5303/J XXIV. GP

Eingelangt am 10.05.2010
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ANFRAGE

 

 

des Abgeordneten Pirklhuber, Freundinnen und Freunde

 

an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft

 

betreffend Bienensterben durch Maisbeizmittel

 

 

Derzeit kommt es in Oberösterreich und in der Steiermark durch die Aussaat von chemisch behandeltem Mais-Saatgut, das mit Insektengift gebeizt ist, zu Vergiftungen bei Bienenvölkern. Ein eindeutiger und massiver Vergiftungsfall wurde laut oberösterreichischem Imkereiverband Ende April in Freistadt festgestellt. Laut Österreichischer Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) kam es bereits im Jahr 2009 österreichweit bei 618 Bienenvölkern zu Schäden zur Zeit der Maisaussaat.

 

Es kommt nun bereits im dritten Jahr zu Bienenschäden durch Maisbeizmittel in Österreich. Bei der Saatgutbeize wird Clothianidin direkt auf das Maiskorn aufgetragen, um die Maispflanzen vor Insekten wie dem Drahtwurm und dem Maiswurzelbohrer zu schützen. Clothianidin wirkt als Nervengift. Für Bienen, Schmetterlinge und andere Insekten dürfte neben dem giftigen Beizstaub, der bei der Aussaat freigesetzt wird, auch die Maisjungpflanze noch wochenlang durch so genannte maiseigene Tautropfen (Gutationswasser) eine Giftquelle darstellen.

 

Während in Deutschland und Italien der Einsatz dieser giftigen Maisbeizmittel verboten ist, werden sie in Österreich weiterhin ausgebracht. Im Jahr 2008 gab es in Deutschland durch den Einsatz von Neonicotinoiden zur Maisbeizung bei der anschließenden Aussaat massive Bienenverluste im Rheingraben und teilweise in Bayern. 12.500 Bienenvölker waren geschädigt, 800 Imker betroffen. Eine ähnliche Situation war in der Po-Ebene (Italien) mit 50.000 betroffenen Bienenvölkern und einer regelrechten Flucht der Berufsimker mit ihren Völkern aus dieser Region zu beobachten.

 

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

 

ANFRAGE:

 

  1. Werden Sie – um Schäden für die Bienen und Imkereien in der kommenden Saison zu verhindern – die Zulassung der bienengefährlichen Pestizide aufheben und die Verwendung von Neonicotinoiden verbieten? Wenn nein, warum nicht?

  1. Bereits im Jahr 2009 konnte im Rahmen eines AGES-Projektes nachgewiesen werden, dass Maisbeizmittel die Ursache von Bienensterben sind. Warum haben Sie nicht schon im Jahr 2009 ein Anwendungsverbot ausgesprochen?

 

  1. Welche Maßnahmen werden Sie ergreifen, damit sich das Bienensterben vom Vorjahr nicht wiederholt? Welche Maßnahmen zum Schutz der Bienen werden Sie setzen?

 

  1. Gibt es Dokumentationen über das Auftreten von Bienenverlusten und Bienenschäden in Österreichs Mais- und Rapsanbaugebieten? Wenn ja, welche und wo kann man diese abrufen? Wenn nein, warum nicht?

 

  1. Wurde – wie den ImkerInnen zugesagt - untersucht, inwieweit ein Zusammenhang zwischen der Anwendung der giftigen Maisbeizmittel und dem Bienensterben besteht? Wenn ja, was ist das Ergebnis der Untersuchungen? Wenn nein, warum wurde das Versprechen nicht eingehalten?

 

  1. Wurde das im Vorjahr eingereichte Forschungsprojekt der AGES mit dem Titel „Untersuchungen zum Auftreten von Bienenverlusten in Mais- und Rapsanbaugebieten Österreichs und möglicher Zusammenhänge mit Bienenkrankheiten und dem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln“  („MELISSA“) genehmigt?  Wie viele Mittel stehen dafür zur Verfügung? Für welchen Zeitraum ist es angesetzt? Liegen bereits Untersuchungsergebnisse vor und wenn ja, wo sind diese abrufbar?

 

  1. Was sind die wesentlichen Ergebnisse des Projekts „Maßnahmen zur Förderung der Bienengesundheit – Klärung von Bienenverlusten mit unbekannter Ursache“? Wo können die Ergebnisse abgerufen werden?

 

  1. Wie viele Untersuchungen auf Rückstände von insektiziden Wirkstoffen in Bienenprodukten und toten Bienen mit Vergiftungsverdacht wurden bei der AGES durchgeführt? Was ist das Ergebnis der Untersuchungen?

 

  1. Wie viele Proben durch vom Bienensterben betroffene Imker wurden an die AGES zur Untersuchung weitergeleitet? Was ist das Ergebnis der Untersuchungen? Konnten Nachweise aufgrund von Pflanzenschutzmittelvergiftungen erbracht werden? Wo sind die detaillierten Analyseergebnisse abrufbar?

 

  1. Welche Risikobewertungsmethoden für mögliche Auswirkungen systemischer Saatgutbeizmittel auf Bienen werden angewendet?

 

  1. Wurden bereits Methoden zum Rückstandsnachweis der in der Praxis meist verwendeten insektiziden Wirkstoffe entwickelt?

 

  1. Inwiefern werden in den Zulassungsverfahren für Pflanzenschutzmittel die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse im Hinblick auf die Verträglichkeit für Bienen und Bienenprodukte berücksichtigt (Berücksichtigung auch von subletalen Effekten, die bei den klassischen Tests unerkannt bleiben)?

 

  1. Die Fruchtfolge bewirkt beim Maisanbau eine massive Reduktion des Schädlingsdrucks. Der Anteil der Fruchtfolgestellung  Mais auf Mais in den fünf maisstärksten Bundesländern betrug 2007-2008 insgesamt 41% der Maisfläche oder rund 123.000 Hektar. Welche konkreten Maßnahmen zur Umstellung des Maisanbaues von Monokultur auf Fruchtfolge werden Sie treffen?