3600/J XXIV. GP

Eingelangt am 11.11.2009
Dieser Text wurde elektronisch übermittelt. Abweichungen vom Original sind möglich.

ANFRAGE

 

 

des Abgeordneten Walser, Freundinnen und Freunde

 

an den Bundesminister für Finanzen

 

betreffend Einführung des "Schulfaches Zockerkunde"

 

In einer OTS-Aussendung haben Sie am 14. Oktober 2009 die Einführung eines eigenen Unterrichtsfaches „Financial Education“ also „Finanz- und Wirtschaftserziehung“ gefordert.  Darin sollte das „Einmaleins der Finanz- und Volkswirtschaft“ vermittelt werden. Diese Unterrichtsfach solle mittelfristig Bestandteil jeder schulischen Ausbildung sein.

 

Prinzipiell ist gegen die Vermittlung volkswirtschaftlicher Grundkenntnisse in Schulen nichts einzuwenden. Doch steht hinter dem Vorschlag der Einführung eines eigenen Unterrichtsfaches „Financial Education“ ein Manager der Anlagefirma Superfund, namentlich Vorstandsmitglied Markus Weigl. Er ist – nach eigenen Angaben – das einzige österreichische Mitglied in der Expertengruppe für “Financial Education” der EU-Kommission. Weigl hatte sich auch gleich als externer Anbieter für Wissensvermittlung im Bereich Anlage-, Aktien und Wertpapiere angeboten.

 

In einer OTS-Aussendung, gestaltet von der PR und Lobbying Firma PLEON Publico, vom 1.September 2009 wird über eine Pressekonferenz mit Markus Weigl und Erhard Busek berichtet. Erhard Busek möchte die Bemühungen der Europäischen Kommission bei der Verhütung weitere Finazkrisen unterstützen und möchte: „Ursache und Wirkung bei den wahren Verursachern suchen.“

 

Superfund kennt nun offenbar die Ursache der Finanzkrise genau. Sie liegt nicht, wie allgemein vermutet, in der übersteigerten Risikobereitschaft von FondsmangerInnen, spekulativen Finanzprodukten oder etwa gar der fehlenden Kontrolle über die Finanzmärkte. Richtig ist laut genannter Aussendung vielmehr: „Das fehlende Finanzwissen ist ein wichtiger Faktor der derzeitigen Krise und vor allem für die schnelle Ausweitung dieser mitverantwortlich. Nur wenn das Vertrauen in die Finanzmärkte wieder steigt, wird auch wieder investiert werden.“

 

Gerne spielt Superfund auch mit den Ängsten vieler Menschen und warnt etwa, dass: „eine immer älter werdende Gesellschaft neue Formen der Pensionsfinanzierung, wie z.B. die Eigenvorsorge notwendig macht“. Weiters geht aus der OTS deutlich hervor, was Superfund mit der Einführung von „Financial Education“ erreichen möchte: „Gesteigertes Bewusstsein und Vertrauen in Finanzprodukte und Finanzunternehmen durch Vermittlung von Finanzwissen.“

 

Da trifft es sich doch gut, dass Superfund mit einer „Geld-Erlebniswelt“ unter Einsatz von High-Tech die Finanzwelt pädagogisch aufbereitet hat. Diese Tool ließe sich wohl auch an Schulen einsetzen. Vorausgesetzt das Superfund-Logo prangt auf jeder Bildschirmseite.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

 

 

ANFRAGE:

 

 

1. War Ihnen bei der Präsentation der Forderung nach einem Unterrichtsfach „Finanz- und Wirtschaftserziehung bewusst, dass diese Idee aus der Feder eines Managers der Firma Superfund stammt? Wenn ja, wieso haben Sie die Forderung bekräftigt?

 

2. War Ihnen bewusst, dass es Ziel der „Financial Education“ ist, das „Vertrauen in Finanzprodukte und Finanzunternehmen“ zu steigern?

 

3. Wie stehen Sie zur Teilnahme Ihres Parteikollegen Erhard Busek an der Pressekonferenz mit Markus Weigl am 1. September 2009?

 

4. Haben Sie Ihre Forderung nach einem Unterrichtsfach „Finanz- und Wirtschaftserziehung“ mit ihrer Regierungskollegin Unterrichtministerin Claudia Schmied akkordiert? Wenn ja, wie steht Sie dazu? Wenn nein, haben Sie Ihre Forderung vorab an das Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur übermittelt?

 

5. Wie stehen Sie dazu das Unterrichtsfach „Finanz- und Wirtschaftserziehung “ durch Finanzdienstleistungsunternehmen an statt durch LehrerInnen für Wirtschaftkunde abhalten zu lassen?

 

6. Sind Sie der Überzeugung, dass Angestellte oder ManagerInnen von Finanzdienstleistungsunternehmen die notwendigen pädagogischen Kenntnisse und die Objektivität zur Vermittlung von „Finanz- und Wirtschaftserziehung“ mitbringen? Wenn ja, wie können Sie die Qualität und Objektivität des Unterrichts sicherstellen?

 

7. Beharren Sie weiterhin auf Ihrer Forderung nach der Einführung eines eigenen Unterrichtsfaches „Finanz- und Wirtschaftserziehung“? Wenn ja, haben Sie bereits Gespräche mit Unterrichtsministerin Claudia Schmied aufgenommen? Wenn nein, was hat Ihren Sinneswandel bewirkt?