4635/J XXIV. GP

Eingelangt am 25.02.2010
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ANFRAGE

 

des Abgeordneten Dr. Walter Rosenkranz

und weiterer Abgeordneter

 

an die Frau Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur

betreffend Kosten für den muttersprachlichen Unterricht an Österreichs Schulen

 

 

Zur Geschichte des muttersprachlichen Unterrichts an österreichischen Schulen findet sich auf den Seiten des BMUKK die folgende Darstellung:

 

„Die Ursprünge des muttersprachlichen Unterrichts in Österreich, der bis zum Schuljahr 1991/92 als Schulversuch unter der Bezeichnung ‚Muttersprachlicher Zusatzunterricht’ lief, liegen im Jahr 1972, als im Bundesland Vorarlberg erstmals Kurse in Serbokroatisch, Slowenisch und Türkisch angeboten wurden. … Als Grundlage für den Unterricht dienten die Lehrpläne und Lehrbücher aus dem jeweiligen Herkunftsland, wobei diese, da der Zusatzunterricht von Anfang an der österreichischen Schulaufsicht unterstellt war, einem Begutachtungsverfahren unterzogen werden mussten. Die Lehrkräfte wurden – ganz im Sinne des Rotationsprinzips – von den Entsenderstaaten – zur Verfügung gestellt und sollten nach vier bis fünf Jahren in ihre Heimat zurückkehren und durch neues Lehrpersonal ersetzt werden. …

Vorrangiges Ziel des muttersprachlichen Zusatzunterrichts war es, den Kindern die Gelegenheit zu geben,

 

‚ihre Muttersprache zu pflegen und weiter zu entwickeln sowie Kenntnisse über ihr Heimatland zu erwerben, um nach ihrer späteren Rückkehr in die Heimat ohne Schwierigkeiten ihre schulische Ausbildung fortsetzen zu können.’ […]

 

Hauptanliegen war in diesem Zusammenhang die „Erhaltung der kulturellen Verbundenheit mit der Heimat’ […] während des Aufenthalts im so genannten ‚Gastland’.“

(www.bmukk.gv.at/medienpool/16066/mutt_unterr_fleck.pdf, 17. Februar 2010)

„Muttersprachlicher Unterricht“ wird als Freigegenstand geführt, für dessen Zustandekommen mindestens 10 Kinder von den Eltern angemeldet werden müssen. Die muttersprachlichen Lehrpersonen werden wie alle anderen Pflichtschullehrer und -lehrerinnen hauptsächlich über das Bundesbudget finanziert. Ein Abrücken von den o.g. ursprünglichen Zielen des muttersprachlichen Unterrichts, das u.a. mit dem gescheiterten Gastarbeiter-Rotationsprinzip erklärt wird, führte zu einer Zielkorrektur:

„Von der ursprünglichen Orientierung an eine allfällige Rückkehr der Kinder ins Herkunftsland der Eltern wurde bei der Formulierung des Lehrplans gänzlich abgegangen.

Ziele des muttersprachlichen Unterrichts sind nunmehr die Entfaltung der Bikulturalität und die Entwicklung sowie Festigung der Zweisprachigkeit. Insbesondere soll durch den muttersprachlichen Unterricht die Persönlichkeitsentwicklung und Identitätsbildung der betreffenden SchülerInnen gefördert werden.“

(www.bmukk.gv.at/medienpool/16066/mutt_unterr_fleck.pdf, 17. Februar 2010)

„In Österreich sind derzeit etwa 360 LehrerInnen für den muttersprachlichen Unterricht im Einsatz. Davon unterrichten 287 Lehrkräfte Bosnisch/Kroatisch/Serbisch oder Türkisch. Weitere 17 Sprachen werden österreichweit angeboten.“
(http://www.bmukk.gv.at/schulen/unterricht/websites_migration_schule.xml, 17. Februar 2010)

 

In diesem Zusammenhang richten die unterfertigten Abgeordneten an die Frau Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur die folgende

 

 


Anfrage

 

 

1.        Wann wurden die Lehrpläne für muttersprachlichen Unterricht in Türkisch zuletzt einer Revision unterzogen?

2.        Wann wurden die Lehrbücher für muttersprachlichen Unterricht in Türkisch zuletzt einer Revision unterzogen?

3.        Wann wurden die Lehrpläne für muttersprachlichen Unterricht in Bosnisch/Kroatisch/Serbisch zuletzt einer Revision unterzogen?

