2629/J XXIV. GP

Eingelangt am 07.07.2009
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ANFRAGE

 

des Abgeordneten Walser, Freundinnen und Freunde

 

an die Bundesministerin  für Unterricht, Kunst und Kultur

 

betreffend Klassenwiederholungen und SchulabbrecherInnen

 

Jährlich erreichen 48.000 SchülerInnen das Schuljahr das Klassenziel nicht und haben ein oder mehr „Nicht-genügend“ in ihrem Jahreszeugnis.

Trotz der Aufstiegsklausel und der Möglichkeit einer Nachprüfung sind jährlich 41.000 nicht zum Aufsteigen in die nächste Schulstufe berechtigt. Nur ein Teil dieser SchülerInnen wiederholt das Schuljahr tatsächlich.  Viele wechseln auch in eine Schulform mit einem niedrigeren Bildungsziel, etwa von einer BHS in ein BMS oder von der AHS in die Hauptschule. Das bedeutet, dass jährlich mehrere Tausend SchülerInnen die Schule mit einem oder mehr „Nicht genügend“ im Zeugnis verlassen.

 

Das System der Ziffernnoten erweist sich bei näherer Untersuchung als problematisch und nicht immer geeignet, um verlässlich, nachvollziehbar und gerecht die Leistungen von SchülerInnen zu dokumentieren. Schulversuche mit alternativen Beurteilungsformen sowie der Leistungsdokumentation sind oft nachvollziehbarer und haben zusätzlich motivierenden Charakter. In diesem Sinne ist die Entwicklung von Standards für die Leistungsbeurteilung voranzutreiben, damit über den Bildungsstand von SchülerInnen überall in Österreich Auskunft gegeben werden kann.

 

Vor allem für SchülerInnen mit negativem Pflichtschulabschluss ist der Weg in die

Beschäftigungslosigkeit fast vorprogrammiert. Der Wiedereinstieg in eine Bildungseinrichtung durch Angebote wie das Nachholen des Hauptschulabschlusses und der Einstieg in eine (integrative) Berufsausbildung fällt dieser Gruppe besonders schwer. Aber auch SchulabbrecherInnen höherer Schulen sind ohne positives Abschlusszeugnis am Arbeitsmarkt stark benachteiligt.

 

Ziel der Bildungspolitik muss es sein, möglichst vielen Menschen eine möglichst hohe Bildung zukommen zu lassen. Die Alternative des Aufstiegs mit einem „Nicht genügend“ hat sich in der Vergangenheit offensichtlich nicht als geeignetes Mittel erwiesen, SchülerInnen länger in der Schule zu halten und mehr Jugendlichen den Abschluss einer höheren Schule zu ermöglichen. Es bedarf dringend eine besseren Berufsberatung in Schulen, um Jugendlichen die Entscheidung für den weiteren Bildungsweg zu erleichtern. Weiters benötigen wir auch an höheren Schulen Stütz- und FörderlehrerInnen, die während des gesamten Schuljahres zur Verfügung stehen und so frühzeitig Förderung anbieten können.

 

 

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

 

 

ANFRAGE:

 

  1. Wie viele SchülerInnen haben in den Schuljahren 2005/06, 2006/07 und 2007/08 das Schuljahr mit einem negativen Abschlusszeugnis verlassen? Wie viele davon haben die Schulstufe im darauffolgenden Jahr wiederholt? Bitte nach Schulstufe,  Schulformen und Bundesländern aufschlüsseln.

 

  1. Wie hat sich die Zahl der SchülerInnen, die nicht aufstiegsberechtigt sind, seit dem Jahr 1980 entwickelt? Bitte Schuljahre einzeln und in absoluten Zahlen sowie in Prozent der SchülerInnen angeben.

 

  1. Wie hat sich die Zahl der RepetentInnen seit dem Jahr 1980 entwickelt? Bitte Schuljahre einzeln und in absoluten Zahlen sowie in Prozent der SchülerInnen angeben.

 

  1. Wie hat sich die Einführung des Frühwarnsystems auf die Zahl der SchülerInnen, die nicht aufstiegsberechtigt sind, ausgewirkt?

 

  1. Wie hat sich die Einführung des Frühwarnsystems auf die Zahl der RepetentInnen ausgewirkt?

 

  1. Wie hat sich die Einführung der sogenannten Aufstiegsklausel auf die Zahl der SchülerInnen, die nicht aufstiegsberechtigt sind, ausgewirkt?

 

  1. Wie hat sich die Einführung der sogenannten Aufstiegsklausel auf die Zahl der RepetentInnen ausgewirkt?

 

  1. Welche Auswirkungen hatte die Einführung von Q-SYS auf das Qualitätsmanagement an HTLs?

 

  1. Ist die Einführung von Q-SYS auch an anderen Schulformen geplant, wenn ja welchen?

 

  1. Wie stehen Sie zur Einführung alternativer Beurteilungsformen und Leistungsdokumentation?

 

  1. Planen Sie die Einführung von Bildungsstandards auf allen Schulstufen und in allen Schulformen, um eine einheitliche Basis für die Leistungsbeurteilung zu gewährleisten?

 

  1. Wie viele Jugendliche haben in den Schuljahren 2005/06, 2006/07 und 2007/08 den Pflichtschulabschluss extern nachgeholt?

 

  1. Wie viele Jugendliche haben in den Schuljahren 2005/06, 2006/07 und 2007/08 die Reifeprüfung extern nachgeholt?

 

  1. Wie viele Studierende haben in den Jahren 2006, 2007 und 2008 eine Studienberechtigungsprüfung abgelegt?

 

  1. Wie viele Jugendliche ohne positiven Pflichtschulabschluss befanden sich in den Jahren 2006, 2007 und 2008 in Schulungsmaßnahmen des AMS?

 

  1. Wie viele Jugendliche ohne positiven Pflichtschulabschluss konnten in den Jahren 2006, 2007 und 2008 auf Lehrstellen vermittelt werden? Wie viele davon befinden sich in integrativer Berufsausbildung?

 

  1. Welche Alternativen zum Aufsteigen mit „Nicht genügend“ könnten Ihrer Meinung nach die Zahl der AbsolventInnen mittlerer und höherer Schulen steigern?

 

  1. Welche Maßnahmen werden Sie setzen, um die Zahl der SchulabbrecherInnen deutlich zu vermindern?

 

  1. Welche Maßnahmen planen Sie, um mehr Jugendlichen den Abschluss einer mittleren oder höheren Schule zu ermöglichen?

 

  1. Gibt es Bestrebungen Ihres Ressorts die Förderung von SchülerInnen an mittleren und höheren Schulen auszubauen? Wenn ja, welche? Wenn nein, warum nicht?