2477 der Beilagen zu den Stenographischen Protokollen des Nationalrates XXIV. GP

 

Bericht

des Tourismusausschusses

über den Antrag 2352/A(E) der Abgeordneten Ing. Mag. Hubert Kuzdas, Gabriel Obernosterer, Mag. Roman Haider, Dr. Gabriela Moser, Gerhard Huber, Stefan Markowitz, Kolleginnen und Kollegen betreffend Gesamtkonzept Tourismus im ländlichen Raum

Die Abgeordneten Ing. Mag. Hubert Kuzdas, Gabriel Obernosterer, Mag. Roman Haider, Dr. Gabriela Moser, Gerhard Huber, Stefan Markowitz, Kolleginnen und Kollegen haben den gegenständlichen Entschließungsantrag am 14. Juni 2013 im Nationalrat eingebracht und wie folgt begründet:

„Der ländliche Raum hat in Österreich einen besonderen Stellenwert, leben doch weit über 70% aller ÖsterreicherInnen in ländlichen Regionen. In der öffentlichen Wahrnehmung ruft der ländliche Raum positive und negative Bilder hervor: Idylle und unberührte Natur auf der einen Seite, aussterbende Regionen und infrastrukturelle Herausforderungen auf der anderen. Das Leben auf dem Land in einer lebenswerten, intakten Umwelt erscheint vielen Menschen als erstrebenswertes Ziel, dabei fehlen jedoch häufig Arbeitsplätze, Infrastruktur usw. – unabdingbare Voraussetzungen, um qualitätsgerecht leben zu können.

Allgemein betrachtet ist die Tourismus- und Freizeitwirtschaft von zentraler volkswirtschaftlicher Bedeutung für die Wertschöpfung und den Arbeitsmarkt in Österreich. Gerade in den letzten Jahren hat der Tourismus eine beachtliche Aufwärtsentwicklung genommen und selbst in der Krise Zuwachsraten verzeichnet.

Im Vergleich zum Städte- und Kulturtourismus hinkt die Entwicklung im ländlichen Raum allerdings nach, hauptsächlich weil Tourismus am Land größeren saisonalen Schwankungen unterworfen ist.

Tourismus im ländlichen Raum liegt aber im Trend. Immer mehr Menschen suchen Naturerlebnisse und Erholung auf dem Land. Insbesondere Familien mit Kindern, Jugendliche und SeniorInnen finden hier ein differenziertes Angebot im Bereich von Freizeit und Sport, Kultur u.v.m. Tourismus ist daher gerade für den ländlichen Raum Zukunftsthema und hat Entwicklungspotenzial.

Tourismus darf nicht als Allheilmittel verstanden werden. Strategische Planung und vernetztes Denken im Tourismus können aber zu mehr Wertschöpfung beitragen, neue Arbeitsplätze schaffen und die infrastrukturelle Grundversorgung und auch darüber hinausgehende Angebote besonders in strukturschwachen Gebieten finanzieren. Wie auch der Expertenbeirat im BMWFJ zur österreichischen Tourismusstrategie anregt, ist eine gesamthafte Betrachtung notwendig, um die komplexen wirtschafts-, verkehrs-, landwirtschafts- und umweltpolitischen Zusammenhänge im ländlichen Raum in all seiner Komplexität zu erfassen. Folgende Faktoren sind für eine gedeihliche Entwicklung des Tourismus im ländlichen Raum wichtig:

Grundlagen, Vernetzung und Kooperationen

Zu    einigen touristischen Segmenten wie beispielsweise dem Tages- und Ausflugstourismus, der insbesondere für ländliche Gebiete von großer Relevanz ist, fehlen konkrete Zahlen. Für eine strategische Planung ist eine umfassende Datenlage zum Wirtschaftsfaktor Tourismus im ländlichen Raum aber notwendig.

Ein   Vergleich der Gesetzeslagen in den einzelnen Bundesländern kann mögliche Potenziale einer Kooperation aufzeigen.

Die   Regionalität, Nachvollziehbarkeit und Authentizität der touristischen Produkte ist von großer Bedeutung. Die Bevölkerung der Region muss ins Boot geholt, Tourismus als Chance für die Region erkannt werden.

