7674/J XXIV. GP

Eingelangt am 14.02.2011
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ANFRAGE

 

 

des Abgeordneten Walser, Freundinnen und Freunde

 

an die Bundesministerin  für Unterricht, Kunst und Kultur

 

betreffend LehrerInnenmangel

 

 

Seit Jahren ist bekannt, dass sich für die kommenden Jahre ein LehrerInnenmangel abzeichnet. Vor allem in den naturwissenschaftlichen Fächern und Mathematik ist der Bedarf schon jetzt kaum zu decken (siehe z.B. die APA-Meldung von 01.09.2010 APA020 5 II 0386 XI).

 

Das Problem wird sich in den nächsten Jahren noch verschärfen. Sie selbst haben Medien gegenüber mehrmals darauf hingewiesen, dass in den nächsten Jahren eine massive Pensionierungswelle der Lehrerschaft  auf uns zukommt. Ab dem Jahr 2012 soll schrittweise innerhalb von 13 Jahren die Hälfte aller PädagogInnen, also rund 60.000 Lehrkräfte, in den Ruhestand gehen. Insgesamt sind österreichweit an den Pflichtschulen 49,2 Prozent der Lehrer bereits über 50. An den AHS beträgt dieser Anteil 47,8 Prozent, an den BMHS 45,4 Prozent (siehe z.B. ORF.ON vom 04.08.2010 oder "Die Presse“ vom 23.01.2010).

 

Dazu kommt ein massiver LehrerInnenmangel in der Schweiz und in Deutschland (siehe z.B. Basler Zeitung vom 03.07.2010). Daher ist nicht damit zu rechnen, dass JunglehrerInnen aus diesen Ländern nach Österreich kommen, sondern eher, dass LeherInnen aus Österreich abgeworben werden (siehe z.B. Basler Zeitung vom 29.06.2010).

 

Die Situation in Österreich ist nicht zuletzt deshalb so prekär, weil die ehemalige Bundesministerin Gehrer in ihren Briefen an MaturantInnen viele Jugendliche vom LehrerInnenberuf abgehalten hat.

 

Insgesamt sehen wir einer Zukunft entgegen, in der Österreich viel zu wenig qualifizierte Lehrerinnen und Lehrer für unsere Kinder haben wird. Zur Steigerung der Attraktivität des Lehrberufs benötige wir ein Bündel an Maßnahmen. So muss angesichts der enormen und steigenden Belastung eine Entlastung der LehrerInnen durch qualifiziertes weiteres Personal an den Schulen eingeleitet werden, etwa durch die Anstellung von PsychologInnen, SozialarbeiterInnen, ErzieherInnen, FreizeitpaedagogInnen, MediatorInnen usw. In anderen Ländern mit ähnlichen Problemen, etwa der Schweiz, wird darüber hinaus auch überlegt, Schnellausbildungen für QuereinsteigerInnen anzubieten, um diesem Problem zu begegnen.

 

 

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

 

 

ANFRAGE:

 

 

 

1.      Haben Sie Berechnungen über die Anzahl an LehrerInnen, die in den nächsten zehn Jahren an Österreichischen Schulen gebraucht werden?

a.    Wie sehen diese Berechnungen aus? Bitte um genaue Auflistung nach Schulform, Fach und Jahr bis 2020.

b.    Sind in diesen Berechnungen sowohl die veränderten SchülerInnenzahlen als auch die erwarteten Abgänge, z.B. durch Pensionierungen, enthalten?

c.    Sind in diesen Berechnungen mögliche Abwanderungen nach Deutschland oder in die Schweiz berücksichtigt?

d.    Wird in diesen Berechnungen die zumindest zweijährige Induktionsphase der LehrerInnenbildung NEU, d.h. die um  50% reduzierte Unterrichtsverpflichtung der JunglehrerInnen, berücksichtigt bzw. die reduzierte Unterrichtsverpflichtung der Uni-AbsolventInnen im Unterrichtspraktikum an AHS und BMHS?

 

2.    Gehen Sie davon aus, dass in den nächsten zehn Jahren an österreichischen Schulen alle Stellen besetzt werden können?

a.    Wenn nein, was gedenken Sie dagegen zu tun?

 

3.    Wird es in absehbarer Zukunft einen aktiven Versuch des Abwerbens von LehrerInnen aus unseren Nachbarländern (Deutschland oder der Schweiz) von Seiten des BMUKK geben?

 

4.    Haben Sie ähnlich wie die Schweiz vor, Schnellausbildungen für QuereinsteigerInnen anzubieten?

a.    Wenn ja, wo sollen solche Ausbildungen angeboten werden?

b.    Wenn ja, wie wird die Qualität der Ausbildung gewährleistet?

c.    Wenn ja, welche Institutionen sind für die berufsvorbereitende und berufsbegleitende Ausbildung und Betreuung dieser QuereinsteigerInnen vorgesehen und für welche Dauer der Berufseinstiegsphase ist eine Reduktion der Unterrichtsverpflichtung bei vollem Bezug vorgesehen, um eine qualitätsvolle begleitende Kurzausbildung zu gewährleisten?


 

5.    Wie stehen Sie zu den Briefen Ihrer Amtsvorgängerin, BM Gehrer, an Maturantinnen und Maturanten, in denen sie die jungen Menschen davor gewarnt hat, den Lehrberuf zu wählen?

a.    Welche Maßnahmen sind seitens des BMUKK vorgesehen, um junge Menschen, insbesondere MaturantInnen mit Migrationshintergrund, für das Lehramtsstudium zu gewinnen (der allgemeinen Verzicht auf Studiengebühren wird zu wenig sein)?

b.    Welche besonderen Fördermaßnahmen für Lehramtsstudierende aus sogenannten "bildungsfernen Schichten", darunter viele MigrantInnenfamilien, werden Sie der Wissenschaftsministerin und dem Finanzminister vorschlagen?

 

6.    Haben Sie vor, das Lehramt auch durch höhere Anfangsgehälter von JunglehrerInnen attraktiver zu machen?

a.    Wie genau stellen Sie sich das Gehaltsschema für LehrerInnen in Zukunft vor?

 

7.    Haben Sie vor, das Lehramt durch Entlastung von nicht-unterrichtlichen Tätigkeiten attraktiver zu machen (z.B. durch vermehrten Einsatz von PsychologInnen, SozialarbeiterInnen, ErzieherInnen, FreizeitpädagogInnen, MediatorInnen etc.)?

a.    Durch welche konkreten Maßnahmen wollen Sie LehrerInnen von nicht-unterrichtlichen Tätigkeiten entlasten?

b.    Wie viele SchulpsychologInnen, SchulsozialarbeiterInnen, ErzieherInnen, FreizeitpädagogInnen, MediatorInnen etc. sollen in den nächsten fünf Jahren an österreichischen Schulen beschäftigt werden? Bitte um genau Auflistung nach Funktion, Anzahl, Schultyp und Jahr.

 

8.    Sind Sie der Meinung, dass Investitionen in Bildung und die Qualität der Lehrkräfte für die Zukunft unseres Landes noch wichtiger sind als der „Linzer Westring“?

a.    Wie begründen Sie Ihre Meinung?