ON-LOCATIONS SYSTEMS. Als Zwischenergebnis wurde das Projekt Transit 2007 mit doku­mentierter Software auf DVD zusammengefasst. Für das Frühjahr 2009 ist die Publikation „Exploring Urban Sounds and Tonalities“ geplant, die neben einem Textteil auf einer DVD publizierte Software als „Environment zur Erforschung von Sound im Urbanen Raum“ (Soundanalyse und Soundgenerierung) enthält.

 

Mit der über das Projekt Pod Spot geschaffenen Infrastruktur und Software können Lehrende und Studierende der Universität für angewandte Kunst die nächsten Jahre weitere aktuelle Untersuchungen und avancierte künstlerische Produktionen schaffen.

 

4.      ARTist:

Aufbauend und in Weiterentwicklung des durch den ESF und dem damaligen Bundes­ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur geförderten Programms für Absolvent/innen der Universität für angewandte Kunst Wien zur Verstetigung der Berufskarriere wird mit ARTist in erfolgreicher Weise dem gesetzlichen Auftrag (z.B. Weiterbildung der Absol­vent/innen, nationale und internationale Mobilität der Absolvent/innen, Kontaktpflege mit den Absolvent/innen) und der spezifischen Situation von Absolvent/innen von Kunstuniversitäten gerecht.

 

Aufgabe von ARTist ist die Beratung und die Unterstützung in allen Themen der Berufstätigkeit: Projekteinreichungen, Stipendien, Wettbewerbe, Businesspläne und Unternehmens­konzepte, arbeits-, unternehmens-, steuer- und vereinsrechtliche Fragen, Ver­träge, Selfmarketing, PR, Ausstellungsorganisation, Publikationen, Patenteinreichungen, internationale Mobilität (Ausstellungen, Symposien, Forschungsreisen).

 

Ein Absolvent/innen/netzwerk mit über 900 Adressen wurde aufgebaut. Die Absolvent/innen werden regelmäßig über Ausschreibungen und Weiterbildungsmöglichkeiten elektronisch informiert. Mehrere Fortbildungsveranstaltungen zu Projektmanagement, Moderation, Prä­sentation, Öffentlichkeitsarbeit wurden abgehalten. Ein eigenes Ausstellungs- und Lehr­projekt „karriere-leiter-jobladder“ über Absolvent/innen in Industrial Design der letzten zehn Jahre wurde durchgeführt. An der Konferenz DesignZeroSix und DesignZeroSeven haben sich Absolvent/innen konzeptiv und organisatorisch beteiligt.

 

Absolvent/innen beteiligen sich gemeinsam mit Lehrenden der Universität für angewandte Kunst Wien an Ausschreibungen (etwa WWFT, FWF, FFG) und erreichen erfolgreich Pro­jekte ein. Da-
durch entstehen neue Arbeitsplätze für Absolvent/innen.

 

Die Serviceleistungen von ARTist stoßen auf große Zustimmung und Interesse. Absolven­t/innen anderer Universitäten der Künste ersuchen immer wieder um ähnliche Unterstützung. Die Entwicklung als spezifisch auf Absolvent/innen von künstlerischen Studien abgestimmtes Programm hat national wie international Aufmerksamkeit gewonnen und wurde in mehreren Veranstaltungen und Symposien als wegweisende Vorgangsweise vorgestellt.

 

Zu Frage 3:

Eine Verschwendung von Steuergeldern liegt nicht vor. Die im Rahmen des Uni-Infrastruk­turprogramms durchgeführten Projekte sind durchgehend erfolgreich und stärken in den Bereichen Forschung und Entwicklung und Erschließung der Künste das internationale Profil der Universität für angewandte Kunst Wien.

 

Zu Frage 4:

Nachdem kein frustrierter Aufwand besteht, stellt sich diese Frage nicht.

 

Der Bundesminister:

Dr. Johannes Hahn e.h.