9586/J XXIV. GP

Eingelangt am 20.10.2011
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ANFRAGE

 

der Abgeordneten Mag. Ewald Stadler,
Kolleginnen und Kollegen

an den Herrn Bundesminister für Wissenschaft und Forschung

betreffend Plagiatsaffäre eines Offiziers

 

Das Nachrichtenmagazin "Profil" (Ausgabe 17. August 2009), die Tageszeitung "Wiener Zeitung" (Ausgabe 12. Juni 2008) und die Online-Ausgabe des "Standard" (Ausgabe 20. August 2008)  berichteten, dass der Medienwissenschaftler und "Plagiatsjäger" Stefan Weber, Plagiate in einer, für ihn bislang unbekannten Dimension, in einer Dissertation eines Offiziers des Bundesheeres, Oberstleutnant Mag. Dr. Josef Schröfl, entdeckt hatte. Herrn Schröfl wurde in der Folge der Doktortitel aberkannt.

Weiters wird ausgeführt, dass besagter Offizier, auch seine mit „Sehr gut“ beurteilte Diplomarbeit weitgehend abgeschrieben habe. Bereits der erste Absatz im Vorwort sei, laut Weber, einfach aus der Microsoft-Enzyklopädie "Encarta" übernommen worden. Anschließend wurden offenbar Stichwörter einfach in die Arbeit hineinkopiert und zahlreiche Unterabschnitte aus einem Schulfernseh-Projekt übernommen. Als „pikantes Detail“ wird vermerkt, dass diese Diplomarbeit im Internet auf Diplomarbeitsbörsen nach wie vor zum Kauf angeboten wurde. Es heißt weiter, dass die Uni Wien das Aberkennungsverfahren bezüglich der Diplomarbeit von Herrn Schröfl einstellte.

Laut Tätigkeitsbericht 2009 des ÖIIP, betrieb Josef Schröfl im Jahr 2009 bei Univ.Doz. Heinz Gärtner erneut eine Dissertation im Fach Politikwissenschaft mit dem Titel „Implikationen der Huntington’schen Kulturparadigma auf die internationalen Beziehungen“.


Die unterzeichnenden Abgeordneten stellen daher an den Herrn Bundesminister für Wissenschaft und Forschung nachstehende

Anfrage

1.    Wieso wurde das Aberkennungsverfahren bezüglich des Magistertitels von Herrn Josef Schröfl seitens der Uni Wien eingestellt, obwohl der "Plagiatsjäger" Stefan Weber analysierte, dass es sich dabei größtenteils um Abschriften aus anderen Publikation, wie der Microsoft-Enzyklopädie "Encarta", handelt?

2.    Welche formalen Schritte hat die Universität Wien eingeleitet, nachdem bekannt wurde, dass die aufgrund des Plagiatsprüfungsverfahrens gesperrte Diplomarbeit von Herrn Schröfl nach wie vor im Internet zum Verkauf angeboten wurde?

3.    Wieso hat die Universität Wien nicht selbsttätig auch die Diplomarbeit von Herrn Schröfl auf Plagiarismus überprüft, nachdem Herrn Schröfl das Doktorat  aus demselben Grund aberkannt wurde?

4.    Ist beabsichtigt, ein neuerliches Plagiatsprüfungsverfahren bezüglich der Diplomarbeit von Herrn Schröfl einzuleiten, zumal auch die Dissertation von EU-Kommissar Dr. Johannes Hahn einer neuerlichen Plagiatsprüfung unterzogen wird?

5.    Welche Maßnahmen wurden durch das Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung gesetzt, um die Erschleichung von akademischen Graden durch Plagiate zu verhindern oder einzuschränken?

6.    Welche Konsequenzen sieht das Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung für Personen vor, welche sich an der Universität Wien einen akademischen Grad durch Plagiat erschlichen haben? 

7.    Wird seitens des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung in Erwägung gezogen, die Erschleichung eines akademischen Titels durch ein Plagiat, also wissenschaftlichen Betrug, unter das Strafrecht zu stellen, nachdem nunmehr auch Sportler, welche des Dopings überführt werden, dem Strafrecht unterliegen?