7743/J XXIV. GP
Eingelangt am 23.02.2011
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Anfrage
der Abgeordneten Dr.in Sabine Oberhauser, Mag.a Andrea Kuntzl
und GenossInnen
an die Bundesministerin für Wissenschaft und Forschung, Dr.in Beatrix Karl
betreffend Pläne zur Errichtung einer medizinischen Privatuniversität in Krems
Wie aus
Zeitungsberichten bereits bekannt, plant der niederösterreichische
Landeshauptmann
die Errichtung einer medizinischen Privatuniversität in Krems. Die
Ausbildung der Ärztinnen
und Ärzte, die wir in Österreich zur Versorgung der Bevölkerung
benötigen, ist Aufgabe der
öffentlichen
Hand. Darüber hinaus ist davon auszugehen, dass nur jene Studierende
Zugang
zu einer Privatuniversität haben werden, die es sich leisten können,
durchschnittlich bis zu
10.000 Euro / Jahr an Studiengebühren
zu bezahlen.
Die
unterzeichneten Abgeordneten richten daher an die Bundesministerin für
Wissenschaft
und Forschung
nachstehende
Anfrage:
1. Besteht
Ihrer Meinung nach der Bedarf für einen weiteren Standort zur
medizinischen
Ausbildung in
Österreich?
a) Wenn ja, warum?
b) Wenn nein, warum nicht?
2.
Liegen Ihnen hierzu Daten vor?
a)
Wenn ja, welche?
3.
Welche Zusagen
oder Absichtserklärungen
haben die Kooperationspartner unter Ihrer
Rechtsaufsicht im Zuge des Memorandums
betreffend der Errichtung einer medizinischen
Privatuniversität abgegeben?
4.
Wie ist Ihre weitere Vorgangsweise in Bezug auf die im Memorandum
verabschiedeten
Pläne zur Errichtung einer
medizinischen Privatuniversität in Krems?
5. Wie beurteilen Sie die Gefahr,
dass sich die medizinische Universität Wien durch
allfällige Leistungszusagen ihrem öffentlichen Auftrag, insbesondere
den Vorschriften des
Universitätsgesetzes, teilweise entziehen könnte?
6.
Auf welche Höhe werden sich die Studiengebühren
schätzungsweise belaufen, wenn wie
kolportiert das Land Niederösterreich 20 Millionen Euro der Kosten
für die
Privatuniversität
trägt und keine weiteren Financiers beitragen?
7.
Wie viele potentielle Studierende aus Niederösterreich und
den angrenzenden
Bundesländern
werden sich Studiengebühren in dieser Höhe (siehe Frage 6) leisten
können?
8.
Entsprich eine "Privatuniversität", die
mehrheitlich von öffentlichen Geldern finanziert
wird, Ihrer Meinung nach überhaupt der Intention des Gesetzgebers?
9.
Stellen die Pläne des niederösterreichischen
Landeshauptmanns im Hinblick auf die
Alleinzuständigkeit des Bundes für Universitäten Ihrer Meinung
nach eine Umgehung der
Kompetenzverteilung
dar?
10.
Welche Vorkehrungen haben Sie getroffen, um eine Umgehung des
Finanzierungsverbots
des
Bundes durch Leistungen von öffentlichen Universitäten an
Privatuniversitäten zu
verhindern?
11.
Können Sie eine mittelbare Querfinanzierung der Personalkosten der
Privatuniversitäten
durch gleichzeitige
Beschäftigung von Personen an öffentlichen Universitäten und
Privatuniversitäten ausschließen?
12.
Wie wird die Auswahl der Lehrenden erfolgen und aus welchen Bereichen,
Institutionen
etc. werden diese
kommen?
13.
Die
Betreuungsrelation (Studierendenzahl zu wissenschaftlichem Personal VZÄ) ist an
der medizinischen Universität Wien
deutlich besser als beispielsweise an der UMIT. Das
bedeutet entweder, dass die Ausbildung an medizinischen
Privatuniversitäten qualitativ
schlechter ist oder die öffentlichen
medizinischen Universitäten mehr Studierende
ausbilden könnten. Was trifft Ihrer Meinung nach eher zu?
14.
Wie schnell
bekommen AbsolventInnen der öffentlichen medizinischen Universitäten
einen Ausbildungsplatz zur Ausbildung zum
Allgemeinmediziner oder zum Facharzt in
den einzelnen Fachrichtungen in Niederösterreich?
15.
Könnte es durch zusätzliche AbsolventInnen von
Privatuniversitäten zu Engpässen bzw.
längeren Wartezeiten auf einen Ausbildungsplatz in Niederösterreich
kommen?
16.
Der niederösterreichische Landeshauptmann hat laut
Medienberichten einen Bedarf an
7.500
zusätzlichen ÄrztInnen in Niederösterreich angemeldet.
Lässt sich ein solcher
Mangel an ÄrztInnen Ihrer Meinung nach eher auf eine zu geringe Zahl an
AbsolventInnen oder auf geringe Bemühungen des Landes
Niederösterreich zur
Anwerbung qualifizierter Arbeitskräfte
im medizinischen Bereich zurückzuführen?
17.
Auf welche Berechnungen / Daten bezieht sich der niederösterreichische
Landeshauptmann bei seiner Angabe zu diesem Bedarf?
18.
Der niederösterreichische Landeshauptmann plant laut
Medienberichten an der
Privatuniversität
für das Medizinstudium zirka 600 bis 700 Studienplätze anzubieten.
Ist
ein
wirtschaftlich effizienter Studienbetrieb unter Berücksichtigung der
Erfahrungen an
den öffentlichen Medizinuniversitäten bei einer so geringen Anzahl an
Studierenden
überhaupt möglich, vor allem im Hinblick auf die Overhead-Kosten?
19.
Kann angesichts der geringen Studierendenzahl überhaupt eine
ausreichende
Differenzierung
und Spezialisierung im Zuge des Studiums gewährleistet werden?
20.
Ist das Landesklinikum Krems Ihrer Meinung nach für eine alle
wesentlichen
medizinischen
Bereiche umfassende Ausbildung geeignet?
21.
Bietet der Standort Krems Ihrer Meinung nach eine an die Bedürfnisse
der Studierenden
ausreichend
angepasste Infrastruktur?
22.
Welche Verpflichtungen zur Frauenförderung bestehen für
Privatuniversitäten? Sind diese
Ihrer Meinung nach
ausreichend?