2186/J XXIV. GP

Eingelangt am 26.05.2009
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ANFRAGE

 

des Abgeordneten Dr. Strutz, Mag. Stadler

Kolleginnen und Kollegen

an den Bundeskanzler

 

betreffend angeblicher Auslandsaufenthalt in Vougliameni, Griechenland

 

Wie den Printmedien des vergangenen Wochenendes zu entnehmen war, soll in einem pittoresken griechischen Dorf namens Vougliameni, 20 km südlich von Athen, vergangenen Freitag eine Armee von Sicherheitskräften aufmarschiert sein. Zweck dieses Aufmarsches soll eine diskrete Zusammenkunft „der Mächtigsten der Mächtigen“ (die 57. Bilderberg-Konferenz) gewesen sein.

Die Bilderberg-Konferenzen sind dem Vernehmen nach informelle private Treffen von einflussreichen Personen aus Politik, Wirtschaft, Militär, Gewerkschaften, Medien, Hochadel und Hochschulen. Für gewöhnlich nehmen rund 115 -130 Personen teil, von denen zwei Drittel aus Westeuropa und ein Drittel aus Nordamerika stammen. Etwa ein Drittel der geladenen Teilnehmer kommt aus Regierungen oder politischen Institutionen und zwei Drittel aus Finanzsektor, Industrie, Gewerkschaften, Hochschulen und Medien.

Die Konferenz wurde zum ersten Mal im Mai 1954 im Hotel de Bilderberg in Oosterbeek, Niederlande veranstaltet. Bei der Bilderberg-Gruppe (international auch als Bilderberg-Club bekannt) handelt es sich um keine formelle Organisation, es existieren weder Mitgliedschaft noch Gründungsvertrag.

Bilderberg-Konferenzen sind drei Tage andauernde informelle Gespräche. Dabei werden vor allem Probleme der Weltwirtschaft und der internationalen Beziehungen besprochen. Die Gespräche münden nicht in eine Abschlusserklärung und werden auch nicht im Wortlaut veröffentlicht. Nach jeder Konferenz bekommt jeder Teilnehmer, sowie all diejenigen, die je an einer Bilderberg-Konferenz teilgenommen haben, ein Protokoll des Treffens zugesandt. Diese Protokolle sind keine Wortprotokolle, sondern nur Zusammenfassungen der Besprechungen, in denen Aussagen niemals einem bestimmten Teilnehmer, sondern immer nur dessen Herkunftsland zugeordnet werden. Diese Papiere sind besonders vertraulich zu behandeln (Offizielle Erklärung).

Die letzten Konferenzen fanden in Versailles (2003), Stresa (2004), Rottach-Egern (2005), Ottawa (2006), Istanbul (2007), Chantilly (Virginia/USA) (2008) und Athen (2009) statt. Österreich selbst war bereits zweimal Veranstaltungsort der Bilderberg-Konferenz, so 1979 (27. bis 29. April im Grand Hotel Sauerhof in Baden bei Wien) und 1988 (3. bis 5. Juni im Interalpen-Hotel Tyrol in Telfs-Buchen). Als Vertreter Österreichs sollen in den letzten Jahren - will man nicht ausschließlich den offiziellen Teilnehmerlisten glauben - folgende Personen eingeladen worden sein:

 


1991 (Baden-Baden, Germany):

Peter Jankowitsh (ECC Integration)

Guido Schmidt-Chairi (Banker)

Unbestätigter Teilnehmer:

Franz Vranitzky (Chancellor)

 

1992 (Evian-les-Bains, France):

A - Peter Jankowitsch* Member of Parliament; Former Foreign Minister

A - Heinrich Neisser Chairman, Parliamentary Group of the Austrian People’s Party (OVP) in the Austrian National Assembly

A - Rudolph Scholten Federal Minister for Education and Culture

 

1993 (Vouliagmeni, near Athens, Greece):

A, Peter Jankowitsch; Chairman, Joint Parliamentary Committee Austria EC; Former Foreign Minister

A, Paul Lendvai; Director, Austrian International Radio

A, Franz Vranitzky; Federal Chancellor

 

1994 (Helsinki, Finnland):

(A) Peter Jankowitsch, ambassador to the OECD; former federal minister for foreign affairs.

(A) Max Kothbauer, deputy chairman, Creditanstalt-Bankverein.

