2794/J XXIV. GP

Eingelangt am 10.07.2009
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Anfrage

 

des Abgeordneten Mag. Roman Haider

und weiterer Abgeordneter

 

an die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur

 

betreffend Schaffung eines Bundesministeriums für Kultur, Sport und Tourismus

 

Unser Heimatland Österreich ist vor allem durch fünf identitätsstiftende Standortfaktoren geprägt: Kunst und Kultur, Medien, Sport und Tourismus. Obwohl diese fünf Standortfaktoren über alle politischen Lager hinweg als unbestritten anerkannt werden, hat es bisher noch keine österreichische Bundesregierung zu Stande gebracht, Synergien zwischen ihnen zu schaffen.

 

Demgegenüber haben Wissenschafter aus unterschiedlichen Ländern diese Bündelung schön längst als notwendig erkannt:

 

„Kunst ist ein deutsches Wort. Bereits im Althochdeutschen lautete es kunst (Plural kunsti), im Mittelhochdeutschen kunst Pl. künste. Ursprünglich ist kunst ein Substantivabstraktum zum Verbum können mit der Bedeutung "das, was man beherrscht; Kenntnis, Wissen, Lehre, Meisterschaft". Die Redewendung „Kunst kommt von Können“ ist also etymologisch, dem Wortursprung nach, richtig.“(Wikipeda)

„Das Wort „Kultur“ ist aus lateinisch colere („pflegen“, „urbar machen“, „ausbilden“, vgl. auch „Kolonie“) abgeleitet und eine Eindeutschung von lat. cultura. Es ist in der deutschen Sprache seit Ende des 17. Jahrhunderts belegt und bezeichnet hier von Anfang an sowohl die Bodenbewirtschaftung als auch die „Pflege der geistigen Güter“. Im 20. Jahrhundert wird mit französisierender Endung kulturell als Adjektiv gebräuchlich. Etymologisch entstammt das lat. colere der indogermanischen Wurzel kuel- für „[sich] drehen, [sich] wenden“, so dass die ursprüngliche Bedeutung wohl im Sinne von „emsig beschäftigt sein“ zu suchen ist.“ (Wikipeda)

 

Medien und Kultur stehen in Wechselbeziehung: Kommunikationsmedien überliefern Werte und Normen einer Kultur, Kultur liefert Medieninhalte (Tradierung, Diskurs). Durch den massiven Einsatz und großen Stellenwert, welche die Kommunikationsmedien heute einnehmen, können Kultur und Medium nicht voneinander getrennt werden. Durch die globale Vernetzung können Normen und Werte nicht mehr auf einen bestimmten Teil der Erde beschränkt werden. Es entwickeln sich Kulturen der jeweiligen Mediennutzer.

"Unsere Sprachen sind unsere Medien. Unsere Medien sind unsere Metaphern. Unsere Metaphern schaffen den Inhalt unserer Kultur."    
(Neil Postman)

"Sport" ist ein kulturelles Tätigkeitsfeld, in dem Menschen sich freiwillig in eine wirkliche oder auch nur vorgestellte Beziehung zu anderen Menschen begeben mit der bewussten Absicht, ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten insbesondere im Gebiet der Bewegungskunst zu entwickeln und sich mit diesen anderen Menschen nach selbstgesetzten oder übernommenen Regeln zu vergleichen, ohne sie oder sich selbst schädigen zu wollen.“ (Prof.Tietmann, Universität Hamburg)

 

„Tourismus ist die Gesamtheit der Beziehungen und Erscheinungen, die sich aus der Reise und dem Aufenthalt von Personen ergeben, für die der Aufenthaltsort weder hauptsächlicher und dauernder Wohn- noch Arbeitsort ist.“(Tourismuswissenschafter Claude Kaspar, Schweiz)

 

Aber auch die derzeitige Bundesregierung trägt dieser Tatsache nicht Rechnung, sondern tradiert eine unsinnige Kompetenz- und Ressourcenzersplitterung, anstatt Kunst, Kultur, Medien, Sport und Tourismus in einem eigenen „Österreichministerium“ zu vereinigen.

 

Die unterfertigen Abgeordneten stellen daher an die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur folgende

 

Anfrage

 

 

1.     Wie stehen Sie als ressortzuständige Bundesministerin für Kunst und Kultur einer Zusammenfassung der identitätsstiftenden Standortfaktoren Kunst und Kultur, Medien, Sport und Tourismus in einem eigenen Bundesministerium grundsätzlich gegenüber?

 

2.     Haben Sie oder Ihr Ressort sich in den Verhandlungen zum Arbeitsprogramm der neuen Bundesregierung und der Ressortverteilung seinerzeit dafür eingesetzt, dass die fünf identitätstiftenden Standortfaktoren Kunst und Kultur, Medien, Sport und Tourismus ressortmäßig in einem so genannten „Österreichministerium“ zusammengefasst werden?

 

3.     Wenn ja, warum haben Sie in Ihrer eigenen Fraktion bzw. beim Koalitionspartner keine Akzeptanz für diese Idee finden können?

 

4.     Wenn nein, warum haben Sie gegenüber Ihrer eigenen Fraktion bzw. beim Koalitionspartner diese Idee nicht vertreten?

 

5.     Gibt es bei Ihnen Überlegungen, die identitätstiftenden Standortfaktoren Kunst und Kultur, Medien, Sport und Tourismus in einem neuen Bundesministeriengesetz besser zu verankern?

 

6.     Wenn nein, warum nicht ?

 

7.     Haben Sie oder Ihr Ressort in den Verhandlungen zum Arbeitsprogramm der neuen Bundesregierung und der Ressortverteilung Planrechnungen anstellen lassen, die im Zusammenhang mit der Zusammenfassung der fünf identitätstiftenden Standortfaktoren Kunst und Kultur, Medien, Sport und Tourismus  in einem so genannten „Österreichministerium“ mögliche Budgetoptimierungspotentiale weg von der Verwaltung und hin zur Förderung dargestellt haben ?

 

8.     Wenn ja, welche Ergebnisse haben diese Planrechnungen für die Budgets 2009-2013 ergeben?

 

9.     Welche Einsparungen haben sich insbesondere im Verwaltungsbereich für die Budgets 2009-2013 ergeben?

 

10. Wenn nein, warum haben Sie als ressortverantwortliche Bundesministerin für Kunst und Kultur keine solche Planrechnungen anstellen lassen?