1629 der Beilagen zu den Stenographischen Protokollen des Nationalrates XXIV. GP

 

Bericht

des Unterrichtsausschusses

über den Antrag 1787/A(E) der Abgeordneten Sonja Ablinger, Mag. Silvia Fuhrmann, Kolleginnen und Kollegen betreffend kreative Bildung im Rahmen ganztägiger Schulformen

sowie

über den Antrag 1154/A(E) der Abgeordneten Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen betreffend die Schaffung von rechtlichen Rahmenbedingungen für die Zusammenarbeit zwischen Musikschulen und Musikkapellen im Rahmen von Betreuungsformen in den Schulen außerhalb des Regelunterrichts

Die Abgeordneten Sonja Ablinger, Mag. Silvia Fuhrmann, Kolleginnen und Kollegen haben den gegenständlichen Entschließungsantrag 1787/A(E) am 7. Dezember 2011 im Nationalrat eingebracht und wie folgt begründet:

„Im Unterausschuss des Unterrichtsausschusses am 1. Dezember 2011 ‚Kunst macht Schule‘ wurde über die Bedeutung von kreativer Bildung beraten. Kulturelle Bildung soll ein fester Bestandteil in der Schule zur umfassenden Persönlichkeitsbildung, insbesondere in Hinblick auf Kreativität und Innovation sein. Gerade der kreativen Bildung in ganztägigen Schulformen sollte ein besonderes Augenmerk geschenkt werden. Es gilt generell die Zusammenarbeit zwischen den außerschulischen Angeboten und den Schulen sicherzustellen.

Bereits im Sommer dieses Jahres wurden ein Gesetzespaket und eine 15a-Vereinbarung zum Ausbau der ganztägigen Schulformen beschlossen, die diese Bemühungen unterstützen. Dabei wurde sichergestellt, dass der Hochschullehrgang für Freizeitpädagogik Module zu den Bereichen Kreativität, Musik und Sport enthalten wird. Personen, die bereits einschlägige schulische Ausbildungen absolviert haben, sollen diese unter der Voraussetzung der Gleichwertigkeit auf den Lehrgang anrechnen lassen können.

Den unterfertigten Abgeordneten ist eine optimale Verschränkung der Schulen und der außerschulischen Einrichtungen, wie Musikschulen oder Theatern sehr wichtig. Gerade im Hinblick auf ganztägige Schulformen ist eine gelungene Vernetzung von Kultur und Bildung wünschenswert. Auch im Bereich der Theater- und Tanzpädagogik gibt es viele innovative Projekte, die vor den Vorhang gestellt werden sollen.“

Die Abgeordneten Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen haben den Entschließungsantrag 1154/A(E) am 20. Mai 2010 im Nationalrat eingebracht und wie folgt begründet:

„Auf der Heimseite www.erziehungswelten.de ist unter anderem folgendes zu finden: ‚Musik hören und Musik machen kann mehr als alle anderen geistigen Tätigkeiten unsere Hirnstrukturen und damit die Leistungsfähigkeit des Hirns beeinflussen.

Musik spricht Körper und Geist ganzheitlich an. Die Hirnstrukturen und die Leistungsfähigkeit des Gehirns werden von allen geistigen Tätigkeiten am besten von Musik (Hören und Musizieren) beeinflusst. Das Gehirn wird durch den Genuss von Musik ganzheitlich stimuliert. Die Zentren für Lernen, Sprache, Gedächtnis, Kreativität und Emotionen werden aktiviert – das Gehirn wird so umfassend angeregt, wie es keine andere Tätigkeit schafft. So können z.B. durch Musik die Regionen im Gehirn (Broca-Areal) trainiert werden, die auch für Sprache verantwortlich sind, um die Therapie bei Sprachstörungen zu unterstützen. Aber Musik kann noch mehr. Die wohl erstaunlichste Erkenntnis: Sie kann unser Hirn massiv verändern, vor allem, wenn man selber musiziert. Die linke und rechte Gehirnhälfte werden gleichzeitig angesprochen und schaffen Verbindungen zwischen sich. Es bilden sich Synapsen in der Großhirnrinde und das Gehirn wird leistungsstärker.

Jeder Mensch ist musikalisch, denn bereits in unserer Sprache sind musikalische Elemente enthalten (Phrasierung, Tonlage, Pausen, Tonhöhe, Rhythmus u.v.m.). Kinder erlernen die Sprache über diese sprachmelodischen Aspekte. Daher unterstützt die Melodik in der Musik auch die Sprachentwicklung. Musik ist also natürlich und nicht aus dem Leben wegzudenken. Daher verwundert es auch nicht, dass in allen Kulturen der Welt Musik eine Rolle spielt.

Ziel muss es sein, besonders in Musikschulen die schulischen Angebote zu ergänzen, damit möglichst jedes Kind seine musikalischen Fähigkeiten entdecken, erfahren und entfalten kann. Durch das Musizieren lernen Kinder auf viele Dinge gleichzeitig zu achten. Sie singen den Text, hören auf die anderen Kinder und/oder Instrumente und machen Bewegungen dazu. Dieses Musizieren fördert das kognitive Denken.

