787/J XXIV. GP

Eingelangt am 28.01.2009
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Anfrage

der Abg. Mag. Unterreiner

und anderer Abgeordneter

 

an die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur

betreffend Musikerziehung und Begabtenförderung in Österreich

 

Im Regierungsprogramm der Bundesregierung Faymann, das insgesamt sehr bescheiden ausgefallen ist, wird im Kapitel Kultur u.a. die musische Ausbildung der Jugend auf eine sog. "Machbarkeitsstudie für ein Ausbildungsangebot im Bereich der

Popmusik" reduziert. 
 
Staatsoperndirektor Ioan Holender bemerkte etwa dazu sehr treffend: "Viel Geld für das Produzieren von Musik auszugeben und dafür immer weniger für die jungen Menschen, die das erlernen sollen, was später produziert wird, ist nicht nur sinnlos, sondern einfach dumm!" 
 
An diesem Beispiel manifestiert sich die derzeitige Situation unseres Bildungssystems. Durch eine fortgesetzte Reduzierung der humanistischen und damit musischen Fächer, also jener Unterrichtsfächer, die Grundbedürfnisse der Persönlichkeitsentwicklung  betreffen, werden nicht jene Grundlagen geschaffen, die junge Menschen in die Lage versetzen, eigene Begabungen weiter­zuentwickeln.
 
Die Musik etwa ist eine der großen identitätsstiftenden kulturellen Säulen des Kulturlands Österreichs. So hängt vom Angebot und der Qualität  der Musikschulen  wesentlich die Zukunft des Musiklandes Österreich ab. In Österreich wird diese Tatsache aber durch die Kunst- und Kulturpolitik des Bundes und etwa der Bundeshauptstadt Wien ignoriert. So muss man mit Sorge feststellen, dass gerade die "Weltmusikmetropole" und Bundeshauptstadt  Wien im Bereich der Musikerziehung in Musikschulen weit abgeschlagen, als Schlusslicht bei allen Vergleichs­daten rangiert. Während Niederösterreich für 1,5 Millionen Einwohner 152 Musikschulen, die mehr als 53.000 Schüler unterrichten, anbieten kann, gibt es in Wien nicht einmal eine Musikschule pro Bezirk, sondern lediglich 17 Musikschulen für das gesamte Bundesland. Für Wiens Jugendliche stehen nur 6.231 Plätze an Wiener Musikschulen zur Verfügung, wobei bereits die Singschulen mit eingerechnet sind. Auch Oberösterreich mit 1,4 Millionen Einwohnern unterrichtet in 67 Musikschulen 55.000 Kinder und wendet dafür jährlich 55 Millionen Euro auf. Die Bundeshauptstadt bescheidet sich dagegen  mit 19 Millionen Euro. 
 
Sachpolitisch ergeben sich in diesem Zusammenhang daher folgende, dringend zu setzenden Schwerpunkte:
 
1)     Die Schaffung einer "Koordinierungsgruppe Musikerziehung", der Vertreter aus allen Bundesländern sowie Vertreter maßgebender Musikinstitutionen (Staatsoper, Musikverein, Symphoniker, etc.) sowie der Konservatorien und Universitäten angehören. In Anbetracht der Tatsache, dass es zwischen den Bundesländern eklatante Unterschiede gibt, ist eine koordinierte Zusammen­arbeit zwischen allen verantwortlichen Ebenen und Ausbildungsstätten notwendig, um eine erfolgreiche Musikerziehung gewährleisten zu können.
2)     Einen Musikschulplatz für jedes Kind, das die Aufnahmeprüfung schafft.
3)     Die Bereitstellung von Musikinstrumenten für Kinder aus sozial schwachen Familien. 
4)     Die Sicherstellung von Begabtenförderungen. 
5)     Die verpflichtende musikalische Ausbildung für Kindergärtnerinnen sowie Volksschullehrer, die es ihnen ermöglicht, Kindern didaktisch den Zugang zur Musik zu ebnen. Dabei sollen praktizierende Künstler in den Unterricht mit eingebunden werden.
6)     Eine durchgehende musische und bildnerische Erziehung in allen
Schultypen.
7)     Die Wiederaufnahme des Projekts "Kinder musizieren für Kinder", das 1995 von der damaligen Ministerin Gehrer eingestellt wurde.
 
