814 der Beilagen zu den Stenographischen Protokollen des Nationalrates XXIV. GP

 

Bericht

des Kulturausschusses

über den Antrag 1059/A(E) der Abgeordneten Mag. Heidemarie Unterreiner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Erhalt des Wagner-Festival Wels

Die Abgeordneten Mag. Heidemarie Unterreiner, Kolleginnen und Kollegen haben den gegenständlichen Entschließungsantrag am 24. März 2010 im Nationalrat eingebracht und wie folgt begründet:

„Seit über 20 Jahren gibt es das ‚Richard Wagner Festival‘ in Wels, das sich unter traditionsbewussten Opernfreunden eines hervorragenden Rufes erfreut. Im Jahr 1983 erwarb Dkfm. Walter Just das Welser Hotel Greif mit dem dazugehörigen ‚Theater im Greif‘. Die Familie Just-Doppler restaurierte das bauliche Kleinod und brachte die Bühne und Technik auf modernsten Stand. Nach dem Eröffnungs­konzert im Jahre 1989 in Anwesenheit von Bayreuth-Chef Wolfgang Wagner, beschloss man, jährlich eine Gala zu veranstalten. In den folgenden Jahren wurden regelmäßig Konzerte veranstaltet, ehe auf Anregung des berühmten Bühnenbildners Günther Schneider-Siemssen 1995 die erste szenische Produktion von „Tristan und Isolde“ erfolgte. Der Publikumsansturm war so groß, dass die Produktion in den zwei Folgejahren wiederholt wurde und weitere Wagner-Opern aufgeführt wurden.

Durch das Engagement von Intendantin Renate Doppler ist das Festival in den folgenden Jahren zu einem bemerkenswerten kulturellen Ereignis geworden. Neben den bedeutendsten Wagner-Sängern, wie Kurt Riedl, Christopher Ventris, Rene Kollo, Peter Seiffert, Hans Sotien, Gwyneth Jones und vielen anderen, besticht das Wagner-Festival in Wels durch eine szenische Umsetzung, die in bewusster Gegenposition zum Regietheater Wagners Werke möglichst textnah visualisiert. Die Welser Aufführungspraxis orientiert sich ausschließlich an die vom Komponisten vorgegebenen Regieanweisungen und steht daher durch das Bemühen von Authentizität weltweit einzigartig da. Die Wagner-Musikliebhaber haben Wels neben Bayreuth schon fix in ihrem Terminkalender vermerkt und reisen jedes Jahr im Mai an, um Wagners Werke in möglichst unverfälschter Form zu erleben. Gerade in diesem puristischen Zugang hat sich das Wagner-Festival hervorragend etabliert und ist deshalb schon Monate im Voraus ausgebucht. Bei der Richard-Wagner-Jubiläumsgala am 30.11.2009 ging der Festredner Maximilian Schell auf die einzig­artige Charakteristik des Welser Wagner-Festivals ein und lobte die Werktreue.

Zwei Jahrzehnte lang hat die Familie Just-Doppler das Festival fast ausschließlich durch private Finanzierung ermöglicht. Das jährliche Gesamtbudget von 600.000,- €, das bisher fast ausschließlich von der Familie Just-Doppler aufgewendet worden war, ist für die Unternehmer Just-Doppler nun aus wirtschaftlichen Überlegungen nicht mehr tragbar. Abgesehen von kleinen finanziellen Beiträgen des Landes hat das Wagner Festival bisher nur durch die Stadt Wels Subventionen erhalten, was aber in Zukunft nicht ausreichen wird, um das Festival dauerhaft zu verankern. Um die Fortführung des etablierten Festivals zu garantieren, ist nun auch Bund und Land aufgerufen, dieses finanziell zu unter­stützen, denn alleine kann die Familie das Festival auf Dauer nicht mehr finanzieren. Für das Jahr 2011 ist das Budget nicht gesichert und es besteht daher die Gefahr, dass der Weiterbestand ohne öffentliche Subventionen nicht mehr möglich ist.

Der Welser Stadtsenat ist laut Bürgermeister Koits bereit, ein Drittel der Kosten für das Wagner Festival zu übernehmen. Die anderen beiden Drittel müssten nun von Land und Bund beigesteuert werden. Bisher gab es aber von dieser Seite keinerlei verbindliche Zusagen. Das Wagner Festival ist ein Publikums­magnet und ein wunderbarer Bestandteil der Österreichischen Kulturlandschaft. Es zeichnet sich durch erstklassische Inszenierungen aus, von denen man mit Fug und Recht von einem Gesamtkunstwerk sprechen kann. Dieses im österreichischen Festspielreigen kaum mehr wegzudenkende Festival ist aber auch – neben seiner künstlerischen Qualität – ein großer Wirtschaftsfaktor in der Region Wels. Um den Erhalt des Festivals abzusichern, bedarf es einer tragfähigen finanziellen Basis.“

Der Kulturausschuss hat den gegenständlichen Entschließungsantrag in seiner Sitzung am 30. Juni 2010 in Verhandlung genommen. An der Debatte beteiligten sich außer der Berichterstatterin Abgeordnete Mag. Heidemarie Unterreiner der Abgeordnete Stefan Petzner.

Bei der Abstimmung fand der gegenständliche Entschließungsantrag keine Mehrheit.

Als Berichterstatter für das Plenum wurde Abgeordneter Johann Höfinger gewählt.

Als Ergebnis seiner Beratungen stellt der Kulturausschuss somit den Antrag, der Nationalrat wolle diesen Bericht zur Kenntnis nehmen.

Wien, 2010 06 30

                               Johann Höfinger                                                                Sonja Ablinger

                                    Berichterstatter                                                                             Obfrau