854 der Beilagen zu den Stenographischen Protokollen des Nationalrates XXIV. GP

 

Bericht

des Gesundheitsausschusses

über den Antrag 999/A(E) der Abgeordneten Dr. Andreas Karlsböck, Kolleginnen und Kollegen betreffend flexiblere Arbeitszeitmodelle für Ärzte

Die Abgeordneten Dr. Andreas Karlsböck, Kolleginnen und Kollegen haben den gegenständlichen Entschließungsantrag am 24. Februar 2010 im Nationalrat eingebracht und wie folgt begründet:

„Laut Ärztekammer für Tirol sieht das Ärztegesetz grundsätzlich vor, dass die Ausbildung auch in Teilzeit absolviert werden kann.

Aber: „Teilzeit-Ausbildung wird vom Ärztegesetz nur zugelassen, wenn der Turnusarzt stichhaltige Gründe darlegen kann, warum ihm eine Vollzeit-Ausbildung nicht möglich ist. Das Ärztegesetz kennt keinen Rechtsanspruch auf Teilzeit-Ausbildung. Vielmehr muss vor allem mit dem Dienstgeber geklärt werden, inwieweit dieser bereit ist, einen Teilzeit-Dienstvertrag auszustellen.“, so die Ärztekammer für Tirol.

Unflexible Arbeitszeiten, unflexible Arbeitszeitmodelle, fehlende Teilzeitausbildungsstellen und das Nichtvorhandensein von Kinderbetreuungsplätze sind gerade für junge Ärzte, die oft auch Vater oder Mutter von Kleinkindern sind und teilweise noch in ihrer Ausbildung stehen oder ihren Turnus zu absolvieren haben, ein Problem. Heutzutage übernehmen auch immer mehr Väter zumindest einen Teil der Kinderbetreuung, gehen selbst in Karenz oder entscheiden sich in den ersten Lebensjahren ihrer Kinder für flexiblere bzw. kürzere Arbeitszeiten.

Gleichzeitig entscheiden sich immer mehr Frauen sich für den Arztberuf. Der Anteil der Studentinnen beim Medizinstudium steigt stetig. Lag der Frauenanteil in den 80er Jahren deutlich unter 50 Prozent so ist er mittlerweile auf ca. 60 Prozent gestiegen.

Darüber hinaus beträgt laut Aussage des Spitalsärztechefs und Vizepräsidenten der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK), Harald Mayer, der weibliche Anteil auch bei der praktischen ärztlichen Turnusausbildung mittlerweile über 60 Prozent.

 

In einer diesbezüglichen Pressemeldung der ÖAK wird diese Thematik wie folgt ausgeführt:

„…Die "Femininisierung einer vermeintlichen Männerdomäne" ist für Mayer durchaus begrüßenswert. Doch müsse man dieser Entwicklung mit flexibleren Arbeitsmodellen begegnen, um damit den spitalsärztlichen Beruf besser mit "frauenspezifischen Anforderungen" wie Familie und Kindern zu vereinbaren, so der Bundesobmann der Spitalsärztinnen und –ärzte (…)

Frauen hätten gegenüber ihren männlichen Kollegen oft ausgeprägtere "Soft Skills", die sie für den Arztberuf besonders qualifizieren. (…) Sie zeigen beispielsweise meist mehr Einfühlungsvermögen und Geduld. Ärztinnen hören besser zu und stellen mehr Fragen. Auch beachten sie psychosoziale Zusammenhänge stärker als ihre männlichen Kollegen (…)

Der Trend, dass immer mehr junge Frauen den Arztberuf ergreifen möchten, wird sich nach seriösen Prognosen in Zukunft noch verstärken. Je nach Alter sollte es möglich sein, eine zeitlang halbtags oder Vollzeit arbeiten zu können – mit dafür geeigneten Einkommensmodellen.

Nach wie vor schwierig ist es für Spitalsärztinnen, in Spitzenpositionen aufzusteigen. Von den 14.132 Spitalsärzten sind 6.861 Frauen. Damit ist knapp die Hälfte der Spitalsärzteschaft weiblich, jedoch ist nur jede Zehnte davon eine Primaria. Wenig Frauen gibt es vor allem in operativen Fächer, in der Chirurgie und der Urologie…“

 

In der heutigen Zeit ist es unerlässlich, dass sich der Arztberuf und die Rolle als Mutter bzw. Vater nicht gegenseitig ausschließen. Vor allem im Bereich der Spitalsarbeitszeiten müssen zukünftige Modelle daher flexibler sein und auf die verschiedenen Lebensabschnitte Bedacht nehmen.“

 

Der Gesundheitsausschuss hat den gegenständlichen Entschließungsantrag in seiner Sitzung am 01. Juli 2010 in Verhandlung genommen. An der Debatte beteiligten sich außer dem Berichterstatter Dr. Andreas Karlsböck die Abgeordneten Dr. Wolfgang Spadiut, Dr. Kurt Grünewald, Dr. Erwin Rasinger, Renate Csörgits, Dr. Sabine Oberhauser, Ursula Haubner und Karl Öllinger sowie der Bundesminister für Gesundheit Alois Stöger, diplômé.

 

Bei der Abstimmung fand der gegenständliche Entschließungsantrag keine Mehrheit.

 

Als Berichterstatter für das Plenum wurde Abgeordneter Oswald Klikovits gewählt.

Als Ergebnis seiner Beratungen stellt der Gesundheitsausschuss somit den Antrag, der Nationalrat wolle diesen Bericht zur Kenntnis nehmen.

Wien, 2010 07 01

                               Oswald Klikovits                                            Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein

                                    Berichterstatter                                                                             Obfrau