Weiters anwesende Personen:

(…) Franz Vranitzky Austrian Federal President; (…)

 

1995: (Zürich, Schweiz):

Max Kothbauer, Dep Chair Creditanstalt Bankverein

Alexander Maculan, Chair Maculan Holdings AG

Franz Vranitsky - Federal Chancellor Austria

 

1996 (Toronto, Canada):

Kothbauer, Max (Austria) Deputy Chairman, Creditanstalt-Bankverein

Vranitzky, Franz (Austria) Federal Chancellor

 

1997 (Atlanta, USA):

A. Kothbauer, Max. Director of Companies.

A. Mitterbauer, Peter. Chairman, Miba AG

A. Vranitzky, Franz. Former Federal Chancellor.

 

1998 (Ayrshire, Scotland):

A - Puhringer, Othmar - Chairman of Managing Board, VA-Technologie AG

A - Randa, Gerhard - Chairman of the Managing Board, Bank of Austria

A - Vranitzky, Franz - Former Federal Chancellor

 

1999 (Sintra, Portugal):

A - Randa, Gerhard - CEO and Chairman, Bank Austria AG.

A - Schenz, Richard - CEO and Chairman of the Board, OMV AG

A - Scholten, Rudolf - Member of the Board of Executive Directors, Oesterreichische Kontrollbank AG.

A - Vranitzky, Franz - Former Federal Chancellor.

A - Zimmermann, Norbert - Chairman, Berndorf AG.

 

 

 

2000 (Brüssel, Belgien):

A, Hampel, Erich; Chairman, Creditanstalt-Bankverein

A, Petritsch, Wolfgang; The High Representative for Bosnia and Herzegovina; EU chief negotiator at the Kosovo peace talks in Rambouillet and Paris

A, Scholten, Rudolf; Member of the board of executive directors, Öesterreichische Kontrollbank AG

A, Vranitzky, Franz; Former Federal Chancellor

 

2001 (Stenungsund, Schweden):

A. Raidl, Claus J - CEO and Director, Böhler Uddeholm AG (steel)

A. Scholten, Rudolf, A. - Member of the Board of Executive Directors, Österreichische Kontrollbank AG

 

2002 (Chantilly/Virginia, USA):

A  Gusenbauer, Alfred - Member of Parliament; Chairman, Social Democratic Party

A  Randa, Gerhard - Chairman and CEO, Bank Austria AG

A  Vranitzky, Franz - Former Federal Chancellor

 

2003 (Versailles, Frankreich):

A - Becker, Erich - Chairman of the Managing Board and CEO, VA Technologie AG

A - Scholten, Rudolf - Member of the Board of Executive Directors, Oesterreichische Kontrollbank AG

A - Trumpel-Gugerell, Gertrude - Vice Governor, Central Bank of Austria

 

2004 (Stresa, Italien):

A - Scholten, Rudolf - Director, Österreichische Kontrollbank AG

 

2005 (Rottach-Egern, Deutschland):

A Bronner, Oscar Publisher and Editor, Der Standard

A Haselsteiner, Hans Peter CEO, Bauholding Strabag SE (Societas Europea)

A Scholten, Rudolf Member of the Board of Executive Directors, Oesterreichische Kontrollbank AG

 

2006 (Ottawa, Kanada):

A - Bartenstein, Martin  Minister of Economies and Labour

A - Bronner, Oscar  Publisher and Editor, Der Standard

A - Gusenbauer, Alfred  Parliamentary Leader SPÖ

A - Scholten, Rudolf  Member of the Board of Executive Directors, Österreichische Kontrollbank AG

 

2007 (Istanbul, Türkei):

A - Bartenstein, Martin  Minister of Economies and Labour

A - Bronner, Oscar  Publisher and Editor, Der Standard

A - Gusenbauer, Alfred  Parliamentary Leader SPÖ

A - Scholten, Rudolf  Member of the Board of Executive Directors, Österreichische Kontrollbank AG

 

2008 (Chantilly/Virginia, USA):

AUT "Bronner, Oscar" "Publisher and Editor, Der Standard"

AUT "Ederer, Brigitte" "CEO, Siemens AG Österreich"

AUT "Leitner, Wolfgang" "CEO, Andritz AG"

AUT "Scholten, Rudolf " "Member of the Board of Executive Directors, Oesterreichische Kontrollbank AG"

 


 

Der heurigen Teilnehmerliste kann man folgende Personen aus Österreich entnehmen:

 

Bundeskanzler Faymann ist zwar nicht der erste österreichische Bundeskanzler der zu einem derartigen Treffen eingeladen worden ist, dennoch ist in diesem Zusammenhang die Tatsache interessant, dass im Beobachtungszeitraum lediglich Bundeskanzler eingeladen wurden, welche aus dem nationalen, sozialdemokratischen Lager Österreichs stammen.