Die Kinder lernen genau zuzuhören und wahrzunehmen. Sie lernen sich zu konzentrieren, eine Voraussetzung für das Lernen insgesamt. Durch die Beschäftigung mit den Tonwerten, Pausen und eventuell den Fingersätzen werden mathematische Grundoperationen erlernt. Bei Bewegungsliedern kommt hinzu, dass die Kinder Strukturieren und ihre eigene körperliche Koordination kennen lernen. Da Musik auch immer Stimmungen und Gefühle transportiert, lernen Kinder diese feinfühlig wahrzunehmen. Sie lernen das Zuhören. Sie lernen aber auch ihre eigenen Bedürfnisse und Gefühle wahrzunehmen und auszudrücken. Sie lernen sich selber kennen, was für eine Persönlichkeitsentwicklung unbedingt notwendig ist.

Wenn Kinder zusammen Musik machen, entsteht ein ‚Wir-Gefühl‘. Musik stärkt das Zusammen­gehörig­keits­gefühl der Gruppe. Sie erleben zusammen Freude, Trauer, Glück und andere Gefühle. Die Kinder lernen zu kooperieren und zu kommunizieren, ein Austausch findet statt. Die Kinder lernen, was es bedeutet, ein Team zu sein und gemeinsam Erfolgserlebnisse zu haben. Sie lernen durchzuhalten bis der Erfolg eintritt.

Die Kinder lernen sozial miteinander umzugehen, sich einzubringen und zu integrieren. Sie erlenen soziale Kompetenzen, die lebenslang notwendig sind.

Musik bietet dem Einzelnen die Möglichkeit, sich selber kennen zu lernen und sich im Schutz der Gruppe auszuprobieren. Hierzu eignen sich vor allem Klanggeschichten und Klangspiele.

Ein weiterer Punkt, der immer wieder im Zusammenhang mit Musik beobachtet werden kann, ist die tröstende Wirkung von Musik (z.B. Trostlieder). Musik kann Trost spenden, Mut geben und auch innere Spannungen und Aggressionen abbauen.

Ich habe beobachtet, dass Kinder in den Zeiten, in welchen viel musiziert wird, ausgeglichener, fröhlicher und weniger aggressiv sind. Das erklärt sich daher, dass Musik sehr gut in der Lage ist, eine positive Grundstimmung aufzubauen und das Gruppengefühl stärkt…‘

Kinder besuchen zunehmend Schulformen mit Ganztagsbetreuung. In der unterrichtsfreien Zeit sollten die Kinder die Möglichkeit zum Musikunterricht und Musizieren erhalten. Daher müssen Modelle der Kooperation geschaffen werden.

Ähnliche Kooperationsmodelle sind in Deutschland in der Vergangenheit bereits erfolgreich in die Praxis umgesetzt worden und können als Paradebeispiele herangezogen werden.“

 

Der Unterrichtsausschuss hat den Entschließungsantrag 1154/A(E) erstmalig in seiner Sitzung am 21. Juni 2011 in Verhandlung genommen. Berichterstatter im Ausschuss war der Abgeordnete Werner Herbert. An der Debatte am 21. Juni 2011 beteiligten sich die Abgeordneten Mag. Rosa Lohfeyer, Werner Amon, MBA, Dr. Harald Walser und Mag. Heidemarie Unterreiner.

Den Entschließungsantrag 1787/A(E) hat der Unterrichtsausschuss erstmalig in seiner Sitzung am 15. Dezember 2011 in Verhandlung genommen. Berichterstatterin im Ausschuss war die Abgeordnete Mag. Silvia Fuhrmann. An der Debatte am 15. Dezember 2011 beteiligten sich die Abgeordneten Sonja Ablinger, Werner Amon, MBA, Dr. Harald Walser; Elmar Mayer; Johann Singer und Stefan Petzner sowie der Ausschussobmann Dr. Walter Rosenkranz.

 

Im Zuge der Debatte haben die Abgeordneten Dr. Walter Rosenkranz, Werner Amon, MBA und Elmar Mayer einen Abänderungsantrag eingebracht.

Bei der Abstimmung wurde der Entschließungsantrag 1787/A(E) der Abgeordneten Sonja Ablinger, Mag. Silvia Fuhrmann, Kolleginnen und Kollegen unter Berücksichtigung des oben erwähnten Abänderungsantrages einstimmig beschlossen.

Der Entschließungsantrag 1154/A(E) gilt als miterledigt.

 

Zur Berichterstatterin für den Nationalrat wurde die Abgeordnete Mag. Silvia Fuhrmann gewählt.

Als Ergebnis seiner Beratungen stellt der Unterrichtsausschuss somit den Antrag, der Nationalrat wolle die angeschlossene Entschließung annehmen.

Wien, 2011 12 15

                           Mag. Silvia Fuhrmann                                                    Dr. Walter Rosenkranz

                                 Berichterstatterin                                                                          Obmann