2661/J XXIV. GP

Eingelangt am 09.07.2009
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ANFRAGE

des Abgeordneten Lausch, Villimsky

und weiterer Abgeordneter

 

an die Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie

betreffend Diebstahl von Erdungskabeln in Süßenbrunn

 

Am 10. 6. 2009 erschien in der Tageszeitung „Kurier“ folgender Artikel bezüglich des Diebstahls von Erdungskabeln der ÖBB:

„Es war nur eine Frage der Zeit, bis so etwas passiert. Im Stellwerk der ÖBB in Süßenbrunn schlug der Blitz ein und schleuderte die Bundesbahn auf den Strecken in Richtung Wien-Leopoldau, Gänserndorf und Mistelbach zurück in die Mitte des vorigen Jahrhunderts. Der Blitz ließ die Steuerungsanlagen der ÖBB und zahllose Kabel verschmoren. Die katastrophale Folge: Jedes Signal, jede Weiche muss derzeit per Hand bedient werden, die Lokführer müssen auf Sicht fahren. Seit Tagen stöhnen Bahnpendler über Verspätungen, der Informationsfluss der ÖBB war suboptimal. Die Schadensbehebung wird Monate dauern.

 

Buntmetall

 

Bahn-Insider wundert die Katastrophe nicht. Sie rechneten seit geraumer Zeit damit. Es war nur eine Frage des Wo und Wann. Denn seit Jahren sind die ÖBB das "Materiallager" für Buntmetalldiebe aus Osteuropa. Mit Bolzenschneidern kappen sie nahezu zu jeder Tages- und Nachtzeit die dicken - und damit schweren - Kupferkabel, mit denen Gleisanlagen, Oberleitungen, Treibstoff- und Gas-Waggons geerdet sind, und verkaufen sie zu sehr guten Preisen auf dem Schwarzmarkt. In Süßenbrunn wurde das Erdungskabel eines Strommasten gestohlen - so konnte der Blitz weitaus stärker einfahren.

 

 

Einige Zeit lang versuchten die ÖBB, fehlende Erdungskabel umgehend zu ersetzen, inzwischen hat man diesen aussichtslosen Kampf gegen die Kabeldiebe jedoch weitgehend aufgegeben. "Durch die fehlenden Erdungskabel können die Folgen von Blitzeinschlägen nicht mehr abgeschätzt werden", so ein Bundesbahner.

 

ÖBB-Pressesprecher Herbert Ofner ist derzeit nicht in der Lage, die mit dem Neubau des Stellwerkes Süßenbrunn verbundenen exorbitant hohen Kosten abzuschätzen: "Liegen die Anbote vor, dann müssen die erst den Aufsichtsrat passieren."

 

Die ÖBB versuchen, die Auswirkungen des ausgefallenen Stellwerks - nur ein Gleis statt der üblichen drei stehen zur Verfügung - geringzuhalten. Zwischen Leopoldau und Gerasdorf ist mit bis zu zehn Minuten Verspätung zu rechnen, zwischen Süßenbrunn und Stadlau wurde der Bahnverkehr eingestellt, die S-Bahnzüge von Wien nach Wolkersdorf fallen aus. Alle Züge der Nordbahn werden über Meidling- Wien-Mitte-Floridsdorf umgeleitet, was 30 Minuten Verspätung bedeutet.“

 

In diesem Zusammenhang richten die unterfertigten Abgeordneten an die Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie folgende

 

 

Anfrage:

 

 

1)     Warum erfolgte die Presseaussendung der ÖBB zum Ausfall des Stellwerks Süßenbrunn erste eine Woche nach dem Ereignis, erst nach massiven Beschwerden von Reisenden in Tageszeitungen?

 

2)     Seit wann ist der ÖBB-Führung das Problem des Buntmetalldiebstahls (Erdungskabel) bekannt?

 

3)     In welchen Bahnhöfen und Streckenabschnitten wurde neben Süßenbrunn noch Buntmetalldiebstahl festgestellt?

 

4)     Wie und in welchem Zeitraum nach Bekanntwerden des Diebstahls wurde darauf reagiert?

 

5)     War den ÖBB bekannt, dass in Süßenbrunn die Erdungskabel fehlten, wenn ja, seit wann?

 

6)     Besteht auf Streckenabschnitten mit fehlenden Erdungskabeln Lebensgefahr beim Verlassen isoliert stehender Schienenfahrzeuge?

 

7)     Gab es aufgrund fehlender Erdungskabel bereits lebensgefährliche Situationen für ÖBB-Personal bzw. für Reisende?

 

8)     Was haben die ÖBB unternommen, um das Fehlen von Erdungskabeln festzustellen?

 

9)     Was haben die ÖBB unternommen, um Erdungskabel zu ersetzen?

 

10) Welche direkten und indirekten Kosten, z.B. durch Neubau, Umleitungsverkehr, Verspätungen und Disposition, ergeben sich durch den Ausfall des Stellwerkes Süßenbrunn?

 

11) Wann werden die durch den Blitzschlag verursachten Schäden im Bereich des Stellwerkes Süßenbrunn zumindest provisorisch so behoben sein, dass für die Pendler und Bahnreisenden der betroffenen Strecken keinerlei Verspätungen und andere negative Auswirkungen zu spüren sind?

 

12) Bis wann werden sämtliche durch den Blitzschlag verursachten Schäden im Bereich des Stellwerkes Süßenbrunn behoben sein?