9377/J XXIV. GP
Eingelangt am 30.09.2011
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ANFRAGE
des Abgeordneten Dr. Karlsböck
und weiterer Abgeordneter
an den Bundesminister für Gesundheit
betreffend Trikresylphosphat (TKP) - Nervengift in der Kabinenluft
In einer kürzlich veröffentlichten Studie ist es Forschern gelungen, das gefährliche Nervengift TKP im Blut von Flugpassagieren nachzuweisen. Mit einem neuartigen Testverfahren fand Clement Furlong von der University of Washington in Seattle Hinweise auf TKP in sechs von zwölf untersuchten Passagieren. Das Blut wurde jeweils ein bis zwei Stunden nach dem Flugende abgenommen, schreiben die Forscher im Fachjournal „Toxicology and Applied Pharmacology“.
Experten sehen die Ursache in der Frischluftzufuhr. Die gängigen Verkehrsflugzeuge sind mit hermetisch abgeschlossenen Druckkabinen ausgestattet. Daher muss die zum Atmen benötigte Luft künstlich von außen zugeführt werden. Dies geschieht mittels so genannter „Bleed Air“- auch Zapfluft genannt. Bei dieser Methode wird vom Triebwerk komprimierte Luft abgezapft und anschließend über die Klimaanlage in die Kabine geleitet. Aufgrund geringster technischer Defekte von den Turbinen kann nun TKP – welches ein gängiges Additiv bei Triebwerksölen ist – in die Kabine gelangen.
Sind diese giftigen Dämpfe in höherer Konzentration in der Kabinenluft enthalten, erinnern diese häufig an den Gestank alter Socken. Betroffene klagen über Symptome wie Atemnot, Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerz, Schwindelgefühle, Koordinationsprobleme und Sehstörungen. Darüber hinaus kann es auch zu Lähmungserscheinungen oder neurologischen Langzeitdefekten des Nervensystems kommen. Symptome bzw. gesundheitliche Beschwerden, die auf das Einatmen kontaminierter Kabinenluft in Flugzeugen zurückzuführen sind, werden häufig unter dem Begriff des “aerotoxischen Syndroms” zusammengefasst.
Die mögliche Gesundheitsgefährdung ist bereits seit Jahren bekannt. Beispielsweise berichtete das ARD-Wirtschaftsmagazin Plusminus am 03.02.2009 über kontaminierte Kabinenluft an Bord von Verkehrsflugzeugen. Die Redakteure hatten in den vorangegangenen Monaten gemeinsam mit Kollegen vom Schweizer Fernsehen SF Proben in Maschinen diverser Fluggesellschaften genommen und diese durch das Labor der Universität von British Columbia, Department of Health and
Epidemology, Professor Christaan van Netten, auswerten lassen. Ganze 90 Prozent der Proben wiesen Rückstände von TKP auf. Das österreichische Luftfahrtmagazin Austrian Wings berichtete am 24.5.2010 ebenfalls über die Problematik der kontaminierten Kabinenluft. In diesem Artikel wird unter anderem der Umgang der Airlines mit diesem Thema geschildert. Dieser lautet in entsprechenden Auszügen wie folgt: “(…) Die Fluglinien nehmen sich des Problems nur sehr zögerlich und widerstrebend an, beziehungsweise spielen es auf eine reine Geruchsbelästigung herunter. Passagiere und Besatzungsmitglieder werden über die möglicherweise gesundheitsgefährdende Belastung durch TCP im Unklaren gelassen. Die Pilotenvereinigung Cockpit sieht darin auch die Angst vor möglichen Schadenersatzforderungen betroffener Passagiere und Mitarbeiter. (…)“ Für Jörg Handwerg ist es jedoch höchste Zeit und “unabdingbar, dass die Fluglinien hier schnellstmöglich eine flächendeckende Untersuchung durchführen, d.h. auf allen geflogenen Mustern und dort auf verschiedenen Maschinen um entweder den Verdacht auf toxische Stoffe in der Kabinenluft auszuschließen oder ihn zu bestätigen. Sollte der Verdacht bestätigt werden, erwarten wir, dass man schnellstmöglich Filter entwickelt und verbaut um die Menschen zu schützen. Bis diese verfügbar sind, brauchen wir zumindest eine Warnanzeige im Cockpit um die Gefahr erkennen zu können. (…)”
In diesem Zusammenhang wurden in anderen Ländern bereits parlamentarische Anhörungen durchgeführt. (Senat Inquiries 2001, Australien/ House of Lords, UK 2003/ Anhörung im Tourismusausschuss des Deutschen Bundestages, BRD 2011).
In diesem Zusammenhang richten die unterfertigten Abgeordneten an den Bundesminister für Gesundheit folgende
ANFRAGE