So war 16 Jahre vor ihm (übrigens ebenfalls in Vougliameni, 1993) schon sein sozialdemokratischer Vorvorvorgänger in diesem Amt, Dr. Franz Vranitzky, offiziell bekanntgegebener Teilnehmer an dieser Konferenz, die keine sein will.

Zitat aus dem heurigen „Press Release“ der Bilderberg Meetings:

„Bilderberg ist, kurz zusammengefasst, ein kleines, flexibles, informelles und inoffizielles internationales Forum in welchem verschiedene Gesichtspunkte vertreten werden können und in dem gegenseitiges Verständnis gefördert werden soll.“

So inoffiziell sind diese Treffen, dass der vormalige Bundeskanzler Dr. Gusenbauer als offiziell genannter Teilnehmer an der Bilderberger-Konferenz 2007 (Istanbul, Türkei) in seiner Anfragebeantwortung (1568AB, XXIII. GP) zwar die Tatsache seines Aufenthalts ebendort angab, aber verschämt weder einen Reisezweck noch begleitende Personen hierfür veröffentlichen wollte. Sein Ressortkollege, Wirtschaftsminister Dr. Bartenstein, bereits 2006 ein Gast der Bilderberger, war offener: in seiner Anfragebeantwortung (1546AB, XXIII. GP) wurde als Zweck seines Auslandsaufenthaltes von 31.5-3.6.2007 mit dem Ziel Istanbul schlicht „Bilderbergtreffen“ angegeben (Österreich war 2006 übrigens auch schon durch Dr. Gusenbauer vertreten, dieser wurde aber noch in seiner damaligen Funktion als “Member of Parliament; Chairman, Social Democratic Party“ genannt).

Die Organisatoren der Bilderberg-Konferenz achten aus gutem Grund gut darauf, ein parteipolitisches Gleichgewicht zu halten, denn „es kann nicht schaden, wenn Kontroversen auch im Rahmen [...] [dieser] Konferenz polar ausgetragen werden“. Für die jeweilige Zusammensetzung jedes Treffens, wird ein Gleichgewicht angestrebt, welches so gut wie möglich die vorherrschende Meinung des jeweiligen Landes zu den vorgegebenen Themen widerspiegelt.

An Hand dieser Informationen klärt sich aber zumindest teilweise, wie die Auslagen für die Durchführung der Bilderberg-Konferenzen gedeckt werden; diese setzen sich aus den Kosten für das Sekretariat sowie den Druckkosten für die nicht-öffentlichen Protokolle der einzelnen Konferenzen zusammen. Die Kosten für die jeweilige Bilderberg-Konferenz werden zudem behauptlich vom gastgebenden Land getragen, die Anreise von jedem Teilnehmer selbst, ebenso die Verpflegung; private Stiftungen, welche der Gruppe angeblich zur Verfügung gestellt werden, dürften die jährlichen Planungen erheblich erleichtern. Offensichtlich lassen unsere Politiker die ihnen entstandenen Kosten über die ihnen anvertrauten Budgetgelder abrechnen.

Die strenge Geheimhaltung der Gesprächsthemen der Konferenzen lieferte häufig Stoff für Verschwörungstheorien:

·         So behauptet der amerikanische Verschwörungstheoretiker Des Griffin in seinem Buch „Die Herrscher – Luzifers fünfte Kolonne“, die Bilderberger strebten eine „Weltdiktatur” im Sinne einer Neuen Weltordnung an und würden ihre diesbezüglichen Pläne „erbarmungslos weiterentwickeln”.

·         Die Ölkrise 1973, mit der angeblich Währung und Wirtschaft der USA gestützt werden sollten; die künstliche Verknappung des Rohöls soll auf der Konferenz von 1973 in Saltsjöbaden beschlossen worden sein.