 
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher an die Frau Bundesminister für Unterricht, Kunst und Kultur folgende 
 
Anfrage:
 
1.      Warum wurde der Musikerziehung und Begabtenförderung im Bereich Musik im Regierungsprogramm kein eigenes Ziel- und Aufgabenkapitel für die laufende Legislaturperiode gewidmet?
 
2.      War die Musikerziehung und Begabtenförderung im Bereich Musik überhaupt Gegenstand der Regierungsverhandlungen?
 
3.      Wenn nein, warum nicht?
 
4.      Welche Maßnahmen und Schwerpunkte haben Sie, als zuständige Ressortministerin in der vergangenen Legislaturperiode für die Musikerziehung und Begabtenförderung im Bereich Musik gesetzt?
 
5.      Welche Maßnahmen und Schwerpunkte werden Sie, als zuständige Ressort­ministerin in der laufenden Legislaturperiode für die Musikerziehung und Begabten­förderung im Bereich Musik setzen? Werden Sie sich im Rahmen der Verhandlungen über die Budgetgesetze und Budgetbegleitgesetze 2009-2013 für eine Budgetsteigerung im Sinne einer nachhaltigen Filmwirtschaftsförderung einsetzen und was sind Ihre konkreten Budgetziele in diesem Zusammenhang?
 
6.      Werden Sie in der laufenden Legislaturperiode und den Budgets 2009-2013 die Schaffung einer "Koordinierungsgruppe Musikerziehung" forcieren, der Vertreter aus allen Bundesländern sowie Vertreter maßgebender Musikinstitutionen (Staatsoper, Musikverein, Symphoniker, etc.) sowie der Konservatorien und Universitäten angehören?
 
7.      Wenn nein, warum nicht?
 
8.      Werden Sie in der laufenden Legislaturperiode und den Budgets 2009-2013 eine koordinierte Zusammenarbeit zwischen allen verantwortlichen Ebenen und Ausbildungsstätten für Musikerziehung (Bildungssystem, Musikschulwesen, Hochschulen, Außerschulische Jugenderziehung, Erwachsenenbildung) sicherstellen, um in Österreich eine erfolgreiche Musikerziehung gewährleisten zu können?
 
9.      Wenn nein, warum nicht?
 
10. Werden Sie in der laufenden Legislaturperiode und den Budgets 2009-2013 sicherstellen, dass es im österreichischen Musikschulwesen das Angebot eines Musikschulplatz für jedes Kind gibt, das die Aufnahmeprüfung schafft?
 
11. Wenn nein, warum nicht?
 
12. Werden Sie in der laufenden Legislaturperiode und den Budgets 2009-2013 sicherstellen, dass es zu einer Bereitstellung von Musikinstrumenten für Kinder aus sozial schwachen Familien kommen wird?
 
13. Wenn nein, warum nicht?
 
14. Werden Sie in der laufenden Legislaturperiode und den Budgets 2009-2013 eine verpflichtende musikalische Ausbildung für Kindergärtnerinnen sowie Volksschullehrer sicherstellen, die es ihnen ermöglicht, Kindern didaktisch den Zugang zur Musik zu ebnen?
 
15. Wenn nein, warum nicht?
 
16. Werden Sie in der laufenden Legislaturperiode und den Budgets 2009-2013 sicherstellen, dass dabei praktizierende Künstler in den Unterricht mit eingebunden werden?
 
17. Wenn nein, warum nicht?
 
18. Werden Sie in der laufenden Legislaturperiode und den Budgets 2009-2013 sicherstellen, dass es eine durchgehende musische und bildnerische Erziehung in allen Schultypen gegen wird?
 
19. Wenn nein, warum nicht?
 
20. Werden Sie in der laufenden Legislaturperiode und den Budgets 2009-2013 sicher­stellen, dass es zu einer  Wiederaufnahme des Projekts "Kinder musizieren für Kinder", das 1995 von der damaligen Ministerin Gehrer eingestellt wurde, kommen wird?
 
21. Wenn nein, warum nicht?