Bei   der Entwicklung von regionalen Tourismusstrategien bedarf es eines vernetzten und sektorenübergreifenden Ansatzes, um gemeindeübergreifende Zusammenarbeit zu ermöglichen. Insbesondere die Kooperation zwischen verschiedenen Regionen kann zur Bündelung der Kräfte beitragen, Konkurrenzdenken ablösen und Informationsaustausch ermöglichen.

Naturräume           und biologische Vielfalt haben erhebliche positive Auswirkungen auf das Wohlbefinden der Menschen und geben insbesondere Familien die Möglichkeit eines leistbaren, erholsamen und qualitativ hochwertigen Urlaubs im eigenen Land.

 

Arbeit und Beschäftigte

Im    ländlichen Raum wird der Tourismus hauptsächlich durch Klein- und Mittelbetriebe getragen. Sowohl die Beherbergungsbetriebe als auch Gastronomie, Kleingewerbe “ usw. sind dafür besonders relevant und daher entsprechend zu berücksichtigen.

Arbeitsplätze        im Tourismus sind oftmals Saisonarbeitsplätze mit den damit verbundenen Herausforderungen für Arbeitnehmer und Arbeitgeber, aber auch den Arbeitsmarkt. Ziel muss daher sein, Betriebe länger bzw. durchgehend offen zu halten und somit die ArbeitnehmerInnen auch länger zu beschäftigen. Dazu beitragen können Maßnahmen insbesondere im Verwaltungsbereich, im Förderwesen, bei der Infrastrukturgestaltung, bei sozialen Dienstleistungen wie Kinderbetreuungsangeboten, aber auch bei der Angebotsentwicklung.

 

Infrastruktur

Zur  zukunftsorientierten und nachhaltigen touristischen Entwicklung ländlicher Gebiete gehört die gute Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln, denn „ökologisches Anreisen“ und „ökologische Mobilität“ innerhalb der Region werden immer relevanter. Moderne und nachhaltige Verkehrsinfrastruktur und innovative, flexible Verkehrsdienstleistungen werden über Erfolg einer Tourismusdestination entscheiden.

Barrierefreiheit     ist auch für den Tourismus ein zentrales Kriterium. Bei Mobilitätsangeboten und bei touristischer Infrastruktur ist darauf zu achten, dass Menschen mit besonderen Bedürfnissen die angebotenen Leistungen ohne Einschränkungen in Anspruch nehmen können.

Die   Entwicklung im E-Tourismus zeigt, wie essenziell ein leistungsfähiges Internet - insbesondere für diese Branche - ist. Strategien, die den Ausbau und die flächendeckende Versorgung zum Ziel haben, sind zu begrüßen.

 

Tourismus und Landwirtschaft

Tourismus            und Landwirtschaft stehen in einem Naheverhältnis. Kooperation und Vernetzung trägt zur positiven Entwicklung beider Bereiche bei und kann die Beschäftigung im ländlichen Raum nachhaltig absichern und ausbauen.

 

Die bestehende Tourismusstrategie des Bundes erkennt die Bedeutung des ländlichen Raums für den Tourismus, die Schwerpunktsetzung auf Alpen und Flüsse und Seen zielt genau darauf ab. Dennoch gilt es, dem Auseinanderdriften der Entwicklung des Wachstums im städtischen und ländlichen Raum entgegenzuwirken.“

 

Der Tourismusausschuss hat den gegenständlichen Entschließungsantrag in seiner Sitzung am 19. Juni 2013 in Verhandlung genommen.Gemäß § 37 Absatz 2 der Geschäftsordnung des Nationalrates wurde Abgeordneter Stefan Markowitz den Verhandlungen mit beratender Stimme beigezogen. Berichterstatter im Ausschuss war Abgeordneter Erwin Preiner.


 

Bei der Abstimmung wurde der Entschließungsantrag 2352/A(E) der Abgeordneten Ing. Mag. Hubert Kuzdas, Gabriel Obernosterer, Mag. Roman Haider, Dr. Gabriela Moser, Gerhard Huber, Stefan Markowitz, Kolleginnen und Kollegen einstimmig beschlossen.

Als Ergebnis seiner Beratungen stellt der Tourismusausschuss somit den Antrag, der Nationalrat wolle die angeschlossene Entschließung annehmen.

Wien, 2013 06 19

                                  Erwin Preiner                                                               Mag. Roman Haider

                                   Berichterstatter                                                                           Obmann