·         Die Deutsche Wiedervereinigung von 1990; angeblich "beschlossen" auf der Konferenz 1988 in Telfs-Buchen, zu der auch der damalige Kanzler Helmut Kohl eingeladen worden war.

·         Den Irakkrieg von 2003, der dadurch ermöglicht worden sei, dass die nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 ursprünglich Osama bin Laden geltende Aggression der westlichen Welt gezielt auf den insofern unbeteiligten irakischen Diktator Saddam Hussein umgelenkt wurde.

Der belgische Soziologe Geoffrey Geuens von der Université de Liège widmete den Bilderbergern ebenfalls ein Kapitel in einem seiner Bücher. Obwohl Geuens die zwanghafte Geheimhaltung der Bilderberger missbilligt, schließt er sich keiner Verschwörungstheorie an. Er benutzt das Beispiel der Bilderberger, um aufzuzeigen, wie Macht funktioniert und welche engen Beziehungen zwischen Politik, Wirtschaft und den Medien bestehen.

Diese enge Verflechtung ist auch Grund für die vorliegende Anfrage, denn mit der Machtergreifung der Sozialisten sitzen offenbar wieder die Freimaurer an Schlüsselstellen der Republik. In einer Demokratie müssen Entscheidungen aber transparent und öffentlich getroffen werden. Vom Steuerzahler finanzierte Geheimtreffen selbsternannter Eliten, wie Faymanns Bilderberg-Konferenz, lehnen die unterzeichneten Abgeordneten ab und richten daher an den Bundeskanzler nachstehende

Anfrage

 

1.      Wo (geographisch-physisch) haben Sie sich im Zeitraum von 14. bis 17. Mai 2009 aufgehalten?

2.      Für den Fall, dass Sie sich in der fraglichen Zeit nicht auf österreichischem Staats­gebiet aufgehalten haben: Wann haben Sie wem gegenüber diesen Auslandsauf­enthalt bekannt gegeben?

3.      Wer war im Fall eines Auslandsaufenthaltes in der fraglichen Zeit mit Ihrer Vertretung als Bundeskanzler betraut? Falls niemand, warum gab es keine Vertretungsregelung?

4.      Medienberichten zufolge sollen Sie sich in der fraglichen Zeit unter anderem in Vougliameni (Griechenland), aufgehalten haben; entsprechen diese Berichte den Tatsachen? Wenn ja, war dies eine offizielle Dienstreise?

5.      Medienberichten zufolge sollen Sie in der fraglichen Zeit an einer sogenannten „Bilderberg-Konferenz“ teilgenommen haben; entsprechen diese Berichte den Tatsachen? Wenn ja, in welcher Funktion haben sie an diesem Treffen teilgenommen?

6.      Wie erklären Sie die Tatsache, dass Ihr Name und Ihre derzeitige öffentliche Funktion auf der offiziell veröffentlichten Teilnehmerliste des 57. Bilderberg-Treffens aufscheint?

7.      Wurde Ihre Teilnahme an diesem Treffen vom österreichischen Steuerzahler oder von privaten Sponsoren finanziert? Wenn letzterer Fall zu bejahen ist, von welchen und in welcher Höhe?

8.      Was können Sie den österreichischen Wählerinnen und Wählern über die konkreten Ergebnisse dieses Treffens für Österreich und seine Bürger berichten? Wenn nichts, warum nicht?

9.      Haben Sie versprochen Stillschweigen über die Vorkommnisse anlässlich des gegenständlichen Treffens zu bewahren? Wenn ja, wem gegenüber?

10. Entspricht es Ihrem Verständnis von repräsentativer Demokratie, wenn Sie sich jemand anderem als Ihren österreichischen Wählern verpflichtet fühlen? Wären Sie bejahendenfalls bereit, Ihr konkretes Verständnis von repräsentativer Demokratie näher zu erläutern und wie lautet dieses?

11. Entspricht es Ihrem Verständnis von repräsentativer Demokratie, wenn eine selbsternannte Elite versteckt und über die Köpfe der Menschen hinweg, über das Schicksal der Welt berät?

12. Sind die Bilderberger Ihrer Ansicht nach mit einer Freimaurerloge vergleichbar? Wenn ja, woher kennen Sie den Unterschied?

13.  Ist die Teilnahme an einem solchen geheimen Treffen Ihrer Ansicht nach mit der Position eines österreichischen Bundeskanzlers vereinbar? Wenn ja, warum?

 

Wien, den