51/J XXIV. GP
Eingelangt am 03.11.2008
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Anfrage
des Abgeordneten Vilimsky
und weiterer Abgeordneter
an die Bundesministerin für europäische und internationale Angelegenheiten
betreffend 250 Tage des Versagens
Das Ö1-Morgenjournal,
unter http://oe1 .orf.at/inforadio zu finden, berichtete am
3.11.2008 folgendes:
„Hat Österreich für die
Freilassung der Salzburger Geiseln Lösegeld
gezahlt und
wenn ja, dann wie viel? Eine algerische Tageszeitung schreibt, es seien
drei bis fünf
Millionen Euro
bezahlt worden. Allerdings, so schreibt die Zeitung, nicht von Öster-
reich, sondern von der Gaddafi-Stiftung des Sohnes des libyschen Präsidenten. Li-
byen war tatsächlich eines
jeder Länder, die von Wien um Hilfe ersucht worden
wa-
ren.
"Der libysch-malische Verrat"
Die Zeitung schreibt nicht, ob
Libyen irgendwelche Gegenleistungen von Österreich
erhalten hat. Unter der Schlagzeile "Der libysch-malische Verrat" ist
zu lesen, dass
Mali ebenfalls als Teil des Deals zwei Mitglieder in Maghreb aus malischer Haft
ent-
lassen habe. Darunter sei auch ein
algerischer Führer der Organisation,
der vor zwei
Monaten an der
algerisch-malischen Grenze verhaftet worden war.
Algerien protestiert
Verhandelt worden sei laut nicht genannten Quellen vom österreichschen
Sonderge-
sandten Anton
Prohaska mit dem malischen Konsul im saudischen Dschidda und
dem Bürgermeister
der malischen Hauptstadt Bamako. Laut der Zeitung soll Algerien
inzwischen durch seine Botschaften in Mali und Libyen protestiert haben. Das
nordaf-
rikanische
Land hatte bisher am meisten unter den Anschlägen der militanten Isla-
mistengruppen der AI Kaida zu leiden.
Mit dem
mutmaßlich bezahlten Lösegeld,
schreiben auch andere algerische Meiden,
könne die AI Kaida nun neue Waffen kaufen
und frische Rekruten anwerben."
Die Tageszeitung „Die Presse" vom 03.11.2008 berichtete:
„Der Preis der Freiheit
Das Außenamt bestreitet Lösegeldzahlungen - die Kosten liegen dennoch bei hun-
derttausenden Euro.
Wien (c.u.). Wie hoch der Aufwand für das Außenamt und
das Verteidigungsminis-
terium war, die zwei Sahara-Geiseln freizubekommen, ist noch nicht klar. Doch
allein
die Unterbringungs-, Transport- und Kommunikationskosten dürften beträchtlich
sein.
So war
Exbotschafter Anton Prohaska seit Ende März als Chefunterhändler in Mali.
Er wohnte die ganze Zeit über im Sofitel, einem gediegenen Hotel in der Hauptstadt
Bamako.
An seiner Seite arbeitete, mit Ausnahme der letzten
Tage, jeweils für ein paar Wo-
chen ein junger Diplomat. Das Heeresnachrichtenamt hatte über die
Monate hinweg
zwei bis vier
Mann vor Ort, in Wien tagte mit wechselnder Intensität regelmäßig ein
Krisenstab.
Dass Lösegeld gezahlt
wurde, streiten sowohl das Außenamt als auch das
Vertei-
digungsministerium
ab. Doch auch ohne Lösegeld dürfte die Geiselnahme dem
Steuerzahler ein paar hunderttausend Euro gekostet haben. Der Staat kann sich zwar einen Teil des Geldes von den Entführungsopfern
zurückholen, allerdings nur
einen sehr geringen Teil.
Kostenersatz auf 20.000 begrenzt
Das Konsulargebührengesetz
ermöglicht es, Regress zu fordern, wenn sich Touris-
ten grob
schuldhaft in Gefahr begeben haben. Darauf deutet im konkreten Fall eini-
ges hin. Vermutlich wurden Wolfgang Ebner und Andrea Kloiber in einem tunesi-
schen Sperrgebiet entführt, für das sie keine Reisegenehmigung hatten. Um ihre fi-
nanzielle Zukunft müssen sie wahrscheinlich trotzdem nicht bangen. Der Kostener-
satz ist laut Gesetz mit 20.000 Euro begrenzt."
Das Außenamt ist
verpflichtet, jedem Österreicher
beizustehen, der im Ausland in
Not gerät und sich nicht mehr selbst helfen kann.
In diesem
Zusammenhang richten die unterfertigten Abgeordneten an die Frau Bun-
desministerin europäische und internationale Angelegenheiten
nachstehende
Anfrage:
25.
Warum hat man sich auf einen Freilassungstermin in der Woche vor der
Nati-
onalratswahl geeinigt?
26.
Warum einigt man sich überhaupt auf einen Freilassungstermin
und versucht
nicht die Geiseln
sofort herauszubekommen?
27.
Wollten Sie die Freilassung unbedingt kurz vor der Wahl, um für die
National-
ratswahl eine
positive Stimmung erzeugen zu können?
33. Wenn ja, welche?
34. Wenn nein, halten Sie die 250 Tage für in Ordnung?
35. Halten sie 250 Tage in Geiselhaft für einen Verhandlungserfolg?
37. In welchen Städten hat sich Botschafter Prohaska aufgehalten?
38. Wie lange war Botschafter Prohaska in Bamako im Hotel untergebracht?
39.
Welche Kosten sind für die Unterbringung von Botschafter
Prohaska entstan-
den?
40. Unter welchem Titel
wurde Botschafter Prohaska für diese Aktion wieder he-
rangezogen?
41. Hatte Botschafter Prohaska einen speziellen Vertrag mit ihrem Ressort?
42. Wenn ja, wie hat dieser gelautet?
44. Welche sonstigen Vergütungen bekam Botschafter Prohaska?
45.
Wie viele Diplomaten waren mit Botschafter Prohaska in dieser Zeit vor
Ort ei-
gesetzt?
47. Was brachte der Krisenstab in ihrem Ressort?
48.
Warum wurde die Hilfe, welche Österreich im Rahmen
des EU-Gipfels von
anderen
EU-Staaten im März 2008 angeboten wurde, nicht angenommen?
49.
Warum wurde das Angebot Großbritanniens, so wie
dies aus englischen Dip-
lomatenkreisen zu
erfahren war, die Geiseln militärisch,
mittels Einsatz des
speziell für derartige
Unternehmen ausgebildete SAS (Special Air Service), zu
befreien im März 2008 abgelehnt?
52. Wen haben Sie dort getroffen?
53. Mit wem haben Sie dort verhandelt?
54. Was haben Sie dort wem zugesagt?
55.
Was hat Sie veranlasst, nach dieser Reise den Sohn der Geisel, Herrn
Bern-
hard Ebner, anzurufen?
56. Was haben Sie Herrn Bernhard Ebner dabei mitgeteilt?
57. Wie hoch waren die Kosten für diese Reise?