4.        Wann wurden die Lehrbücher für muttersprachlichen Unterricht in Bosnisch/Kroatisch/Serbisch zuletzt einer Revision unterzogen?

5.        Welche weiteren Sprachen werden im Rahmen des muttersprachlichen Unterrichts an österreichischen Schulen angeboten?

6.        Wie viele Kinder besuchen den muttersprachlichen Unterricht in Türkisch an einer österreichischen Schule?

7.        Wie viele Kinder besuchen den muttersprachlichen Unterricht in Bosnisch/Kroatisch/Serbisch an einer österreichischen Schule?

8.        Wie viele Kinder besuchen den muttersprachlichen Unterricht in einer der anderen Sprachen ausgenommen Türkisch oder Bosnisch/Kroatisch/Ser-bisch an einer österreichischen Schule? Bitte nach Sprachen und Bundesländern aufschlüsseln!

9.        Wie viele Mittel wurden insgesamt seit dem Schuljahr 1992/93 bis zum Schuljahr 2008/2009 bundesweit für „Unterricht in der Muttersprache“ ausgegeben?

10.   Wie viele Mittel wurden pro Jahr seit dem Schuljahr 1992/93 bis zum Schuljahr 2008/2009 in Wien für „Unterricht in der Muttersprache“ ausgegeben?

11.   Wie viele Mittel wurden pro Jahr seit dem Schuljahr 1992/93 bis zum Schuljahr 2008/2009 in Niederösterreich für „Unterricht in der Muttersprache“ ausgegeben?

12.   Wie viele Mittel wurden pro Jahr seit dem Schuljahr 1992/93 bis zum Schuljahr 2008/2009 im Burgenland für „Unterricht in der Muttersprache“ ausgegeben?

13.   Wie viele Mittel wurden pro Jahr seit dem Schuljahr 1992/93 bis zum Schuljahr 2008/2009 in der Steiermark für „Unterricht in der Muttersprache“ ausgegeben?

14.   Wie viele Mittel wurden pro Jahr seit dem Schuljahr 1992/93 bis zum Schuljahr 2008/2009 in Kärnten für „Unterricht in der Muttersprache“ ausgegeben?

15.   Wie viele Mittel wurden pro Jahr seit dem Schuljahr 1992/93 bis zum Schuljahr 2008/2009 in Oberösterreich für „Unterricht in der Muttersprache“ ausgegeben?

16.   Wie viele Mittel wurden pro Jahr seit dem Schuljahr 1992/93 bis zum Schuljahr 2008/2009 in Salzburg für „Unterricht in der Muttersprache“ ausgegeben?

17.   Wie viele Mittel wurden pro Jahr seit dem Schuljahr 1992/93 bis zum Schuljahr 2008/2009 in Tirol für „Unterricht in der Muttersprache“ ausgegeben?

18.   Wie viele Mittel wurden pro Jahr seit dem Schuljahr 1992/93 bis zum Schuljahr 2008/2009 in Vorarlberg für „Unterricht in der Muttersprache“ ausgegeben?

19.   Wie hoch ist das Durchschnittsgehalt von Lehrpersonen pro Stunde für „Unterricht in der Muttersprache“?

20.   Wie viele Lehrer und Lehrerinnen wurden insgesamt seit dem Schuljahr 1992/93 bis zum Schuljahr 2008/2009 für „Unterricht in der Muttersprache“ bezahlt?

21.   Wie viele Lehrer und Lehrerinnen wurden im Sinne des Rotationsprinzips vom Entsenderstaat Türkei für „Unterricht in der Muttersprache“ zur Verfügung gestellt?

22.   Wie viele davon kehrten nach vier bis fünf Jahren in ihre Heimat zurück und wurden durch neues Lehrpersonal ersetzt?

23.   Wie viele Lehrer und Lehrerinnen wurden im Sinne des Rotationsprinzips vom Entsenderstaat Bosnien für „Unterricht in der Muttersprache“ zur Verfügung gestellt?

