Eingelangt am 13.07.2009
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ANFRAGE
der Abgeordneten Albert Steinhauser
und Harald Walser, Freundinnen und Freunde
an die Bundesministerin für
Inneres
betreffend VIP
Betreuung des mutmaßlichen Kriegsverbrechers Kumpf durch das Innenministerium
Josias Kumpf hat als Mitglied der SS-Totenkopfdivision im deutschen
Konzentrationslager Sachsenhausen und später in dem in Polen gelegenen
NS-"Arbeitslager" Trawniki als KZ Wächter gearbeitet. Dort soll
er laut US-Ermittlungen direkt an der Erschießung von 8.000 Jüdinnen
und Juden beteiligt gewesen sein. Laut dem amerikanischen Justizministerium hat
Kumpf jedenfalls zugegeben, während der Erschießungen Wache
gestanden zu haben.
Mit
Urteil eines amerikanischen Bundesgerichts wurde die Verleihung der
US-Staatsbürgerschaft an den ehemaligen SS-Angehörigen Josias Kumpf
widerrufen und die Staatsbürgerschaftsurkunde für ungültig
erklärt. Auf Grund dieses Urteils wurde ein Abschiebeverfahren gegen Kumpf
eingeleitet.
Josias Kumpf wurde am 19. März 2009 von den amerikanischen
Behörden nach Österreich abgeschoben. In Folge hat das
Innenministerium über Ihren Pressesprecher Alexander
Marakovits behauptet, dass man keine Auskunft über den Aufenthaltsort
des 83-Jährigen Kumpf geben könne und er auf sich alleine gestellt
sei.
Diese Behauptung ist unrichtig.
Vielmehr liegen dem Anfragesteller detaillierte und belegbare
Informationen vor, dass das Innenministerium in die weitere Betreuung von Kumpf
involviert war.
- So hat es aktiv Kontakte zwischen dem Innenministerium und der
Vorarlberger Landespolitik über die weitere Behandlung von Kumpf
gegeben.
- Ein Vorarlberger Landespolitiker hat die Schirmherrschaft über
den Aufenthalt von Kumpf im LKH Rankweil übernommen.
- Die Voarlberger Landesregierung hat nicht unbeträchtliche
Geldmittel für die VIP Betreuung von Kumpf zur Verfügung
gestellt.
- Das Innenministerium hat die Caritas in weiterer Folge für
die Betreuung Kumpfs zwischengeschaltet.
- Die Caritas hat zu jedem Zeitpunkt Beamte des Innenministeriums
(Namen bekannt und belegbar) über sämtliche Betreuungsschritte
informieren müssen.
Die Vorgangsweise des Innenministeriums steht in krassem Widerspruch zu
den sonstigen Betreuungsleistungen, beispielsweise bei AsylwerberInnen. Dem
mutmaßlichen Kriegsverbrecher Kumpf wurde eine teure Wohnung in bester
Lage, samt Pflege gemietet. Es ist vollkommen unrealistisch, dass Kumpf diese
Kosten selbst tragen konnte. Vielmehr gibt es Beweise, dass diese VIP
Behandlung durch österreichische Behörden auf Kosten der
SteuerzahlerInnen finanziert wurde.
Auf Grund der klaren Sachlage ist es an der Zeit, dass das
Innenministerium die Desinformationsstrategie beendet und seine Vorgangsweise
von sich aus im Rahmen einer parlamentarischen Anfragebeantwortung offenlegt.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende
ANFRAGE:
- Seit wann befindet sich der
mutmaßliche Kriegsverbrecher Kumpf in Österreich?
- Welchen Aufenthaltsstatus hat Kumpf?
- War dem Innenministerium Kumpfs jeweiliger
Aufenthaltsort in Österreich bekannt?
- Wenn ja, zu welchem Zeitpunkt?
- Welche Kontakte hatte das Innenministerium
zu Josias Kumpf seit dessen Ankunft in Österreich?
- Welche Information haben sie persönlich
zu welchem Zeitpunkt zur Person Kumpf erhalten?
- Hat das Innenministerium
Unterstützungshandlungen oder -leistungen für Kumpf erbracht?
- Wenn ja, welche und auf welcher rechtlichen
Grundlage?
- Ist es richtig, dass Sie bezüglich der
Person Kumpf Kontakt mit dem Vorarlberger Landeshauptmann Sausgruber
hatten?
