4019/J XXIV. GP

Eingelangt am 11.12.2009
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ANFRAGE

des Abgeordneten Harald Jannach

und weiterer Abgeordneter

 

 

an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft

 

betreffend Schutzmaßnahmen für die Erhaltung landwirtschaftlicher Nutzflächen

Eine unserer wichtigsten Lebensgrundlagen und einer der wertvollsten Produktionsfaktoren gerät nicht nur in Österreich, sondern auch weltweit immer mehr unter Druck – der Boden. Von 14 Milliarden ha Gesamtlandfläche der Erde lassen sich nur 1,5 Milliarden ha landwirtschaftlich nutzen. Das bedeutet, Boden wird neben Wasser zu einem der knappsten Güter des 21. Jahrhunderts. Dafür gibt es mehrere Gründe:

·        Die Menschheit wächst jede Woche um 1,5 Millionen Köpfe an. Das heißt, jedes Jahr kommen 80 Millionen Menschen hinzu – das entspricht der Einwohnerzahl Deutschlands. Die Bevölkerungsexplosion führt dazu, dass ein ha landwirtschaftliche Nutzfläche statt 4,2 Menschen im Jahr 2000, Mitte des 21. Jahrhunderts bereits 7 Menschen ernähren muss – die Ackerfläche pro Kopf sinkt daher dramatisch.

·        Erosion raubt etwa 10 Millionen ha Boden im Jahr. Die Kosten, die durch Bodenverschlechterung in Europa aufgrund von Erosion jährlich entstehen, beziffert die EU-Kommission auf bis zu 14 Milliarden Euro. Auch der Klimawandel spielt dabei eine große Rolle. Grünlandumbruchverbot, reduzierte Bodenbearbeitung sowie ganzjährige Begrünung sollten in Zukunft zur Erhaltung der Böden als CO2-Speicher dienen.

·        Versalzung zerstört etwa 3 ha pro Minute. Meist wird Versalzung durch Menschen verursacht, vor allem durch künstliche Bewässerung und Beregnung. Die Kosten durch diese Bodenverschlechterung alleine in Österreich, Frankreich und Portugal schätzt die EU-Kommission jährlich auf 158 bis 321 Millionen Euro.

·        Pro Tag werden alleine in Deutschland 110 ha fruchtbarer Boden zubetoniert. Nicht nur der Bedarf an Nahrungsmittel steigt rasant an, sondern auch der Bedarf an Wohlstand und an Siedlungs-, Gewerbe- und Verkehrsflächen. Die schrumpfenden Ackerflächen bei gleichzeitig steigendem Nahrungsmittelbedarf führen natürlich auch zu einem unaufhaltsamen Ansturm auf fruchtbares Land durch private Investoren und Spekulanten.

All diese Faktoren geben genügend Anlass zur Sorge um eine der wichtigsten Lebensgrundlagen der Menschheit, zumal wir in Österreich doch um deutlich mehr fruchtbaren Boden verfügen, als so manch anderes Land der Erde. Dieses Gut sollten wir unbedingt schützen und erhalten.

In diesem Zusammenhang richten die unterfertigenden Abgeordneten an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft folgende

 

ANFRAGE

 

1.     Wie sieht der aktuelle Stand der EU-Bodenschutzrahmenrichtlinie bezüglich der steigenden Bodenverschlechterung aus?

 

2.     Welchen Standpunkt nimmt das Ministerium für Land- und Forstwirtschaft bezüglich der EU-Bodenschutzrahmenrichtlinie ein?

 

3.     Wie hoch sind die jährlichen Gesamtkosten der Bodenverschlechterung innerhalb der EU?

 

4.      Wie hoch sind die jährlichen Gesamtkosten der Bodenverschlechterung in Österreich?

 

5.     Sind in Österreich Maßnahmen, wie Grünlandumbruchverbot, reduzierte Bodenbearbeitung oder ganzjährige Begrünung von Flächen zur Erhaltung der Böden als CO2-Speicher geplant?

 

6.     Wenn nicht, welche Maßnahmen wird die österreichische Bundesregierung zur Erhaltung der Böden als CO2-Speicher treffen?

 

7.     Welche Maßnahmen wird die österreichische Bundesregierung zur Erhaltung der Böden allgemein treffen?

 

8.     Wird es aufgrund der steigenden Verbauung von nutzbaren Böden Regelungen geben, die Flächenversiegelung österreichweit zu senken?

 

9.     Wie viel Prozent der Ackerflächen werden in Österreich für den Anbau von nachwachsenden Rohstoffen verwendet?