24.   Wie viele davon kehrten nach vier bis fünf Jahren in ihre Heimat zurück und wurden durch neues Lehrpersonal ersetzt?

25.   Wie viele Lehrer und Lehrerinnen wurden im Sinne des Rotationsprinzips vom Entsenderstaat Albanien für „Unterricht in der Muttersprache“ zur Verfügung gestellt?

26.   Wie viele davon kehrten nach vier bis fünf Jahren in ihre Heimat zurück und wurden durch neues Lehrpersonal ersetzt?

27.   Wie viele Lehrer und Lehrerinnen wurden im Sinne des Rotationsprinzips vom Entsenderstaat Kosovo für „Unterricht in der Muttersprache“ zur Verfügung gestellt?

28.   Wie viele davon kehrten nach vier bis fünf Jahren in ihre Heimat zurück und wurden durch neues Lehrpersonal ersetzt?

29.   Wie viele Lehrer und Lehrerinnen wurden im Sinne des Rotationsprinzips vom Entsenderstaat Serbien für „Unterricht in der Muttersprache“ zur Verfügung gestellt?

30.   Wie viele davon kehrten nach vier bis fünf Jahren in ihre Heimat zurück und wurden durch neues Lehrpersonal ersetzt?

31.   Wie viele Lehrer und Lehrerinnen wurden im Sinne des Rotationsprinzips von anderen Entsenderstaaten für „Unterricht in der Muttersprache“ zur Verfügung gestellt? Bitte nach Staaten aufschlüsseln!

32.   Wie viele davon kehrten nach vier bis fünf Jahren in ihre Heimat zurück und wurden durch neues Lehrpersonal ersetzt?

33.   Wie viele Lehrer und Lehrerinnen unterrichteten pro Jahr seit dem Schuljahr 1992/93 bis zum Schuljahr 2008/2009 „Unterricht in der Muttersprache“ in Wien?

34.   Wie viele Lehrer und Lehrerinnen unterrichteten pro Jahr seit dem Schuljahr 1992/93 bis zum Schuljahr 2008/2009 „Unterricht in der Muttersprache“ in Niederösterreich?

35.   Wie viele Lehrer und Lehrerinnen unterrichteten pro Jahr seit dem Schuljahr 1992/93 bis zum Schuljahr 2008/2009 „Unterricht in der Muttersprache“ in Burgenland?

36.   Wie viele Lehrer und Lehrerinnen unterrichteten pro Jahr seit dem Schuljahr 1992/93 bis zum Schuljahr 2008/2009 „Unterricht in der Muttersprache“ in der Steiermark?

37.   Wie viele Lehrer und Lehrerinnen unterrichteten pro Jahr seit dem Schuljahr 1992/93 bis zum Schuljahr 2008/2009 „Unterricht in der Muttersprache“ in Kärnten?

38.   Wie viele Lehrer und Lehrerinnen unterrichteten pro Jahr seit dem Schuljahr 1992/93 bis zum Schuljahr 2008/2009 „Unterricht in der Muttersprache“ in Oberösterreich?

39.   Wie viele Lehrer und Lehrerinnen unterrichteten pro Jahr seit dem Schuljahr 1992/93 bis zum Schuljahr 2008/2009 „Unterricht in der Muttersprache“ in Salzburg?

40.   Wie viele Lehrer und Lehrerinnen unterrichteten pro Jahr seit dem Schuljahr 1992/93 bis zum Schuljahr 2008/2009 „Unterricht in der Muttersprache“ in Tirol?

41.   Wie viele Lehrer und Lehrerinnen unterrichteten pro Jahr seit dem Schuljahr 1992/93 bis zum Schuljahr 2008/2009 „Unterricht in der Muttersprache“ in Vorarlberg?

42.   Welche positiven Effekte verspricht sich das BMUKK durch die Förderung der Zweisprachigkeit in Bezug auf eine Identifizierung der betroffenen Schülerinnen und Schüler mit Österreich als ihrem Heimatland?

43.   Worauf führen Sie die nachweislich schlechtere Integration von Migranten der zweiten oder dritten Generation in Österreich zurück?

44.   Worauf führen Sie die trotz der o.g. Förderung der Zweisprachigkeit nachgewiesenermaßen schlechteren Deutschkenntnisse von Migrantenkindern zurück?