- Wann war das?
- Was wurde diesbezüglich von Ihnen mit
dem Vorarlberger Landeshauptmann besprochen bzw. vereinbart?
- Entspricht es den Tatsachen, dass vereinbart
wurde Josias Kumpf in ein Vorarlberger Spital zu bringen?
- Ist es richtig, dass Landesstatthalter Markus Wallner
(ÖVP) für das LKH Rankweil in dieser Sache als Ansprechpartner
fungierte?
- Ist es richtig, dass das Innenministerium am
5. 6. 2009 völlig überraschend, nachts um 2 Uhr(!) die Verlegung
aus dem LKH Rankweil veranlasst hat?
- Was war der Grund dafür?
- Ist es richtig, dass das Innenministerium in
Folge die Caritas zwischengeschaltet hat, um Kumpf betreuen zu lassen?
- Ist es richtig, dass sämtliche
Betreuungsschritte der Caritas in Rücksprache mit dem
Innenministerium erfolgt sind?
- Wenn nein, hatte das Innenministerium
bezogen auf Kumpf jemals Kontakt mit der Caritas?
- Wann war das?
- Was war der Gegenstand dieser Kontakte?
- Wer war im Innenministerium Ansprechpartner
der Caritas?
- Welche genaue Funktion hat der Beamte
Webinger im Innenministerium?
- War das Innenministerium informiert, dass
Kumpf in Folge in einer Wiener Wohnung untergebracht wurde?
- Wie hoch waren die Mietkosten?
- Wer ist (allenfalls nach den Absprachen des
Innenministeriums mit dem Vorarlberger Landeshauptmann) für die
Bezahlung der Mietkosten samt Kaution aufgekommen?
- Wer hat die Kosten für Kumpfs
Spitalsaufenthalte (LKH Rankweil und AKH Wien) bezahlt?
- Welche Ausgaben hat das Innenministerium in
Summe für Kumpf getätigt?
- Aus welchen Gründen hatte das
Innenministerium Anlass, Kumpf vor den Medien abzuschirmen?
- Sehen Sie es als Aufgabe Ihres Ministeriums
an, die Schirmherrschaft für mutmaßliche Kriegsverbrecher zu
übernehmen?
- Falls nein: Was werden Sie tun, um Aktionen
dieser Art in Zukunft zu verhindern?
- Die USA haben Josias Kumpf die
Staatsbürgerschaft entzogen und ihn des Landes verwiesen, in
Österreich kümmert sich das Innenministerium um den
mutmaßlichen Kriegsverbrecher. Wie beurteilen Sie den
außenpolitischen Schaden für Österreich, der durch diese
Aktionen entstanden ist?
- Können alle österreichischen
StaatsbürgerInnen, sowie Personen mit legalem und illegalem
Aufenthalt in Österreich mit einer ähnlichen Betreuung durch das
österreichische Innenministerium, wie der mutmaßliche
Kriegsverbrecher Kumpf, rechnen?
- Kann ein Asylwerber in Österreich damit
rechnen, vom Innenministerium eine Wohnung in bester Lage, samt 24 Stunden
Pflege zu erhalten?
- Wenn, nein, warum hat der mutmaßliche
Kriegsverbrecher Kumpf eine derartige VIP Betreuung erhalten?
- Hat es seitens des Außenministeriums
im Innenministerium Interventionen gegeben, den angesprochenen VIP Status
zu beenden?
- Wie beurteilen Sie das Verhalten der USA in
der Affäre Josias Kumpf?
- Wie schlüssig sind die vorgelegten
Unterlagen der USA betreffend den mutmaßlichen Kriegsverbrecher?
- Können Sie nachvollziehen, dass in- und
ausländische BeobachterInnen und Medien angesichts des Umgangs mit
der Affäre Kumpf zu dem Urteil gelangen, Österreich sei ein
sicherer Hafen für Nazi-Kriegsverbrecher?
- Verbrechen gegen die Menschlichkeit
verjähren bekanntlich nie. Welchen aktiven Beitrag leistet Ihr
Ministerium betreffend die Strafverfolgung von mutmaßlichen
NS-Kriegsverbrechern?
- Wie verträgt sich Ihr verbales
Eintreten für Null-Toleranz gegenüber Alt- und Neonazis mit der
aufopfernden Betreuung Ihres Ministeriums für den mutmaßlichen
Kriegsverbrecher Josias Kumpf?