2837/J XXIV. GP

Eingelangt am 13.07.2009
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ANFRAGE

 

 

der Abgeordneten Korun, Freundinnen und Freunde

 

an die Bundesministerin  für Unterricht, Kunst und Kultur

 

betreffend Intelligenztestungen von Kindern nicht deutscher Erstsprache im österreichischen Schulwesen

 

 

Faktum ist, dass öfter zu Intelligenztestungen von Kindern nicht deutscher Erstsprache gegriffen wird, wenn die Deutschsprachkenntnisse dieser Kinder nicht ausreichend sind oder von PädagogInnen als nicht ausreichend eingeschätzt werden oder dieser Umstand auf eine geringe Intelligenz zurückgeführt wird. In den vergangenen Jahren wurde vielen Kindern mit anderen Erstsprachen als Deutsch aufgrund von Intelligenztests, die in Deutsch abgehalten wurden, ein sonderpädagogischer Förderbedarf zugeschrieben und Kinder als Folge dieser Intelligenztestungen in „Sonderschulklassen“ zugewiesen.

 

 

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

 

 

ANFRAGE:

 

  1. Ist Ihnen die Problematik im Schulwesen bewusst, dass Kinder nicht deutscher Erstsprache angesichts mangelnder Deutschsprachkenntnisse öfter zu Intelligenztestungen geschickt oder diese ihnen nahegelegt werden?

 

  1. Ist Ihnen die Problematik bewusst, dass diese Gruppe von Kindern Intelligenztests auf Deutsch unterzogen werden, obwohl ihre Deutschkenntnisse oft nicht ausreichend sind, weshalb sie die Fragen des deutschsprachigen Intelligenztests auch nicht verstehen können?

 

  1. Wenn ja, was wollen Sie gegen diese Missstände unternehmen, damit es, wenn es zu Intelligenztestungen kommt, zu keiner sprachlichen und/oder kulturellen Benachteiligung von getesteten Kindern durch sprachliche und/oder kulturelle Nicht-Neutralität von Intelligenztestungen kommt?

 

  1. Im Unterrichtsausschuss am 2.4.2009 haben Sie die diesbezügliche Frage der Grünen damit beantwortet, dass Sie sagten, Intelligenztestungen seien nicht Pflicht. Nachdem diese aber trotzdem stattfinden und als Entscheidungsgrundlage für Vorliegen eines sonderpädagogischen Sonderbedarfs herangezogen werden: wie wollen Sie diese faktische Entscheidungsgrundlage in unserem Schulsystem auf bessere Beine stellen?

 

  1. An der Test- und Beratungsstelle der Fakultät für Psychologie der Universität Wien findet derzeit ein Pilotprojekt statt, in dem zweisprachige Intelligenztestungen stattfinden und für einen häufig eingesetzten österreichischen Intelligenztest eine türkischsprachige Version entwickelt wurde, um eine faire Schul- und Laufbahnberatung für Kinder und Jugendliche mit Türkisch als Erstsprache zu gewährleisten. Die Test- und Beratungsstelle hat vor mehreren Monaten um finanzielle Unterstützung dieses Projekts ersucht, das nach entsprechenden positiven Erfahrungen und einer Evaluierung im Rahmen der regulären schulpsychologischen Beratung Anwendung finden könnte. Wie stehen Sie zu den Inhalten und den Vorhaben dieses Projekts?

 

  1. Werden Sie dieses innovative Projekt mit Mitteln aus Ihrem Ressort fördern?

Wenn ja, ab wann und in welchem Ausmaß?

Wenn nein, warum nicht und fördern Sie statt dessen ein ähnliches, alternatives Projekt oder Projekte?

 

  1. Welche konkreten Maßnahmen planen Sie zur Verhinderung der Abschiebung von Kindern mit mangelnden Deutschkenntnissen in Schulen mit sonderpädagogischem Förderbedarf?

 

  1. Welche konkreten Maßnahmen planen Sie zur Herstellung von gelebter Chancengleichheit für Kinder nicht deutscher Erstsprache?

 

  1. Wie viel zusätzliche Mittel sollen 2010 in Muttersprachenunterricht, wie viel in Deutschförderunterricht fließen?

 

  1. Planen Sie konkrete Maßnahmen, um mehr Kinder mit anderer Erstsprache als Deutsch in allgemein bildende höhere Schulen und berufsbildende höhere Schulen zu bringen angesichts der Tatsache, dass der Anteil von SchülerInnen nicht deutscher Erstsprache in der Hauptschule überproportional hoch und jener in den AHS und BHS unterdurchschnittlich ist? Und wenn ja, konkret welche?