Eingelangt am 13.07.2009
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ANFRAGE
der Abgeordneten Korun, Freundinnen
und Freunde
an die Bundesministerin für
Unterricht, Kunst und Kultur
betreffend Intelligenztestungen von
Kindern nicht deutscher Erstsprache im österreichischen Schulwesen
Faktum ist, dass öfter zu
Intelligenztestungen von Kindern nicht deutscher Erstsprache gegriffen wird,
wenn die Deutschsprachkenntnisse dieser Kinder nicht ausreichend sind oder von
PädagogInnen als nicht ausreichend eingeschätzt werden oder dieser
Umstand auf eine geringe Intelligenz zurückgeführt wird. In den
vergangenen Jahren wurde vielen Kindern mit anderen Erstsprachen als Deutsch aufgrund
von Intelligenztests, die in Deutsch abgehalten wurden, ein
sonderpädagogischer Förderbedarf zugeschrieben und Kinder als Folge
dieser Intelligenztestungen in „Sonderschulklassen“ zugewiesen.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende
ANFRAGE:
- Ist Ihnen die Problematik im Schulwesen
bewusst, dass Kinder nicht deutscher Erstsprache angesichts mangelnder
Deutschsprachkenntnisse öfter zu Intelligenztestungen geschickt oder
diese ihnen nahegelegt werden?
- Ist Ihnen die Problematik bewusst, dass diese Gruppe von
Kindern Intelligenztests auf Deutsch unterzogen werden, obwohl ihre
Deutschkenntnisse oft nicht ausreichend sind, weshalb sie die Fragen des
deutschsprachigen Intelligenztests auch nicht verstehen können?
- Wenn ja, was wollen Sie gegen diese Missstände
unternehmen, damit es, wenn es zu Intelligenztestungen kommt, zu keiner
sprachlichen und/oder kulturellen Benachteiligung von getesteten Kindern
durch sprachliche und/oder kulturelle Nicht-Neutralität von
Intelligenztestungen kommt?
- Im Unterrichtsausschuss am 2.4.2009 haben Sie die
diesbezügliche Frage der Grünen damit beantwortet, dass Sie
sagten, Intelligenztestungen seien nicht Pflicht. Nachdem diese aber
trotzdem stattfinden und als Entscheidungsgrundlage für Vorliegen
eines sonderpädagogischen Sonderbedarfs herangezogen werden: wie
wollen Sie diese faktische Entscheidungsgrundlage in unserem Schulsystem
auf bessere Beine stellen?
- An der Test- und Beratungsstelle der Fakultät
für Psychologie der Universität Wien findet derzeit ein
Pilotprojekt statt, in dem zweisprachige Intelligenztestungen stattfinden
und für einen häufig eingesetzten österreichischen
Intelligenztest eine türkischsprachige Version entwickelt wurde, um
eine faire Schul- und Laufbahnberatung für Kinder und Jugendliche mit
Türkisch als Erstsprache zu gewährleisten. Die Test- und
Beratungsstelle hat vor mehreren Monaten um finanzielle Unterstützung
dieses Projekts ersucht, das nach entsprechenden positiven Erfahrungen und
einer Evaluierung im Rahmen der regulären schulpsychologischen
Beratung Anwendung finden könnte. Wie stehen Sie zu den Inhalten und
den Vorhaben dieses Projekts?
- Werden Sie dieses innovative Projekt mit Mitteln aus Ihrem
Ressort fördern?
Wenn ja, ab wann und in welchem
Ausmaß?
Wenn nein, warum nicht und
fördern Sie statt dessen ein ähnliches, alternatives Projekt oder
Projekte?
- Welche konkreten Maßnahmen planen Sie zur
Verhinderung der Abschiebung von Kindern mit mangelnden Deutschkenntnissen
in Schulen mit sonderpädagogischem Förderbedarf?
- Welche konkreten Maßnahmen planen Sie zur
Herstellung von gelebter Chancengleichheit für Kinder nicht deutscher
Erstsprache?
- Wie viel zusätzliche Mittel sollen 2010 in
Muttersprachenunterricht, wie viel in Deutschförderunterricht
fließen?
- Planen Sie konkrete Maßnahmen, um mehr Kinder mit
anderer Erstsprache als Deutsch in allgemein bildende höhere Schulen
und berufsbildende höhere Schulen zu bringen angesichts der Tatsache,
dass der Anteil von SchülerInnen nicht deutscher Erstsprache in der
Hauptschule überproportional hoch und jener in den AHS und BHS
unterdurchschnittlich ist? Und wenn ja, konkret welche?