6850/J XXIV. GP

Eingelangt am 16.11.2010
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ANFRAGE

 

 

des Abgeordneten Walser, Freundinnen und Freunde

 

an die Bundesministerin  für Unterricht, Kunst und Kultur

 

betreffend Sparpläne durch Nichtumsetzung des Vorhabens Ethikunterricht

 

 

In dem Vortrag an den Ministerrat im Zuge der Regierungsklausur in Loipersdorf vom 22. Und 23. Oktober 2010 findet sich unter dem Punkt UG 30 der Unterpunkt „Nichtumsetzung des Vorhabens Ethikunterricht“. Dabei ist von Einsparungen von  2,7 bis 25,4 Mio. Euro pro Jahr (2011-2014) und insgesamt von 57 Mio. Euro die Rede.

 

Unklar ist, ob diese Kürzungen  Auswirkungen auf den bestehenden Ethik-Unterricht haben, zumal die derzeit ca. 120 Schulversuche jeweils nur für ein Jahr bewilligt wurden. Es besteht die Befürchtung, dass es keine Verlängerung der Schulversuche geben wird. Das wäre eine bildungspolitische Katastrophe!

 

Diese Befürchtung wird noch dadurch verstärkt, dass durch den immer stärker werdenden Lehrermangel der Ethikunterricht indirekt noch mehr unter Druck gerät.

Daher ist davon auszugehen, dass mehr ausgebildete Ethik-LehrerInnen tendenziell die Weiterführung bestehender Schulversuche sicherstellen.

 

Allerdings gibt es in Bezug auf die Ausbildung weiterer Lehrkräfte für das Fach Ethik große Probleme. So gibt es z.B. im Bundesland Vorarlberg seit mehreren Jahren keine Ethik-Ausbildung mehr. Weil aber viele Schulen - vor allem im BHS-Bereich - erst vor einigen Jahren mit der Einführung des Ethik-Unterrichts begonnen haben, gibt es einen erheblichen Mangel an ausgebildeten Ethik-LehrerInnen. Die Pädagogische Hochschule Vorarlberg hat für das nächste Schuljahr einen Hochschullehrgang Ethik in Planung. Es besteht die Befürchtung, dass dieser Lehrplan wegen der Sparpläne nicht genehmigt werden wird.

 

Insgesamt scheint es daher so, dass die Implementierung des Ethik-Unterrichts, entgegen dem Regierungsübereinkommen, ad acta gelegt wird. Die Aufbauarbeit vieler Ethik-LehrerInnen über viele Jahre ist dadurch in Frage gestellt.

 

 

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende


ANFRAGE:

 

 

  1. Sind Sie über diese Einsparungen durch Nichtumsetzung des Vorhabens Ethikunterricht informiert?
    1. Wenn ja, wie stehen Sie dazu?

 

  1. Welche konkreten Maßnahmen, Projekte oder ähnliches werden aufgrund dieser Kürzungen nicht oder nicht in der geplanten Form durchgeführt? Bitte um Aufschlüsselung nach Projektnamen, Inhalt, Kürzungen in Euro und praktischen Auswirkungen dieser Kürzungen.

 

  1. Werden Sie bestehende Schulversuche zum Ethikunterricht weiter genehmigen, wenn solche Anträge gestellt werden?

 

  1. Werden Sie Anträgen von neuen Schulen, einen Schulversuch Ethikunterricht zu starten, zustimmen?

 

  1. Wie viele Schulen haben für den Schulversuch Ethik zusätzliche Werteinheiten erhalten, wie viele Schulen mussten den Schulversuch schulautonom ohne zusätzliche Werteinheiten durchführen? Bitte um Aufschlüsselung nach Schuljahren von 2008/09 bis 2010/11 und zugewiesener bzw. verwendeter Werteinheiten.

 

  1.  Wie stehen Sie zu dem von der Pädagogischen Hochschule Vorarlberg geplanten Hochschullehrgang Ethik? Werden Sie diesen Lehrgang genehmigen?
    1. Wenn nein, warum nicht?

 

  1. Die Qualität des Ethik-Unterrichts hängt wesentlich davon ab, dass die Versuchsschulen genügend ausgebildete Ethik-LehrerInnen zur Verfügung haben. Wie wollen Sie sicherstellen, dass für den Ethik-Unterricht im Rahmen der derzeitigen Schulversuche, aber auch bei einer späteren Überführung ins Regelschulwesen, für das Fach ausgebildete LehrerInnen zur Verfügung stehen?

 

  1. Ist für jene Personen, die derzeit einen Hochschullehrgänge Ethik besuchen (z.B. an der KPH Wien-Krems) eine Verwendung im Schulbereich vorgesehen?
    1. Wenn ja, welche?
    2. Wenn ja, wie genau ist die Aufgabe für diese LehrerInnen definiert und wie wird sie finanziert?
    3. Wenn nein, wie rechtfertigen sie, dass allein in NÖ seit 2008 drei berufsbegleitende Ethik-Lehrgänge finanziert wurden und werden, deren AbsolventInnen nun nicht gebraucht werden?