8508/J XXIV. GP

Eingelangt am 17.05.2011
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ANFRAGE

 

 

Der Abgeordneten Dr. Spadiut, Ursula Haubner

Kolleginnen und Kollegen

 

an den Bundesminister für Gesundheit

betreffend Belastung von Jugendlichen mit Pestiziden – Qualität der Schulbuffets?

 

Die Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 hat stichprobenartig SchülerInnen auf die Belastung durch häufig eingesetzte Pestizide getestet. Der Urin von fünf Schülerinnen und Schülern aus verschiedenen Schulen in Wien, im Alter zwischen 15 und 18 Jahren, wurde nach Angaben von Global 2000 durch ein akkreditiertes Labor auf Rückstände von Organophosphaten untersucht.

Das Ergebnis: Alle fünf SchülerInnen waren mit Organophosphorverbindungen belastet. "Tierversuche und breit angelegte Studien in verschiedenen Bevölkerungsgruppen legen nahe, dass die Aufnahme von Organophosphaten negative Effekte besonders auf die Hirnentwicklung und damit auch das Verhalten von Kindern und Jugendlichen haben kann. Die negativen Effekte konnten unabhängig von der aufgenommenen Menge der Organophosphate beobachtet werden", erklärt Daniela Hoffman, Pestizidexpertin von GLOBAL 2000. Zahlreiche Studien belegen einen negativen Effekt von Organophosphaten auf die Gesundheit. Die Pestizidrückstände auf Lebensmitteln können zahlreiche sensitive Prozesse im Lauf der Kindes- und Jugendentwicklung stören und es können sich daraus erhebliche Einschränkungen der Lebensqualität und Gesundheit der Betroffenen ergeben.

Hans Peter Hutter von ÄrztInnen für eine gesunde Umwelt: "Die Ergebnisse zeigen bei den Jugendlichen eine höhere Belastung als durchschnittlich zu erwarten wäre. Eine direkte gesundheitliche Relevanz kann zwar für die einzelnen Jugendlichen nicht abgeleitet werden, es ist jedoch zu vermuten, dass bei den höheren gefundenen Werten der ADI (Acceptable Daily Intake bzw. akzeptable tägliche Aufnahmemenge) ausgeschöpft oder sogar überschritten wurde."

Die Aufnahme von Organophosphaten erfolgt hauptsächlich durch mit Pestiziden verunreinigte Lebensmittel. In Österreich werden die organophosphathältigen Wirkstoffe Chlorpyrifos, Chlorpyrifos-methyl, Phosmet und Dimethoat großflächig in der Landwirtschaft eingesetzt. Besonders Chlorpyrifos wird regelmäßig in verschiedensten Lebensmitteln nachgewiesen. GLOBAL 2000 Tests im Herbst 2010 haben den Wirkstoff Chlorpyrifos auch in Äpfeln von Schulbuffets gefunden.

 

Bereits mit dem Entschließungsantrag EA 631 hat das BZÖ den Bundesminister für Gesundheit aufgefordert im Einvernehmen und der Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur dem Nationalrat einen Gesetzesentwurf zur Einführung eines umfassenden Schulgesundheitsprogramms zuzuleiten, der auch folgenden Punkt berücksichtigt:


„Für Qualität und Menge der in Schulen und Kindergärten abgegebenen Lebens­mittel (möglichst frisch und gesund) sind verbindliche Richtlinien zu erarbeiten. Für die Schuljause sollen Empfehlungen für die Eltern erarbeitet werden.“

 

Auf Antrag der Abgeordneten Renate Csörgits beschlossen die Ausschussmitglieder von SPÖ und ÖVP, der Präsidentin des Nationalrates die Zuweisung der Vorlage an den Unterrichtsausschuss zu empfehlen.

 

Die unterzeichnenden Abgeordneten stellen daher an den Herrn Bundesminister für Gesundheit folgende

 

 

A N F R A G E

 

 

1.                  Setzen Sie Maßnahmen um Qualitätsstandards für Schulbuffets festzulegen, wenn ja, welche, wenn nein, warum nicht?

 

2.                  Setzen Sie Maßnahmen die darauf abzielen, die Aufnahme von schädlichen Chemikalien bei Kindern und Jugendlichen zu reduzieren, wenn ja welchem wenn nein, warum nicht?

 

3.                  Setzen Sie Maßnahmen, z.B. einen Erlass Ihres Ressorts, um die österreichischen Kindergarten und Schulbuffets generell auf die ausschließliche Verwendung biologisch erzeugter Produkte und damit auf pestizidfreie Lebensmittel umzustellen, wenn ja welche, wenn nein, warum nicht?

 

4.                  Setzen Sie Maßnahmen um Empfehlungen für Eltern bezüglich Qualitätsstandards der Schuljause betreffend Pestizide festzulegen, wenn ja, welche, wenn nein, warum nicht?

 

5.                  Sind Ihnen aktuelle Studien bezüglich der Belastung von Kindern und Jugendlichen mit Pestiziden bekannt,  wenn ja welche, wenn nein, warum nicht?

 

6.                  Geben Sie oder Ihr Ressorts Studien oder Tests bezüglich der Belastung von Kindern und Jugendlichen mit Pestiziden in Auftrag oder führen solche durch, wenn ja welche, wenn nein warum nicht?

 

7.                  Wie hoch ist die Pestizidbelastung von Kindern und Jugendlichen in Österreich generell?

 

8.                  Wird bei Kindern und Jugendlichen der ADI (Acceptable Daily Intake) im Rahmen der derzeit geltenden Grenzwerte ausgeschöpft bzw. überschritten? 

 

9.                  Welche Auswirkungen haben Organophosphate Ihren Angaben nach auf die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen?