3599/J XXIV. GP

Eingelangt am 11.11.2009
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ANFRAGE

 

 

des Abgeordneten Walser, Freundinnen und Freunde

 

an die Bundesministerin  für Unterricht, Kunst und Kultur

 

betreffend Einführung des "Schulfaches Zockerkunde"

 

Ihr Regierungskollege Bundesminister für Finanzen Josef Pröll hat am 14. Oktober 2009 in einer OTS-Aussendung die mittelfristige Einführung eines eigenen Schulfaches „Financial Education“, also „Finanz- und Wirtschaftserziehung an Schulen“ gefordert. In diesem Unterrichtsfach, welches Bestandteil jeder schulischen Ausbildung werden solle, würde das „Einmaleins der Finanz- und Volkswirtschaft“ vermittelt werden.

 

So wichtig die Vermittlung volkswirtschaftlicher Grundlagen an Schulen sein mögen, so problematisch ist der von Josef Pröll verwendete Begriff „Financial Education“. Er entstammt der Feder des Superfund-Vorstandsmitglieds Markus Weigl, nach eigenen Angaben einziges österreichisches Mitglied der Expertengruppe für „Financial Education“ der EU-Kommission.

 

Superfund-Manager Weigl argumentierte bei einer Pressekonferenz am 1. September 2009 die Wichtigkeit der „Financial Education“ mit der Verantwortung der KonsumentInnen an der Wirtschaftskrise folgendermaßen: „Das fehlende Finanzwissen ist ein wichtiger Faktor der derzeitigen Krise und vor allem für die schnelle Ausweitung dieser mitverantwortlich. Nur wenn das Vertrauen in die Finanzmärkte wieder steigt, wird auch wieder investiert werden.“ Ziel der „Financial Education“ sei daher: „Gesteigertes Bewusstsein und Vertrauen in Finanzprodukte und Finanzunternehmen durch Vermittlung von Finanzwissen.“

 

Superfund hat ein Tool entwickelt, mit dem dieses Vertrauen wieder hergestellt werden soll. Nicht jedoch durch eine demokratische Aufsicht über das Bank- und Finanzdienstleistungswesen, sondern durch eine „Geld-Erlebniswelt“ die unter „Einsatz von High-Tech“ die Finanzwelt einfach zu erklären versucht.

 

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

 


ANFRAGE:

 

1. Hat sich Finanzminister Josef Pröll mit der Bitte um Entwicklung eines Unterrichtsfaches „Financial Education“ an Sie gewendet? Wenn ja, wann und mit welcher Begründung?

 

2. Wie stehen Sie als Unterrichtsministerin zur Einführung eines Unterrichtsfaches „Financial Education“?

 

3. Sind Sie der Meinung, dass die Lehrpläne der wirtschaftskundlichen Unterrichtsfächer dahingehend geändert werden müssen, dass sie „Financial Education“ mit umfassen? Wenn ja, inwiefern? Wenn nein, warum nicht?

 

4. Wo sehen Sie als ehemalige Bankmanagerin die Verantwortung der KonsumentInnen, insbesondere der AnlegerInnen, in Hinblick auf die aktuelle Wirtschaftskrise?

 

5. Sind Sie der Meinung, dass ein Finanzdienstleistungsunternehmen geeignet ist, „Financial Education“ an Schulen durchzuführen? Wenn ja, warum?