410 der Beilagen zu den Stenographischen Protokollen des Nationalrates XXIV. GP

 

Bericht

des Gesundheitsausschusses

über den Antrag 385/A(E) der Abgeordneten Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber, Kolleginnen und Kollegen betreffend Aktionsplan für gesunde Ernährung und Bewegung

Die Abgeordneten Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber, Kolleginnen und Kollegen haben den gegenständlichen Entschließungsantrag am 21. Jänner 2009 im Nationalrat eingebracht und wie folgt begründet:

„Jahrelange Fehlernährung bei gleichzeitigem Bewegungsmangel führt zu Übergewicht und in der Folge zu Fettleibigkeit (Adipositas). In der Europäischen Union sind Schätzungen zufolge knapp 22 Millionen Kinder übergewichtig, jährlich kommen etwa 400.000 dazu. EU-Gesundheitskommissar Kyprianou warnte vor einem starken Anstieg der Zahl übergewichtiger oder fettleibiger Europäer. In Österreich sind laut einem Bericht des Instituts für Sozialmedizin aus dem Jahr 2006 37 Prozent der Erwachsenen übergewichtig, bei den Sieben- bis Zehnjährigen ist laut Österreichischem Ernährungsbericht 2003 bereits jedes zehnte Kind zu dick.

Die Ergebnisse des Österreichischen Ernährungsberichtes bestätigen Fett als kritischen Nährstoff bei beinahe allen Bevölkerungsgruppen. Der durchschnittliche Fettverzehr liegt zwischen 35 und 40 Prozent der Gesamtenergiezufuhr und somit weit über den Empfehlungen der Ernährungsgesellschaften. Generell werden Lebensmittel wie Gemüse, Obst, Brot und andere Getreideprodukte, Hülsenfrüchte, fettarme Milch und Milchprodukte in viel zu geringem Umfang konsumiert. Im Gegensatz dazu ist der Verzehr an tierischen Nahrungsmitteln (besonders in Form von Fleisch und Wurstwaren) sowie von Zucker viel zu hoch.

Aufgrund der zahlreichen ernährungsbedingten Folgeerkrankungen wie Übergewicht, Adipositas, erhöhte Blutfettwerte, Bluthochdruck, Diabetes mellitus, bestimmte Krebsarten, Arteriosklerose, Herz-Kreislauferkrankungen etc. ist durch geeignete Maßnahmen der Gesundheitsförderung und einer umfassenden Primärprävention für die jeweiligen Zielgruppen eine Umstellung der Ernährungsgewohnheiten anzustreben.

Neben Fehlernährung und anderer Risikofaktoren ist auch Bewegungsarmut mitverantwortlich für Übergewicht, ein erhöhtes Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko, Bluthochdruck, Haltungsschäden, Osteoporose und Fettstoffwechselstörungen. Die Studie „Sport und Gesundheit – eine sozio-ökonomische Analyse“ der Österreichischen Bundessportorganisation unterteilt die österreichische Bevölkerung aufgrund ihres Sportverhaltens in drei Gruppen: 60 Prozent sind inaktiv bis gering (1-2 Mal monatlich) aktiv, 22 Prozent sind moderat (1-2 Mal wöchentlich) und 18 Prozent sind aktiv bis hoch aktiv (3 Mal wöchentlich oder öfter) sportlich.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO fordert in ihrer „Globalen Strategie für Ernährung, körperlicher Aktivität und Gesundheit“ die Mitgliedstaaten auf, Maßnahmen gegen die „Epidemie“ Übergewicht zu ergreifen. Sowohl das WHO- Forum zum Lebensmittelmarketing als auch das Europäische Parlament sehen einen Zusammenhang zwischen Werbung für ausschließlich für Kinder bestimmte Lebensmittel und dem Konsumverhalten und fordern Werbeeinschränkungen beim Marketing für zu kalorienhaltige bzw. nährstoffarme Lebensmittel. Das Europäische Parlament fordert z.B. die Einführung eines Verhaltenskodex für Werbung für stark fett- oder zuckerhältige Lebensmittel für Kinder.

In England wurde aufgrund wissenschaftlicher Studien ein Kennzeichnungssystem entwickelt, das einfach und leicht verständlich den KonsumentInnen die Kaufentscheidung erleichtern soll: Rote, gelbe oder grüne Punkte weisen auf einen hohen, mittleren oder niedrigen Gehalt an Fett, gesättigten Fettsäuren, Zucker oder Salz in den  Lebensmitteln hin.

Die EU-Kommission hat mit ihrem „WEISSBUCH: Ernährung, Übergewicht, Adipositas: Eine Strategie für Europa“ den eindeutigen politischen Auftrag zu umfassenden nationalen Aktivitäten erteilt. Die von der EU-Kommission geforderten Maßnahmen sollen durch unterschiedlichste Akteure umgesetzt werden.

Auch im österreichischen Regierungsprogramm werden Maßnahmen zur Prävention angekündigt. Darin heißt es unter anderem: „Die Koalitionsparteien sehen den Sport als bedeutende Querschnittsmaterie der Gesellschaft und als Partner in der Gesundheitsprävention“ (S. 3). Die Kooperation Sport und Bildung (Kindergarten, Volksschule, weiterführende Schulen) soll verstärkt werden. Das Breiten- und Gesundheitssportangebot soll forciert werden („Erstellung nationaler Gesundheitsziele insbesondere für die Bereiche Herzinfarkt, Schlaganfall, Krebs, Demenz, Diabetes, Übergewicht, Bewegung, Ernährung und psychische Gesundheit, S. 163)“. „Die Strategie für eine „gesunde Schule“ (z.B. Bewegung, Ernährung, psychische Gesundheit, Umwelt, Ergonomie, Sucht, zeitadäquates Gesundheitsbetreuungsprogramm) wird weiterentwickelt (S. 180).“

 

Der Gesundheitsausschuss hat den gegenständlichen Entschließungsantrag erstmals in seiner Sitzung am 05. März 2009 in Verhandlung genommen. An der Debatte beteiligte sich im Anschluss an die Ausführungen des Berichterstatters Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber der Abgeordnete Mag. Johann Maier.

 

Aufgrund eines vom Abgeordneten Mag. Johann Maier eingebrachten Vertagungsantrages wurden die Verhandlungen mit Stimmenmehrheit vertagt.

 

In seiner Sitzung am 3. November 2009 hat der Gesundheitsausschuss den gegenständlichen Entschließungsantrag neuerlich in Verhandlung genommen. An der Debatte beteiligten sich die Abgeordneten Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber, Renate Csörgits, Ing. Robert Lugar, Dr. Andreas Karlsböck, Mag. Johann Maier, Ursula Haubner, Dr. Sabine Oberhauser sowie der Bundesminister für Gesundheit Alois Stöger, dipl. und die Ausschussobfrau Abgeordnete Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein.

 

Bei der Abstimmung fand der gegenständliche Entschließungsantrag keine Mehrheit.

 

Als Berichterstatter für das Plenum wurde Abgeordneter Mag. Johann Maier gewählt.

Als Ergebnis seiner Beratungen stellt der Gesundheitsausschuss somit den Antrag, der Nationalrat wolle diesen Bericht zur Kenntnis nehmen.

Wien, 2009 11 03

                              Mag. Johann Maier                                            Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein

                                   Berichterstatter                                                                            Obfrau